Umweltfreundliche Verpackungen im Online-Handel: Innovationen und Herausforderungen

Durch das wachsende Umweltbewusstsein und die steigende Nachfrage nach ressourcenschonenden Lösungen gewinnen umweltfreundliche Verpackungen im Online-Handel zunehmend an Bedeutung. [...]

Boris von Brevern, Experte und Gründer der BORIS Consulting GmbH (c) BORIS
Boris von Brevern, Experte und Gründer der BORIS Consulting GmbH (c) BORIS

Es gibt innovative Ansätze für umweltfreundliche Verpackungen, hier drei Beispiele:

Intelligente Verpackungen: Unternehmen wie Living Packets revolutionieren den Verpackungsbereich mit Lösungen wie „The Box“. Diese intelligente, wiederverwendbare Verpackung ist mit Sensoren, Lautsprechern, einer Kamera und einem Mikrofon ausgestattet, um Temperatur, Druck, Gewicht und Bewegung zu messen. Das Besondere: Sie kann bis zu 1000 Mal wiederverwendet werden, was nicht nur die Umweltbelastung reduziert, sondern auch die Kosten für Verpackungsmaterialien senkt.

Pfandsysteme für Kosmetik: Das Berliner Start-Up Circleback arbeitet an einem Pfandsystem für Kosmetikverpackungen. Kunden können leere Kunststoffverpackungen an einem Pfandautomaten abgeben und erhalten dafür eine Vergütung. Dies fördert das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien, was wiederum die Abfallmenge reduziert und die Ressourcennutzung optimiert.

Nachwachsende Rohstoffe: Verpackungen aus Maisstärke und Hanf bieten eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Materialien. Maisstärke wird für plastikfreie Versandtaschen und Füllmaterial verwendet, während Hanf für isolierende Verpackungen genutzt werden kann. Diese Materialien sind biologisch abbaubar und tragen dazu bei, die Umweltauswirkungen des Verpackungsprozesses zu minimieren.

    Algen und Pilze als innovative Verpackungsmaterialien

    Verpackungen aus Algen oder Pilzen bieten vielversprechende und umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Materialien. Pilzbasierte Verpackungen, insbesondere aus Myzelien (dem Wurzelgeflecht von Pilzen), erweisen sich als vielversprechend, da sie vollständig kompostierbar und aus nachwachsenden Ressourcen hergestellt sind. Diese Art von Verpackungsmaterial wird aus natürlichen und erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, ist biologisch abbaubar und kann sogar als Blumenerde wiederverwendet werden. Unternehmen wie Ecovative Design und ihre Kunden, darunter Ikea und Dell, nutzen bereits aktiv Pilzverpackungen für ihre Produkte.

    Erfolgreiche Anwendungen alternativer Verpackungen

    Lebensmittelindustrie: Unternehmen wie Notpla entwickeln essbare Wasserflaschen und Verpackungen aus Seetang-Extrakten, die eine umweltfreundliche Alternative zu Plastikflaschen und -verpackungen bieten.

    Einzelhandel und Versand: Pilzbasierte Verpackungsmaterialien, die von Unternehmen wie Ecovative Design hergestellt werden, bieten eine biologisch abbaubare Alternative zu Styropor für den Schutz von Produkten während des Transports.

    Getränkeindustrie: Einige Marken haben begonnen, Getränke in pflanzenbasierten Flaschen anzubieten, die biologisch abbaubar sind. So versucht die Firma Veuve Clicquot, ihre Champagnerflaschen umweltfreundlicher zu gestalten, indem sie auf recycelbare, pflanzenbasierte Materialien umstellt.

    Kritik und Herausforderungen

    Einige behaupten, dass biobasierte Verpackungen lediglich eine Verschiebung nicht-nachhaltiger Umwelteinflüsse darstellen könnten, während andere die höheren Kosten und begrenzte Verfügbarkeit als Hindernisse für eine breite Markteinführung betrachten. Darüber hinaus könnten biobasierte Verpackungen möglicherweise nicht alle Versprechen der Nachhaltigkeit einhalten, insbesondere wenn sie aus begrenzt verfügbaren oder umkämpften Rohstoffen hergestellt werden.

