Der Irrtum der Insellösungs-Integration

In Unternehmen organisieren häufig verschiedene Abteilungen einzelne Integrationsvorgänge selbst und ohne ausreichende Abstimmung mit der IT-Abteilung. In einem Gastbeitrag beschreibt Werner Rieche, President DACH der Software AG, welche Vorteile die Nutzung einer einzigen Plattform für die Integration aller Geschäftsanwendungen bringt. [...]

Werner Rieche ist President DACH der Software AG. (s) Software AG

Um heute in der digitalen Geschäftswelt erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen ihre „digitale DNA“ nutzen. Mit anderen Worten: sie müssen alle ihre Systeme und Datenbanken – einschließlich verschiedener Geschäftsanwendungen und Geräte, großer Datenmengen und aller Instanzen von IoT- und hybriden Cloud-Umgebungen – miteinander verbinden, damit sie zugänglich und einsetzbar sind. Durch die Integration aller vorhandener Komponenten und neuer Technologien erhalten Unternehmen eine umfassende, zuverlässige Sicht auf ihre Geschäftsfunktionen, wodurch agilere Bereitstellungsprozesse ermöglicht und skalierbares Wachstum und langfristige Relevanz gewährleistet werden.

Es gibt eine Vielzahl von Lösungen, die zur Integration von Anwendungen, Systemen und Datenbanken beitragen, aber allzu oft werden Unternehmen dazu verleitet, mehrere Integrationsplattformen zu kaufen. Anstatt eine einzige, ganzheitliche Plattform zu nutzen, die es ermöglicht, eine Vielzahl von Aufgaben durchzuführen, neigen Unternehmen (und übrigens auch Integrationsanbieter) dazu, nur die Pain Points der einzelnen Abteilungen zu priorisieren. Wenn eine Vertriebsabteilung beispielsweise eine Integrationslösung erwerben möchte, wird sie sich vor allem auf die Sicherstellung der korrekten Darstellung von Kundendaten konzentrieren, indem sie ihr CRM mit einem Enterprise-Resource-Planning (ERP)-System integriert. Aber andere Abteilungen wie Finanzen, Marketing und Logistik bleiben bei einer solchen Lösung außen vor – es entstehen verschiedene Insellösungen, die jeweils für eine bestimmte Abteilung sinnvoll sind aber nur eine begrenzte Integrationsfähigkeit aufweisen.

Ineffiziente Insellösungen bremsen das Unternehmen aus

Die Anschaffung unterschiedlicher Lösungen führt häufig zu Chaos. Das Grundproblem ist, dass hauseigene IT-Abteilungen bei Neuanschaffungen zu wenig einbezogen werden. Die IT hat jedoch das beste Verständnis für die verschiedenen Integrationsanforderungen über alle abteilungsübergreifenden Anwendungsfälle hinweg. Darüber hinaus wird beim Verkauf von Integrationsplattformen an Nicht-IT-Käufer oft der Due-Diligence-Prozess vernachlässigt, bei dem zunächst geprüft wird, ob es im Unternehmen bereits eine existierende Lösung für das Integrationsproblem gibt. Zu den zusätzlichen Herausforderungen, die sich durch die auf einzelne Abteilungen ausgerichtete Lösungsentwicklung ergeben, gehören:

  1. Die Integrationstechnologie kann mit der Zeit kaum noch verwaltet werden, besonders wenn die Anzahl und Vielfalt der unterschiedlichen Geschäftsanwendungen im Unternehmen immer größer wird.
  2. Es entstehen unnötige Kosten, die durch die Nutzung einer einzigen Integrationsplattform vermieden werden könnten. Wenn andererseits jede Abteilung ihre Integrationsleistungen separat in Auftrag gibt und bezahlen muss, kann dies der zukünftigen Kaufkraft schaden.
  3. Das „Spaghetti-Problem“ wird verschärft: Wenn die IT-Abteilung eine kohärente und abteilungsübergreifende Implementierung der unterschiedlichen Lösungen nicht überwacht, sind die Integrationen zwischen allen Anwendungen, Systemen und Datenbanken starr – das ähnelt nicht selten einem Klumpen verknoteter Spaghetti. Wenn ein einzelnes System dann aktualisiert wird, ist sie möglicherweise nicht mehr mit den anderen Lösungen kompatibel. Dann die verschiedenen Integrations-Schnittstellen zu anderen Systemen zu identifizieren, um die Kompatibilität wiederherzustellen, kann sehr zeitintensiv sein.

