IT-Strategien: Drei Fragen an die IKT-Branche

Wir haben in einer Umfrage 20 Experten von in Österreich tätigen IKT-Unternehmen drei Fragen über IT-Strategien gestellt. Hier finden Sie alle 60 Antworten auf Fragen nach den Top-IT-Prioritäten für 2014 oder den Fallstricken bei der Planung einer modernen IT-Strategie. [...]

Peter Kampf, Geschäftsführer COMPAREX Austria

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Anforderungen werden die notwendigen technologischen Ressourcen immer komplexer und der versierte Umgang mit IT-Systemen auf Unternehmensseite zunehmend schwieriger. Um den Balanceakt zwischen Kosteneffizient und erfolgreichem Ressourcenmanagement zu meistern, bedarf es einer klaren IT-Strategie, in die neue Technologien und Methoden kontinuierlich eingearbeitet werden können. Da nur der effiziente Einsatz von IT-Ressourcen Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile verschafft, ist es besonders wichtig, dass Unternehmen durch IT-Investitionen wie modernes Beschaffungsmanagement oder IT-Outsourcing Kosten senken und so Geschäftsprozesse optimieren.

Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?

In Unternehmens-Netzwerken ist erfahrungsgemäß eine Vielzahl unterschiedlicher IT-Systeme im Einsatz. Hier den Überblick zu behalten, wird immer schwieriger, weshalb es einer Strategie für eine ganzheitliche Unternehmens-IT bedarf. Um diese Herausforderungen optimal meistern zu können, sind die Festlegung von Verantwortlichkeiten sowie Ressourcenmanagement und Prozesseffizienz unumgänglich. Die IT ist mittlerweile ein elementarer Bestandteil nahezu aller Unternehmensbereiche und zunehmend essenzieller Wertschöpfungsfaktor.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?

In den vergangenen Jahren haben sich bereits Trends abgezeichnet, die auch 2014 Thema sein werden. Auf Anwenderseite sehe ich Schwerpunkte bei Sicherheit und Datenschutz sowie Workspace of the Future – beide Bereiche werden vor allem in Hinblick auf Mobilität und dem Trend zu „Bring Your Own Device“ (BYOD) zunehmend interessanter. Einen weiteren Fokus sehe ich im Bereich Sourcing-Strategien: Vor allem die Einkaufsoptimierung wird immer mehr zum Thema. Wir bei COMPAREX decken auch das mit unseren SoftCare-Lösungen ab.

Michael Hubrich, Regional Director DACH hybris

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Eine IT-Strategie soll gesamtheitlich zum Unternehmen passen, sämtliche Fachabteilungen müssen vor der Implementierung einer Strategie eingebunden sein. Die IT wandelt sich aktuell vom COST-Center zum zentralen Ansprechpartner und Experten im Betrieb. Denn wer Trends und Innovationen in sein Unternehmen holen und seinen Kunden anbieten will, muss entsprechende Tools in die Unternehmensstruktur eingliedern. Da kommt die IT ins Spiel. Aus meiner Sicht ist die IT heute kein reiner Dienstleister, sondern nimmt immer mehr die Position eines „Innovators“ ein.
      
Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Grundsätzlich gilt: Möglichst auf eine Plattform setzen und so viel wie möglich aus seiner Hand bekommen! Nur so können Schnittstellenprobleme weitestgehend vermieden werden, Kosten bleiben kalkulier- und überschaubar und man kann unkompliziert weitere Schritte hinsichtlich Erweiterung setzen.
 
Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
Die IT muss auf die rasanten Entwicklungen in den Bereichen Usability, Verfügbarkeit, Sicherheit und Compliance Rücksicht nehmen. Wenn immer mehr Kunden online suchen, buchen, kaufen, verkaufen – dann muss das eine moderne IT-Lösung bieten! Das Nutzerverhalten hat sich wesentlich verändert, die „Digital Natives“ sind nicht mehr die SchülerInnen von heute, sondern werden zur kaufkräftigsten Klientel. Und da spielt „Mobile“ eine ganz große Rolle. Dieses Faktum trifft natürlich die IT in vielen wesentlichen Bereichen. Höhere Effizienz und Performance im Betrieb zählen natürlich ebenso zu den Top-Prioritäten für den IT-Bereich.

