„Ein Backup- und Business-Continuity-Plan sind ein Muss“

Beim diesjährigen Veeam den Data Protection Report 2021 wurden auch 189 Unternehmen aus Österreich und der Schweiz befragt, wobei diese Länder erstmals als eine Region zusammengefasst wurden. Die COMPUTERWELT sprach mit Mario Zimmermann, Country-Manager von Veeam Österreich, darüber wie er die Daten des Reports für Österreich interpretiert. [...]

Mario Zimmermann, Country Manager Austria, Veeam Software (c) Veeam Software
Mario Zimmermann, Country Manager Austria, Veeam Software (c) Veeam Software

Im Data Protection Report wurden Österreich und die Schweiz zu einer Region zusammengefasst. Was ist Ihre Meinung dazu?

Der Veeam Data Protection Report 2021 ist mit 3.000 befragten Unternehmen die größte Umfrage seiner Art. Mit 189 Befragten können wir im A/CH-Raum auf eine kritische Menge an Daten zurückgreifen. Eine Erkenntnis aus der Befragung ist zum Beispiel, dass vier von fünf regionalen Unternehmen (80 Prozent) Daten und/oder Applikationen nicht so schnell wiederherstellen können, wie sie es sich wünschen beziehungsweise müssten. Diese „Verfügbarkeitslücke“ kann für Unternehmen zu einem massiven Problem werden – Kundenvertrauen, Reputation sowie Vertrauen der eigenen Mitarbeiter können Schaden erleiden.

Fast genauso viele Unternehmen in A/CH (78 Prozent) haben eine „Datensicherungslücke“. Datenverlust und Backup-Häufigkeit sind hier im direkten Zusammenhang zu betrachten. Im Fall der Fälle muss nämlich auf ältere Backup-Datenbestände zurückgegriffen werden, was nicht optimal ist, denn in der heutigen digitalen Welt können aktuelle Daten innerhalb weniger Stunden veralten. Aus meiner Sicht gibt es daher noch viel zu tun, um Datensicherheit und -verfügbarkeit in Unternehmen dauerhaft zu gewährleisten!

Wo liegen die größten Unterschiede des A/CH-Markts zu Deutschland und was sind die Gründe dafür? 

Grundsätzlich sind sich die Märkte Deutschland und A/CH recht ähnlich. Bei den Ergebnissen ist mir allerdings aufgefallen, dass deutlich mehr deutsche Organisationen unerwartete Ausfälle erleiden (96 Prozent) als der A/CH-Markt (86 Prozent). Die durchschnittliche Länge eines Ausfalls ist in Deutschland mit durchschnittlich 50 Minuten allerdings deutlich kürzer als in A/CH (71 Minuten). Der durchschnittlich längste Ausfall betrug in Deutschland 163 Minuten, während die ACH-Befragten von 174 Minuten berichteten. Das bedeutet für mich, dass deutsche Unternehmen anscheinend anfälliger sind, aber den Auslöser schneller identifizieren und beheben können als in A/CH. Die Gründe für die Ausfälle variieren leicht: in Deutschland liegen Server-Hardware- und Infrastruktur-/Netzwerk-Fehler mit jeweils 58 Prozent an der Spitze und in A/CH sind Server- (60 Prozent) und Storage-Hardware-Mängel (54 Prozent) ausschlaggebend.

Wie wichtig sind die Erkenntnisse des Veeam Data Protection Report 2021 für Sie beziehungsweise beeinflussen diese ihre Arbeit als Veeam Country Manager Austria?

Der Report ist ein Beweis für mich, dass Backup nach wie vor thematisiert werden muss – im Jahr 2021 und der Zukunft sowie über die Landesgrenzen hinaus. Außerdem zeigen die Daten, dass viele globale Unternehmen nach wie vor mit Herausforderungen in Sachen Datensicherheit zu kämpfen haben:

  • Mehr als ein Drittel der Backup-Jobs werden nicht im Rahmen des vorgegebenen Zeitfensters erfolgreich ausgeführt – somit muss die Backup-Häufigkeit reduziert werden, was wiederum die Datensicherungslücke vergrößert
  • Ein Drittel der Wiederherstellungen erfolgen nicht im Rahmen des definierten Service-Level-Agreements
  • Ein Viertel der Server erleiden jährlich einen ungeplanten Ausfall

Anders ausgedrückt heißt das: 63 Prozent aller Backups und 66 Prozent aller Wiederherstellungen sind erfolgreich. Somit werden insgesamt jedoch nur 42 Prozent der Daten und Anwendungen erfolgreich und in-time wiederhergestellt – und das Phänomen kann bei jedem vierten Server auftreten. 