Vorteile durch die Implementierung einer einzigen Plattform

Durch die Implementierung einer einzigen, von der hauseigenen IT geprüften Integrationsplattform, die eine Reihe von Aufgaben für unterschiedliche Abteilungen erfüllen kann, profitiert eine Firma. Komplexe Management– und Konfigurationsherausforderungen werden vermieden, stattdessen tut sich eine Vielzahl von Vorteilen auf, darunter:

  • Größere Sichtbarkeit: In jedem Integrationsprojekt ist es wichtig, im Auge zu behalten, welche Anwendungen, Systeme und Datenbanken zu einem bestimmten Zeitpunkt integriert werden. Eine einzige Plattform dient bei der laufenden Integration auch als einzige Quelle der Wahrheit. Das kann die Planung von Upgrades für wichtige Anwendungen wie ERP oder CRM erheblich erleichtern.
  • Multi-Domain-Fähigkeiten: Da Daten über alle Datenquellen hinweg geteilt werden müssen, kann eine einzige Integrationsplattform, die eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsfälle unterstützt, von unschätzbarem Wert sein. Anstatt sich beispielsweise auf eine Plattform zu verlassen, die nur SaaS-Integrationen unterstützt, sollten Unternehmen nach einer Lösung suchen, die zusätzlich auch Hybrid-, API-, B2B- (d.h. Lösungen von Partnern) und IoT-Integrationen unterstützt.
  • Self-Service-Optionen: Eine einzige Plattform, die mehrere Anwendungsfälle für die Integration ermöglicht, ist für die unternehmenseigene IT viel einfacher zu standardisieren, was es jeder Abteilung in einem Unternehmen – auch den nicht-technischen – ermöglicht, bei Bedarf auf die Integrationsplattform zuzugreifen.
  • Weniger Lieferanten: Anstatt mit mehreren Integrationsanbietern zu interagieren, können Unternehmen, die eine einzige Plattform über einen einzigen Anbieter implementieren, ihre Kaufkraft verbessern und Sicherheits- und/oder Datenverlustrisiken reduzieren.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Umstellung von mehreren Integrationsplattformen auf eine einzige Plattform ist es, klein anzufangen. Anstatt zu versuchen, alles auf einmal zu integrieren, sollte man die wichtigsten Prioritäten einer einzigen Abteilung festlegen und das System nach und nach erweitern.

Die Demokratisierung der Integration ist entscheidend für den langfristigen Erfolg

Daten haben sich zu einem Wettbewerbsvorteil entwickelt, und als solches müssen sie über alle Systeme hinweg ausgetauscht und zugänglich gemacht werden. Wenn jedoch jede Abteilung unterschiedliche Werkzeuge für Integrationsprojekte einsetzt, kommt es zwangsläufig zu Komplexität, starren Strukturen und Datenverlust. Daher ist es von größter Bedeutung, dass Unternehmen ihre Integrationsbemühungen zentral steuern und demokratisieren: sie müssen ihre Integrationswerkzeuge in die Hände derjenigen legen, die sie am meisten brauchen, um agile Prozesse zu fördern. Unternehmen sollten sich daher für eine Integrationsplattform entscheiden, die eine Vielzahl von Abteilungen unterstützt und leistungsfähig genug sind, um intern sowohl Ad-hoc-Integrators und Entwicklungsspezialisten zu unterstützen.

*Werner Rieche ist President DACH der Software AG.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*