Karl Zimmermann, Geschäftsführer Sage Österreich

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
1. Trend: Nachfrage nach Mobile-Lösungen & der Cloud ungebrochen…
Die starke Nachfrage nach mobilen Lösungen zeigt, dass dieser Trend ungebrochen ist und 2014 noch an Fahrt aufnehmen wird. Zudem wächst auch die Kombination aus fest installierten Betriebswirtschaftslösungen und Cloud-Modulen überdurchschnittlich stark. Die Treiber von Cloud-Anwendungen sind auch die mobilen Endgeräte, deren Verkaufszahlen im vergangenen Jahr wieder neue Rekorde gebrochen hatten. Mittelständische Unternehmen haben den Nutzen mobiler Lösungen – etwa für den Außendienst, für das Arbeiten auf Dienstreisen oder im Home-Office – längst erkannt und fragen immer mehr nach mobilen Lösungen.
2. Trend: E-Commerce eröffnet neue Kundenkanäle
„Mittelstand goes E-Commerce“ ist ein Trend, der immer mehr Firmen erreicht. Denn der Online-Handel ermöglicht vielen mittelständischen Handelsunternehmen, die bislang nur einen stationären Handel besitzen, völlig neue Absatzwege. Die bei Sage registrierte erhöhte Nachfrage nach Webshop-Lösungen unterstützt diese Aussage.
3. Trend: Sensibilität in Sachen Datensicherheit steigt – Cloud Computing muss dabei kein Widerspruch sein
Lange Zeit war das Thema Datensicherheit nicht auf der obersten Agenda mittelständischer Unternehmen. Nicht zuletzt der NSA-Skandal hat viele Firmeninhaber und Geschäftsführer aufschrecken lassen. Aber auch vermeintlich besser kontrollierbare Gefahren wie Hacker-Attacken oder Viren werden vermehrt zur Gefahr für den Mittelstand. Denn mittlerweile sind fast alle mittelständischen Unternehmen abhängig von der IT. Es erscheint paradox, aber gerade bei kleinen Mittelständlern können Cloud Computing-Lösungen häufig ein viel höheres Maß an Risikovorsorge und Sicherheit gegen Datendiebe gewährleisten als die eigenen IT-Systeme. Denn hier kümmern sich professionelle Anbieter um die IT-Sicherheit, die Datenspeicherung und um Notfallkonzepte.
4. Trend: Industrie 4.0 wird langsam aber sicher zum Thema
Was mit dem Stichwort „Internet der Dinge“ begann, setzt sich im Begriff „Industrie 4.0“ fort: Angestrebt ist eine Vernetzung von Maschinen, Dingen und Menschen bzw. deren IT-Endgeräten, mit dem Ziel einer selbstregulierten Steuerung von Prozessen. Zwar gibt es noch nicht die ganz großen Industrie 4.0-Konzepte beim kleineren Mittelstand, jedoch hält auch hier das Ziel, möglichst viele Prozesse voll zu automatisieren, weiter Einzug. Im Jahr 2014 werden wir weitere solcher Beispiele sehen.
5. Trend: Datenflut beherrschbar machen
Big Data – also der Trend zur Auswertung von riesigen Datenbeständen – ist heute überwiegend ein Thema in Großunternehmen und Konzernen. Aber auch immer mehr kleinere Mittelständler kämpfen mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Daten, die strukturiert und aufbereitet werden müssen. In vielen kleinen mittelständischen Betrieben liegen diese Daten häufig noch an den unterschiedlichsten Stellen. Der Mittelstand hat zunächst kein Big-Data-, sondern vielmehr ein Lost-Data-Problem. Vielen Unternehmen wäre daher schon sehr geholfen, die verstreuten Datenbestände in einer IT-Lösung zu vereinigen oder die verschiedenen Module sinnvoll zu integrieren, wie es moderne Betriebswirtschaftslösungen tun.“

Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Grundvoraussetzung für die Integration ist eine moderne Webtechnologie, die anhand von Webservices online mit anderen Lösungen kommunizieren kann. So wird beispielsweise bei Sage ERP die Kommunikation mit CAD-Systemen für die Automatisierung des Informationsflusses zwischen Konstruktion und Arbeitsvorbereitung eingesetzt. Normteile werden vom ERP an CAD übergeben und die Zeichnung, Stückliste und Arbeitsplan ins Sage ERP eingespielt. Das spart viel Zeit und reduziert die Fehlerquote für den Kunden.
Diese Technologie findet ebenso bei der Verbindung mit Webshops / Einkaufsportalen großen Anklang, weil online Preise, Produktdaten, Verfügbarkeit abgefragt werden können.
Wir arbeiten verstärkt mit Anbieter komplementärer Lösungen zusammen, damit bei der Kundeninstallation schon die Standardintegration lauffähig ist. Das spart Zeit und Geld unserer Kunden.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
Industrie 4.0 wird weiter den Mittelstand erobern und für Konkurrenzfähigkeit sorgen. Mit unseren Branchenlösungen Sage WINCARAT 7 für Spritzguss, Sage ERP b7 für Industrie / Handel sowie Sage ERP X3 für internationale Unternehmen und Dienstleister.  
Stichwort Big Data – wir arbeiten weiter daran, aus der Datenflut lesbare Informationen zu machen und diese mundgerecht für die Benutzer aufzubereiten.
Wir werden weiter in die Usability unserer Lösungen investieren, damit wir dem Motto „Joy of use!“ wirklich gerecht werden!

Wolfgang Kuzel, Senior Business Developer Tieto Austria

Was müssen Anwender bei der Planung einer modernen IT-Strategie berücksichtigen?
Wer heute Erfolg haben will muss seine IT offen und flexibel konzipieren. Die Lösungen sollten einerseits ausbaufähig sein, um die künftige Betriebsentwicklung zu unterstützen wie auch flexibel genug, um auf unterschiedlichen Systemen reibungslos zu funktionieren. Mobile Geräte sind zur Informationsdrehscheibe geworden und liefern ortsunabhäng und realtime genau jene Information, die der Anwender braucht. Sie dürfen in der Planung nicht fehlen.
Wichtig sind auch Grundsatzentscheidungen über Zentralisierung, Standardisierung und daraus resultierender Auslagerung an externe Provider oder in die Cloud und die langfristige Unternehmensplanung mit Fragen wie z.B. „Werde ich in Zukunft mein Geschäft lokal machen und/oder Mobil? Über Multi-Channel Vertrieb etc. Auch die Vernetzung und Zusammenarbeit von lokalen mit internationalen Teams muss bedacht werden.

Wie können einzelne Lösungen besser in eine ganzheitliche Unternehmens-IT zusammengefasst bzw. integriert werden?
Wenn man sich an Standards orientiert ist das ganz einfach. Wichtig ist, sich auf maximal zwei Plattformen zu beschränken.

Wo sehen Sie auf Anwenderseite die Top-IT-Prioritäten für 2014?
Eine Priorität für 2014 ist das Thema Innovation. Die IT muss funktionsübergreifende Teams bzw. die intensive Zusammenarbeit dieser Teams (Collaboration) auf lokaler und internationaler Ebene aufbauen. Aber auch die Bereiche Mobiles Arbeiten, Integration in Soziale Netzwerke, einfache Bedienung (Usability), Bring your own Device mit Zugriff sowohl auf Privatdaten als auch Firmendaten werden Themen für 2014.  Eine Top-Priorität wird auch die intelligente Fabrik, bei der die reale mit der virtuellen Welt verschmilzt und die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourcen-Effizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet.


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