Unterm Strich stellt das ein viel zu hohes Restrisiko dar, das nicht akzeptabel ist. Schon gar nicht, da IT in jedem Unternehmen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung signifikant an strategischer Bedeutung gewonnen hat. Wenn man jetzt noch andere möglichen Katastrophenszenarien miteinkalkuliert, dann wird umso deutlicher, wie geschäftskritisch sowohl Daten als auch Applikationen für Unternehmen sind. Ein Backup- und Business Continuity-Plan sind daher als must have zu werten. In meiner Rolle als Veeam Country Manager Austria sensibilisiere und thematisiere ich das tagtäglich. 

Als eine der drei Top-Herausforderungen, welche die digitale Transformation in den nächsten zwölf Monaten beeinflussen, nennen befragte Unternehmen in der DACH-Region mit 30 Prozent „veränderten Kundenbedürfnissen gerecht werden“. Um welche Kundenbedürfnisse handelt es sich?

Wir haben in den vergangenen Monaten digital-getriebene Innovationen gesehen, die ansonsten ohne COVID-19-Pandemie Jahre in der Umsetzung gebraucht hätten. Genauso rasch haben sich auch die Kundenbedürfnisse verändert. Unternehmensintern sind Themen wie Homeoffice plötzlich beliebt – sowohl bei Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern. Organisationen müssen attraktive Hybrid-Modelle schaffen, um ein interessanter Arbeitgeber zu sein. Im kommerziellen Bereich erwarten Kunden beispielsweise digitalen Service und Online-Shops, die rund um die Uhr verfügbar sind, denn definierte Ladenöffnungszeiten gibt es im digitalen Geschäftszeitalter nicht. Das führt zu kurzen Lieferzeiten bis vor die Wohnungstür und weitere Dienstleistungen, die plötzlich möglich sind. Die Welt hat sich zwar naturgemäß schon immer verändert, das hohe Tempo der letzten Monate ist allerdings ein Novum.

Es wird gerne betont, welche beschleunigende Wirkung die Pandemie auf die Digitalisierung hat. Digitalisierung ist ein weiter Begriff: Remote-Access auf das Firmennetzwerk, z.B. vom Homeoffice aus, ist das eine, aber die entsprechende Security-Infrastruktur zu schaffen, das andere. Wie sehr hinken entsprechende Maßnahmen hinterher und welchen Trend sehen Sie hier? 

Wie bereits erwähnt belegen Hardware-, Infrastructure/Network- und Application-Software-Ausfälle hier die ersten Plätze. Interessant ist, dass im Veeam Data Protection Report 2021 Cybersecurity-Vorfälle erst an sechster Stelle als Grund genannt wird. Dabei ist eine Cyber-Attacke aus meiner Sicht keine Frage von Ob, sondern Wann. Wenn präventive Maßnahmen zuvor ergriffen wurden, können viele Bedrohungen abgewehrt werden, aber im Grunde reicht schon ein einziger erfolgreicher Angriff, um das Business nachhaltig zu schädigen. Wenn man dann keinen Business Continuity-Plan, der ein Backup- und Disaster Recovery-Konzept mit vorsieht, zur Hand hat, dann steht man tatsächlich vor einem sehr ernsten Problem, das meist mit horrenden Kosten verbunden ist.

Aus meiner Sicht ist die Zukunft von Disaster Recovery definitiv die Cloud. Backups verlagern sich vermehrt von On-Premises Richtung Cloud, die dann von Cloud-Service-Providern verwaltet werden. Disaster-Recovery-Pläne können über Multi-Cloud-Umgebungen hinweg erstellt und getestet werden. In Folge sind die Daten dank der Cloud-Integration leichter verfügbar. Dennoch sollte dabei niemals vergessen werden, dass die Verantwortung für die Daten immer beim Datenbesitzer verbleibt – daher ist auch ein Backup in der Cloud obligatorisch! 


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