IT-Strategien: Drei Fragen an die IKT-Branche

Wir haben in einer Umfrage 20 Experten von in Österreich tätigen IKT-Unternehmen drei Fragen über IT-Strategien gestellt. Hier finden Sie alle 60 Antworten auf Fragen nach den Top-IT-Prioritäten für 2014 oder den Fallstricken bei der Planung einer modernen IT-Strategie. [...]

Gerald Huhn, Managing Director SNP AUSTRIA

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Die IT ist längst zum Business-Treiber und Quelle für neue Geschäftsmodelle geworden. Hierdurch definiert sich die Beziehung zwischen IT und Geschäft neu.
Eine IT-Strategie als reiner Selbstzweck bringt wenig. Sie muss konsequent an der Unternehmensstrategie ausgerichtet werden und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens voll unterstützen. So beeinflussen beispielweise zukünftige Veränderungen der Geschäftsfelder, Regionen oder Länder, aber auch die zunehmende Digitalisierung die IT-Strategie ebenso wie Anforderungen der Auftraggeber und Partner, gesetzliche Vorschriften und die Erwartungen der Mitarbeiter.
Erfolgreiche Unternehmen synchronisieren signifikant häufiger beide Strategien miteinander. So lernen Business und IT voneinander, und die Zusammenarbeit verbessert sich. Es lässt sich klar erkennen, dass sich so Geschäftsziele schneller erreichen lassen, die Produktivität der Mitarbeiter steigt und Potenziale effizienter gehoben werden können.

Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
In vielen Unternehmen ist die IT-Systemlandschaft historisch gewachsen – und das war lange eine gangbare Lösung. Weil die Anforderungen aber stetig zunehmen und Unternehmen wachsen wollen, stoßen derartige Flickenteppiche heute oftmals an ihre Grenzen. Statt eines integrierten, einheitlichen IT-Konzeptes haben Firmen viele Insellösungen im Einsatz. Diese sind meist nicht miteinander verknüpft, entsprechend ist manuelles Nacharbeiten an der Tagesordnung. Weitere Folgen sind hohe Projektrisiken, hohe Integrationskosten und eine im Betrieb weder leistungsfähige noch wirtschaftliche IT.
Daher sollten Unternehmen ihren IT-Betrieb so standardisieren, dass er die gesamte Prozesskette durchgängig, also End-to-End, abbildet und unterstützt. Zudem können Firmen eine spezielle Lösung nutzen, die Werkzeuge und Integrationstests beinhaltet. Solch eine Lösung zeigt, welche Anwendungen installiert sind, und warnt, wenn etwa ein Systemupgrade zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen auf andere Komponenten oder gar zu einem Systemausfall führen könnte.
Ganzheitliche IT-Lösungen unterstützen Geschäftsabläufe, schaffen Transparenz und Struktur und vereinfachen Abläufe und Prozesse. Die IT sollten den Wertschöpfungsprozess exakt abbilden und nicht nur punktuell unterstützen.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?

Um Herausforderungen wie Big Data zu begegnen oder das Zukunftsthema Industrie 4.0 umzusetzen, müssen Unternehmen im Bereich IT optimal aufgestellt sein. Grundlage dafür sind jedoch verlässliche Daten und Datenquellen.
Eine solch hohe Datenqualität kann nur durch klar strukturierte und einheitliche IT-Systeme gewährleistet werden. Entsprechend glauben wir, dass die Themen IT-Harmonisierung und IT-Konsolidierung in 2014 einen hohen Stellenwert für Anwender haben werden.
In der Geschäftswelt von heute werden auch Analyselösungen immer wichtiger. Auch hier ist die IT gefordert, die richtigen Grundlagen zu schaffen: Business Intelligence und Analytics spielen eine maßgebliche Rolle dabei, wie sich Geschäftsmodelle verändern und neu definieren lassen.


Daniel Baur, Managing Director Accenture Österreich

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
In unsere Studie „Technology Vision 2014“ haben wir sechs IT-Trends identifiziert, die die Kräfteverhältnisse auf den Märkten neu ordnen werden. High Performance Unternehmen müssen heute eine digitale Strategie verfolgen, um die Vorteile von Mobility, Datenanalyse und Cloud Computing zu nutzen. Dann profitieren sie von verbesserten Geschäftsprozessen, Informationen in Echtzeit, und verändern die Art, wie Daten verwaltet und genutzt werden.

Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Nur jedes fünfte Unternehmen integriert seine Daten über alle Abteilungen hinweg. Dies ist jedoch eine Voraussetzung für den neuen Blick auf Informationsnutzung. Künftig wird es darum gehen, die Verarbeitung von Daten als Lieferkette zu begreifen: Daten werden genutzt, geteilt und weiterverwendet, so wie andere Produkte auch. Google zeigt, wie dieser Ansatz noch ausgebaut werden kann. Seit das Unternehmen seine Programmier-schnittstellen geöffnet hat, arbeiten mehr als 800.000 Websites mit Daten aus Google Maps.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
In Zukunft werden Unternehmen dann erfolgreich sein, wenn sie digital denken und auf zukunftsträchtige IT-Technologien setzen. Es braucht eine digitale Vision für die Kundenbindung durch intelligente Produkte, die Lieferketten, den Service, und die Art und Weise, wie im Unternehmen Daten zu entscheidungsrelevanten Information werden. Technologie ist heute zum Kern von nahezu allen Teilen eines Unternehmens geworden. Deshalb muss der gesamte Vorstand – nicht nur der CIO – die Auswirkungen neuer Technologien auf bestehende Geschäftsmodelle verstehen, verinnerlichen und mitgestalten.