    Bedeutung nachhaltiger Zertifizierungen

    Zertifizierungen wie USDA BioPreferred, DIN CERTCO und Fairtrade helfen Verbrauchern und Unternehmen, authentisch nachhaltige Produkte von „Greenwashing“ zu unterscheiden. Diese Zertifizierungen bestätigen, dass die Produkte bestimmte Umwelt- und Sozialstandards erfüllen und tragen so zur Transparenz und Glaubwürdigkeit der Hersteller bei.

    Die Rolle der Geschäftsführung bei der Förderung nachhaltiger Verpackungslösungen

    Die Geschäftsführung ist in der einzigartigen Position, die Richtung des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz vorzugeben. Indem sie nachhaltige Verpackungslösungen als strategische Priorität einstuft und entsprechende Ressourcen bereitstellt, sendet sie ein klares Signal an die gesamte Organisation und die Stakeholder darüber, dass Umweltschutz ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur ist.

    COOs sind maßgeblich an der Einführung technologischer Lösungen beteiligt, die die Effizienz und Nachhaltigkeit der Verpackungsprozesse verbessern können. Von der Optimierung der Lagerverwaltung bis hin zur Implementierung innovativer Verpackungstechnologien tragen COOs dazu bei, die Umweltauswirkungen des gesamten Lieferkettenmanagements zu reduzieren.

    Geschäftsführungen und COOs sollten gemeinsam Investitionen in Forschung und Entwicklung tätigen, um neue und verbesserte umweltfreundliche Verpackungslösungen zu entwickeln. Durch Partnerschaften mit Start-ups, Forschungsinstituten und anderen Unternehmen können sie Zugang zu neuen Technologien und Materialien erhalten und die Innovationskraft des Unternehmens stärken. Um die Einführung umweltfreundlicher Verpackungslösungen zu beschleunigen, ist die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Logistikpartnern und anderen Stakeholdern unerlässlich, die den Einsatz nachhaltiger Verpackungsmaterialien entlang der gesamten Lieferkette fördern.

    Die Kommunikation der Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens gegenüber Kunden, Investoren und der Öffentlichkeit sollte über eine transparente Berichterstattung erfolgen. Meldungen über die Fortschritte bei der Umstellung auf umweltfreundliche Verpackungen sowie über die erreichten Ziele können das Vertrauen stärken und das Markenimage verbessern.

    Fazit

    Umweltfreundliche Verpackungen gewinnen im Online-Handel an Bedeutung, da das Umweltbewusstsein steigt. Innovative Ansätze wie intelligente Verpackungen und Pfandsysteme zeigen Potenzial. Trotz erfolgreicher Anwendungen gibt es Herausforderungen wie Kosten und Verfügbarkeit. Die Rolle von Geschäftsführung und COOs ist entscheidend, um nachhaltige Verpackungslösungen voranzutreiben. Durch Investitionen, Forschung und Entwicklung sowie transparente Kommunikation können sie die Umweltauswirkungen reduzieren und die Nachhaltigkeit fördern.

    *Boris von Brevern ist Experte und Gründer der BORIS Consulting GmbH (Buy Online Return In Store)


    Mehr Artikel

    Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions DCCS. (c) DCCS
    Kommentar

    Fertigungsindustrie: Wie digitale Services und Produkterweiterungen zusätzliche Wertschöpfung ermöglichen

    Der Schlüssel für zukünftige Produktinnovationen und eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Kundenangebots heißt digitales Service und Add-ons. Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions bei DCCS, erklärt, warum nicht mehr das Produkt selbst, sondern damit verbundene Dienstleistungen und Erweiterungen im Fokus stehen. […]

    Be the first to comment

    Leave a Reply

    Your email address will not be published.


    *