[unit]IT: „Jeder Vorstand sollte sich mit Digitalisierung befassen“  

Der ITWelt.at-Roundtable über das Thema digitale Transformation brachte interessante Sichtweisen und spannende Insights. Hier die Statements von Michael Esterl, COO bei [unit]IT. [...]

Michael Esterl, COO bei [unit]IT (c) timeline/Rudi Handl
Michael Esterl, COO bei [unit]IT (c) timeline/Rudi Handl

Wo liegen die Schwerpunkte von [unit]IT? 

Wir haben einen großen Stammkundenanteil und sind stark im SAP/ERP- und Netzwerk-Bereich tätig. [unit]IT ist ein Joint Venture der Atos Technologies Austria GmbH und der Austria Metall AG. Wir sind vor allem im Mittelstandssegment in Oberösterreich sehr präsent. 

Welche Rolle spielt KI bei der aktuellen  Phase der digitalen Transformation? 

Eine zentrale Rolle spielt der große Switch von der On-premises-Welt in die Cloud-Welt: Der Wechsel von lokalen Systemen zur Cloud ebnet den Weg, doch die breite Adoption von KI-Technologien steht in kleineren Betrieben noch aus. Somit kann man sagen, dass KMUs im digitalen Wandel am Beginn ihrer KI-Revolution stehen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, von Ressourcenmangel bis hin zu Unsicherheiten über den Nutzen. Dennoch bieten KI-Technologien enorme Potenziale hinsichtlich Effizienzsteigerung und Innovation. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von KI-Tools ermutigen wir unsere Kunden, diese Technologien aktiv zu nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Wir sind uns sicher, dass eine frühzeitige Integration von KI entscheidend für den zukünftigen Erfolg von Unternehmen sein wird. 

Wo befinden sich Unternehmen in ihrer digitalen Transformation? Sehen Sie beispielsweise branchenspezifische Unterschiede?  

Was wir sehr intensiv sehen, sind die Unterschiede in den Betriebsgrößen. Die großen und mittelständischen Industriebetriebe mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz sind schon sehr weit beim Thema Digitalisierung. Sie wissen sehr genau, wo sie hinwollen. Es ist immer interessant, mit den Kunden gemeinsam den Weg der digitalen Transformation zu gehen oder eine Implementierung umzusetzen. 

Bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sieht die Situation anders aus. Viele Unternehmen sind noch nicht so weit, wie wir es gerne sehen würden. Dies hat verschiedene Gründe. Für viele Unternehmen ist die Digitalisierung mit hohen Kosten verbunden. Es bedarf eine Änderung der Rahmenbedingungen, um KMUs zu unterstützen damit diese effizienter werden und sich im Wettbewerb behaupten können. Das größte gegenwärtige Problem stellt jedoch der Fachkräftemangel dar. Dieser Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv. Einerseits freue ich mich über jeden neuen IT-Kollegen oder jede Kollegin, die sich neu orientieren möchten. 

Andererseits ist es als COO meine größte Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Die [unit]IT verfügt zum Glück über ein erstklassiges Team. 

Früher musste sich der Bewerber bei einem Unternehmen optimal präsentieren, nun ist es umgekehrt: Unternehmen müssen um Bewerber werben.

Wie beurteilen Sie den Status quo der Cloud Journey? 

Ein sehr spannendes Thema. Viele neue Technologien werden in absehbarer Zeit nur in der Cloud funktionieren. Die großen Anbieter SAP oder Microsoft setzen bereits heute schon ausschließlich auf die Cloud. Hyperscaler und Softwareanbieter sind hier die Haupttreiber. Auch das Thema Cybersicherheit beschleunigt die Cloud-Thematik. Im ERP-Bereich sind Cloud-Anwendungen differenziert zu diskutieren. Gegenwärtig ist ein hoher Individualisierungsgrad bei großen SAP-Systemen in der Cloud nicht möglich. Es gibt einen Trend hin zur Standardisierung. Gegenwärtig warten viele IT-Leiter auf Referenzen von erfolgreich umgesetzten Cloud-Projekten. Man tendiert hier dazu abzuwarten, um sich die Entwicklung beim Mitbewerber anzusehen. 

Ich schätze aber, dass bis 2030 auch im ERP-Bereich Cloud vorherrschen wird. Für uns als Provider ist es eine interessante Aufgabe, die nächsten Schritt mit den Kunden in Richtung Cloud zu gehen. Das wird unsere Hauptaufgabe in den nächsten Jahren sein.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihnen und Ihren Kunden? 

