„Es werden keine Arbeitsplätze vernichtet, sondern Chancen geschaffen“

Christoph Becker, Geschäftsführer von ETC, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]

Christoph Becker, Geschäftsführer von ETC: "Jeder Job ist ein IT-Job – die Digitalisierung ist mittlerweile bei allen Berufstätigen angekommen (selbst Reinigungsmittel werden mobil erfasst) und KI ist gekommen, um zu bleiben." (c) APA-Fotoservice/Schedl

Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Erweiterte KI-Anwendungen: Künstliche Intelligenz wird weiterhin in verschiedenen Bereichen wie Gesundheitswesen, Finanzen, Bildung und mehr eingesetzt werden. Die Fähigkeiten von KI-Modellen werden sich in Bereichen wie natürliche Sprachverarbeitung, Bilderkennung und maschinellem Lernen sehr rasch weiterentwickeln. Mit der weltweiten Freischaltung von Microsoft Copilot wird ein KI-Tool in den meisten Büros zum Einsatz kommen.

Cloud-Technologien: Sie bieten Unternehmen eine beispiellose Flexibilität, Skalierbarkeit bei gleichzeitig erheblichen Einsparungspotentialen. Unternehmen können ihre IT-Ressourcen schnell anpassen, um auf veränderte Geschäftsanforderungen zu reagieren, sei es durch die Skalierung ihrer Infrastruktur auf- oder abwärts.

Kosteneffizienz: Durch Cloud-Technologien können Unternehmen erzielen. Anstatt in teure Hardware und Wartung zu investieren, können sie auf bedarfsorientierte, nutzungsbasierte Modelle umsteigen, was zu einer Reduzierung der Kapitalausgaben führt.

Cybersicherheit: Mit der zunehmenden Digitalisierung wird auch die Bedeutung von Cybersicherheit steigen. Dies umfasst die Entwicklung neuer Sicherheitstechnologien und -protokolle, um Daten und Privatsphäre zu schützen.

Nachhaltige Technologien: Angesichts des wachsenden Bewusstseins für Umweltfragen wird der Fokus auf nachhaltige und umweltfreundliche Technologien stärker werden. Dies könnte die Entwicklung von grünen Datenzentren, erneuerbaren Energien und umweltfreundlichen Materialien für die Technologieproduktion umfassen.

Remote-Arbeit und kollaborative Technologien: Remote-Arbeit bleibt ein fixer Bestandteil der Arbeit und ermöglicht auch fortlaufende Kosteneinsparungen, z.B. bei Reisekosten. Technologien, die virtuelle Zusammenarbeit ermöglichen und deren effektive Nutzung durch alle Arbeitenden werden weiterhin wichtig sein.

HR powered by Tech: Lösungen für die Evaluierung von Skills und das Matching von Personen mit Jobs und/oder Unternehmen werden weiter an Relevanz gewinnen. Sie helfen, den Rekrutierungsprozess zu objektivieren, und können große Mengen an Bewerber:innendaten effizient analysieren sowie Kandidat:innen identifizieren, deren Fähigkeiten und Erfahrungen am besten zu den Jobanforderungen passen. Sie helfen auch bei der Identifizierung von Schulungs- und Entwicklungsbedürfnissen der Mitarbeitenden, können Kompetenzlücken zu erkennen und personalisierte Lernpfade vorschlagen.

Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
Ja und teilweise Nein. Definitiv Ja, denn KI-Lösungen bieten ein breites Anwendungsspektrum und wir stehen aktuell noch ganz am Anfang bei deren Nutzung. KI bietet erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Sie kann die Effizienz steigern, Kosten senken, neue Produkte und Dienstleistungen ermöglichen und zu Wirtschaftswachstum beitragen. Und sie kann – zumindest teilweise – durch das Empowern von Mitarbeitenden einen Beitrag zur Milderung des Fachkräftemangels in einigen Branchen erbringen. Teilweise Nein, da Hypes oft zu unrealistischen Erwartungen an die Fähigkeiten einer Lösung führen. KI ist nicht allmächtig und hat auch ihre Grenzen, insbesondere aktuell in Bezug auf Kreativität, emotionale Intelligenz und ethisches Urteilsvermögen. Und wir müssen bereits jetzt erkennbare Probleme wie Datenschutz, Voreingenommenheit in Algorithmen, Arbeitsplatzverluste durch Automatisierung und die Kontrolle über mächtige KI-Systeme adressieren und zeitgerecht Lösungen dafür finden.

