IFS-Studie: Digitalisierung in der Fertigung stagniert

Viele Unternehmen der Fertigungsindustrie hinken bei der Digitalisierung hinterher. Die Folgen könnten existenzbedrohend sein, wenn nicht rasch gehandelt wird. [...]

Die Studienergebnisse unterstreichen, dass die Fertigungsindustrie an einem kritischen Punkt steht: Während die Bedeutung der Digitalisierung unstrittig ist, hemmen unkoordinierte Prioritäten und fehlende Strategien die Umsetzung. (c) IFS
Die Studienergebnisse unterstreichen, dass die Fertigungsindustrie an einem kritischen Punkt steht: Während die Bedeutung der Digitalisierung unstrittig ist, hemmen unkoordinierte Prioritäten und fehlende Strategien die Umsetzung. (c) IFS

Eine von IFS veröffentlichte Studie beleuchtet die Herausforderungen, mit denen Unternehmen in der Fertigungsindustrie im Zuge der digitalen Transformation konfrontiert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz des Bewusstseins um die Dringlichkeit vielfach Strategien und klare Prioritäten fehlen, um geeignete Maßnahmen umzusetzen. Dies könnte für viele Betriebe fatale Konsequenzen haben.

Status quo der digitalen Transformation

Die Umfrage unter 815 Führungskräften aus der internationalen Fertigungsindustrie zeigt, dass alle Teilnehmenden den Einsatz von Technologie als entscheidend für den Unternehmenserfolg betrachten. Dennoch bezeichneten sich nur 10 Prozent der Befragten als digitale Vorreiter, während 65 Prozent sich selbst als Nachzügler einstufen, die sich in frühen Phasen der Digitalisierung befinden und noch keine konkreten Pläne für die Weiterentwicklung haben.

Ein besonders alarmierender Punkt der Studie ist die Einschätzung der Überlebensfähigkeit. 82 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen maximal ein bis drei Jahre überdauern würde, wenn keine Investitionen in die Digitalisierung erfolgen. Dabei wirkt die Diskrepanz zwischen Nachzüglern und Vorreitern besonders bemerkenswert: Letztere sehen sich durch ihre digitale Reife gut gerüstet, um bis zu fünf Jahre ohne zusätzliche Investitionen bestehen zu können.

Entscheidungshemmnisse und Prioritätenkonflikte

Ein wesentlicher Faktor, der die Digitalisierung bremst, ist die Überforderung durch ein Überangebot an Technologien. Mehr als 80 Prozent der Befragten schätzen nahezu alle verfügbaren Technologien als relevant ein, was zu einer Orientierungslosigkeit führt. Hinzu kommen unterschiedliche Prioritäten auf den verschiedenen Unternehmensebenen: Während Führungskräfte auf C-Level Cloud-Computing als entscheidend ansehen (94 Prozent), favorisieren Bereichsleiter IoT-Technologien (81 Prozent). Operative Mitarbeitende wiederum setzen ihren Fokus auf digitale Zwillinge (85 Prozent) und Künstliche Intelligenz (84 Prozent).

Zusätzlich erschweren organisatorische Hürden den Fortschritt. 22 Prozent der Befragten nannten mangelhaftes Change Management und 21 Prozent die Komplexität von IT-Systemen als größte Hindernisse. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit (ESG-Initiativen) herrscht Nachholbedarf: Nur 39 Prozent der Unternehmen arbeiten aktiv an Umsetzungsplänen, während 71 Prozent keine umfassende Strategie vorweisen können.

Potenziale der Digitalisierung

Trotz der Herausforderungen macht die Studie auch Mut: Viele Unternehmen erkennen die Chancen, die durch digitale Technologien und innovative Geschäftsmodelle entstehen, insbesondere im Bereich Lieferkettenmanagement. Fast alle Befragten (98 Prozent) verfolgen Strategien, die auf geografische Optimierungen setzen, etwa durch Verlagerung in stabilere oder näher gelegene Regionen. Digitale Vorreiter nutzen fortschrittliche Tools wie Szenario-Simulationen, während Nachzügler oft auf weniger integrierte Lösungen setzen.

Auch der Klimawandel wird zunehmend als Treiber für Veränderungen erkannt. 28 Prozent der Unternehmen sehen ihn als größte Herausforderung, wobei neue Ansätze wie die Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologischen, sondern auch wirtschaftlichen Nutzen bringen könnten.

„Die Fertigungsindustrie steht an einem Wendepunkt – obwohl die meisten Unternehmen die Dringlichkeit der digitalen Transformation erkannt haben, dominiert noch zu oft die Unentschlossenheit“, erklärt Maggie Slowik, Industry Director für Manufacturing bei IFS. „Sie warten auf bewährte Ergebnisse oder die Unterstützung durch einen vertrauenswürdigen Partner, bevor sie handeln. Dieses Zögern birgt Risiken: Je länger Hersteller abwarten, desto weiter fallen sie zurück. In einem volatilen Markt sind Resilienz und digitale Reife nicht nur Wettbewerbsvorteile – sie sind essenziell für das Überleben.“  


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