Unsere Fahrzeugflotte besteht überwiegend aus Elektroautos, und wir halten uns strikt an strenge Umweltschutzrichtlinien. Für mich ist der größte Treiber Homeoffice. Wir haben als global agierendes Unternehmen Dienstreisen auf ein Minimum reduziert und arbeiten großteils remote. Wir haben drei verschiedene Bürostandorte, viele internationale Kollegen und Kolleginnen und eine umfangreiche Regelung für Homeoffice sowie für mobiles Arbeiten. 

Eine besonders interessante Entwicklung ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz in ERP-Systemen, um beispielsweise den CO2-Fußabdruck direkt aus dem ERP-System abzulesen. Diese Entwicklung unterstützt Unternehmen zum Beispiel dabei, ihre Umweltauswirkungen effizient und präzise zu überwachen und zu managen. Dies leistet einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von Nachhaltigkeit. Jedes Unternehmen ist angehalten, auf dem Weg der Nachhaltigkeit voranzuschreiten.

Wie sollten sich Unternehmen aufstellen, um das Maximum aus der Transformation herauszuholen? Wie macht das [unit]IT?

Unser Leitsatz bei [unit]IT ist: Nicht das Management oder Eigentümer zahlt den Lohn, sondern der Kunde. Wir arbeiten also sehr kundenorientiert. Die Pandemie hat die Bedeutung digitaler Kommunikation verstärkt, aber direkter Kundenkontakt bleibt für uns von großer Bedeutung. Es ist essentiell, über das Jahr Gespräche mit dem Kunden vor Ort zu führen, auch auf Management-Ebene, um alles auf den Tisch zu legen, was gut gelaufen ist und was nicht. Danach werden Pläne für die nächsten Jahre gemeinsam entwickelt. Wir sind sehr aktiv, um unseren Kunden das Beste zu geben. Das funktioniert sehr gut. Als kleines regional agierendes Unternehmen haben wir die großen Atos-Kapazitäten im Hintergrund. Wir sind beim Kunden vor Ort und profitieren vom internationalen Delivery durch Atos. 

Sehen Sie die Transformation als Chef-Sache?

Wir definieren die digitale Transformation natürlich auch als Chefsache. Wenn sich mit der Pandemie etwas geändert hat, dann die Erkenntnis, dass Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad wesentlich resilienter sind. Das heißt, sie kommen wesentlich besser durch Krisen können danach schneller skalieren. Es gab während der Pandemie auf Vorstandsebene die Diskussion, ob es einen „Digitalisierungsvorstand“ geben sollte. Meine Meinung ist, dass jeder Vorstand sich mit Digitalisierung befassen muss. Die Strategie muss vom obersten Management ausgehen, egal ob IT-Unternehmen oder Industriebetrieb. Dazu gehört auch die digitale Transformation, die Chefsache sein muss. Der CEO braucht kein „Wunderwuzzi“ sein, er muss keinen Switch konfigurieren können. Er braucht aber die Übersicht, welche Transformationsprozesse notwendig sind. Meine Erfahrung ist, dass jedes Unternehmen eine Digitalisierungs-Strategie braucht, die gemeinsam mit den Keyusern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt werden muss. Wenn diese fertig und breit diskutiert worden ist, funktioniert die digitale Transformation in der Regel auch sehr gut. 

Welchen Ratschlag würden Sie Unternehmen in Richtung der Herausforderung Fachkräftemangel geben?  

Im Hinblick auf HR- und Bildungsinitiativen identifiziere ich zwei Schlüsselbereiche von besonderer Bedeutung für die IT-Branche: Zum einen sollten wir verstärkt das duale Ausbildungssystem in den Fokus rücken, das in Österreich hervorragend funktioniert. Wir sind bereits in der Lehrlingsausbildung aktiv und beabsichtigen, unsere Bemühungen in diesem Bereich weiter auszubauen. Zum anderen ist es von entscheidender Bedeutung, den Anteil von Frauen in technischen Berufen signifikant zu erhöhen. Beide Maßnahmen könnten einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten.

Der ITWelt.at-Roundtable digitale Transformation vom 13. Februar 2024 kann hier nachgehört werden. 


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