„Nutzen wir Technologie, um die soziale Kluft zu minimieren und damit unsere globalen Herausforderungen zu lösen. Science Fiction zeigt uns immer wieder: Es ist möglich – wir müssen nur daran arbeiten.“

Christoph Becker

Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Zunächst indem sie auf Cloud-Lösungen, Outsourcing und Managed Services setzen, um so einen Teil des Personalbedarfs abzudämpfen. Die ergänzende Implementierung von Automatisierungstools und künstlicher Intelligenz kann wiederkehrende und routinemäßige Aufgaben reduzieren, wodurch der Druck auf das IT-Personal verringert wird. Ich möchte den Blick allerdings besonders auf unerkannte Talente bzw. Skills im bestehenden Personal richten. Mit den Star Services der ETC ist es möglich, solch unerkannte Talente oder Skills zu erkennen und IT-Positionen intern nachzubesetzen. Durch Schulungen und Weiterbildungen können Unternehmen die Fähigkeiten ihrer aktuellen Mitarbeitenden erweitern. Dies kann die interne Entwicklung von IT-Kompetenzen und die Förderung von Mitarbeitenden auf anspruchsvollere IT-Positionen umfassen.

Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen, um IT-Security sicherzustellen?
Wir haben bei einem Schwesterunternehmen unserer Gruppe 2023 einen Hack miterlebt und waren durch einen teilweisen Ausfall von shared Services mitbetroffen. Wir haben unsere Systeme überprüft, Verbesserungen eingeführt aber vor allem am Bewusstsein aller Mitarbeitenden punkto Security gearbeitet, vor allem wie alle im Alltag mehr Vorsicht walten lassen können.

Welche Lehren ziehen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft?
Jeder Job ist ein IT-Job – die Digitalisierung ist mittlerweile bei allen Berufstätigen angekommen (selbst Reinigungsmittel werden mobil erfasst) und KI ist gekommen, um zu bleiben. Kaum ein IT-Trend der letzten Jahrzehnte hat einen solchen Einfluss auf jeden Einzelnen von uns. Beides zeigt: Es werden keine Arbeitsplätze vernichtet, sondern Chancen geschaffen. Für diejenigen, die damit umgehen können.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Definitiv wie schnell KI-Lösungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt sind und wie viele Menschen sie zumindest ausprobiert haben. Und unsere Star Services, mit denen wir Menschen und Unternehmen dazu befähigen, die positiven Aspekte der Technologie zu nutzen und die Digitalisierung souverän zu bewältigen. Gerade diese maßgeschneiderten Bildungs- und Talentmanagementlösungen werden Unternehmen bei der Erreichung ihrer Ziele in den kommenden Jahren wesentlich helfen..

Welche spannenden Projekte haben Sie 2023 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Mit Job-Screening, einem der Star Services, haben wir 2023 gemeinsam mit BEST/AMS bereits über 2.000 Screenings durchgeführt und Menschen auf versteckte Talente bzw. vorhandenen Skills für den IT-Bereich erfolgreich abgetestet. Das ist einerseits ein ganz wesentlicher Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels als auch ein wichtiger Beitrag Menschen wieder in den Arbeitsprozess zu bringen.

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde er lauten?
Nutzen wir Technologie, um die soziale Kluft zu minimieren und damit unsere globalen Herausforderungen zu lösen. Science Fiction zeigt uns immer wieder: Es ist möglich – wir müssen nur daran arbeiten.


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