Damianos Soumelidis, Geschäftsführer Hexa Business Service

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Megatrends wie Mobilität, Nähe zum Endkunden, Wünsche der Business Units an die IKT –  seit neuestem verstärkt aus dem Marketing – lassen nur einen strategischen Schluss zu: Unternehmen müssen sich mit Sourcing-Fragen beschäftigen. Was und an wen kann ich auslagern, welche Commodity Services kann man standardisieren um Kosten zu senken, wie halte ich das Leistungsniveau der IT hoch? Unternehmen müssen davon ausgehen, dass die IKT nur eine Richtung kennt und die heißt „schneller, komplexer und fordernder“. In der Fertigungstiefe liegt der Schlüssel einer modernen und leistbaren IT-Strategie.
 
Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Der wichtigste Schnitt passiert auf der Prozessebene. Um Einzellösungen zusammenzufassen, werden zunächst die Vorstellungen und Wünsche der Abteilungen evaluiert. Danach erfolgt die Annäherung, entweder durch den Chief Process Officer oder den CIO, oft mit Moderationsunterstützung seines IT-Beraters. Zu einer ganzheitlichen Lösung zu kommen bedeutet, überlappende Faktoren mit vorhandenen und neuen Architekturen in Einklang zu bringen. Integration ist zuerst ein Bedarfsthema, in der Planung folgt man dann dem Prinzip des sinnvoll Machbaren.
 
Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
Um agil zu bleiben brauchen wir kürzere Entscheidungszyklen und einen gewissen Risikospielraum. Denn an den Megathemen führt kein Weg vorbei. Sogar wertkonservative Branchen werden sich mit Mobility befassen müssen und Sourcing-Modelle sind die einzige Alternative, um trotz sinkender Budgets effektiv weiter zu planen. Raus aus der Komfortzone, mehr „Let´s do it – Mentalität“ und Risikofreude sind gefragt.


Robert Ludwig, Head of Marketing NextiraOne Austria

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Diesbezüglich gibt es gleich mehrere Punkte, die für einen Anwender zukunftsweisend sind. Maßgeblich wichtig ist eine moderne IT-Architektur, die das tragfähige Element für die Kommunikation darstellt. Ob Sprache, Video, Presence oder Instant Messaging: alles läuft über das Datennetz.
Als nächster Einflussfaktor ist die Arbeitsplatzstrategie des Unternehmens anzuführen. Wird von außen auf Firmendaten zugegriffen, so sollte dies in ausreichender Qualität, Bandbreite und Sicherheit erfolgen. Verfügen die MitarbeiterInnen über mobile Endgeräte, ist Endpoint-Security eine wichtige Komponente der Strategie. Zusätzlich dazu sollte die jährlich steigende Datenmenge berücksichtigt und abgedeckt werden. Daher ist eine leichte Erweiterungsmöglichkeit sehr entscheidend. Ob Projektdaten, Buchhaltungsdaten oder Lernvideos – alles ist sicher zu verwalten und oft über Jahre aufzubewahren.
 
Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Heutzutage gibt es meistens pro Applikation einen Server z.B. für SAP, CRM, Mail, Fileserver etc.. Um diese Daten sicher zu verwalten kann entweder jeder einzelne Server redundant ausgeführt werden oder ein Data Center kommt zum Einsatz. Dabei kommt es durch die Anwendung von Server-Virtualisierung, Storage und laufenden Backups zu einem hohen Sicherheitsstandard. Diese „Private Cloud“ ist für Unternehmen aller Größen und Branchen ein Thema. Dabei muss die Zugriffsverwaltung über eine Firmenpolicy geregelt werden, damit beispielsweise ein Gast ins Internet kommt, aber nicht auf Kundendaten zugreifen kann.
Für die einfache Wartbarkeit dieser Gesamtlösung empfiehlt sich ein Ansprechpartner, der SPOC – single point of contact. Entscheidend ist, dass alle Komponenten der Gesamtlösung aufeinander abgestimmt und permanent auf den aktuellen, sicheren Stand gebracht werden.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
Als erste Priorität würde ich die Sicherheit der Unternehmensdaten ansehen. Ein Verlust dieser, bzw. wenn diese in falsche Hände geraten, wäre für ein Unternehmen fatal.
Zweite Priorität muss meiner Meinung nach die Arbeitsplatzstrategie sein. Über die Verwendung von Smartphones und Tablets der MitarbeiterInnen und der damit verbundenen Einbindung dieser Endgeräte in die IT-Infrastruktur kommt man nicht mehr herum. Das bringt auch sehr viel an Freiheit für die MitarbeiterInnen und steigert die Attraktivität als Arbeitgeber. Natürlich mit vollem Zugriff auf die Unternehmensdaten und Kommunikationstools wie Sprache, Video, Konferenzen – unabhängig vom Aufenthaltsort.
Als dritten Punkt würde ich die Sicherung der Verfügbarkeit und die leichte Bedienbarkeit erwähnen. Laufendes Monitoring der Komponenten, Update der aktuellen Securityreleases, und rascher Austausch im Fehlerfall sind lebensnotwendig und verleihen dem Nutzer ein Gefühl der Verlässlichkeit des Unternehmens.
Als vierten Punkt ist es mir wichtig den Komfort anzusprechen. Heute benötigt jeder überall Passwörter, die mehrstellig und komplex sind und laufend geändert werden müssen. Dies kann zum Gegenteil dessen führen, was eigentlich erreicht werden soll. Die Lösung heißt „single sign on“: EIN Passwort, auch wenn es mehrstellig und komplex ist, kann man sich leicht merken und die Sicherheit ist gegeben.


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