Wo findet man die passenden Entwickler für sein Unternehmen?

Die Nachfrage reißt nicht ab: Entwickler werden in fast allen Unternehmen gesucht. Es herrschen also rosige Aussichten für Entwickler – und Hochbetrieb in Recruiting-Agenturen und den Personalabteilungen der Unternehmen, die händeringend nach diesen suchen. [...]

Über Stefan Schwarzgruber, Country Manager DACH bei Stack Overflow. (c) Stack Overflow
Über Stefan Schwarzgruber, Country Manager DACH bei Stack Overflow. (c) Stack Overflow
Entwickler können sich häufig aussuchen, bei welchem Unternehmen sie arbeiten möchten und sind vor allem interessiert an guten spannenden neuen Herausforderungen und guten Weiterentwicklungsmöglichkeiten. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von Stack Overflow zum deutschen Entwicklermarkt wurde nach der derzeitigen Jobsituation der Programmierer gefragt. Nur knapp elf Prozent der Entwickler sind demnach aktiv auf Jobsuche, jedoch waren ganze 58 Prozent offen für neue Jobangebote.
Für sie sind die wichtigsten Jobkriterien vor allem professioneller Natur: Im Vordergrund stehen für sie die spezifischen Technologien, gefolgt von der Büroumgebung und Unternehmenskultur und erst dann die eigentliche Vergütung und etwaige Zusatzleistungen. Auch sind berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten und die Teams, in denen sie arbeiten wichtig für sie. Hier zeigt sich, dass Geld nicht alles ist, sondern das Unternehmen und Kollegen eine größere Rolle spielen.

Meet-ups oder Hackathons als Recruiting-Tool nutzen

Recruiter und HR-Mitarbeiter können hieraus vor allem eines lernen: Ein persönliches Treffen und eventuell sogar gemeinsame Projekte sind wunderbare Mittel, um talentierte Entwickler kennenzulernen und anzuwerben. Zu den modernen Spielarten dieser Treffen gehören Hackathons und Meet-ups. Per Definition beschreibt ein Hackathon, eine Wortschöpfung aus „to hack” und „Marathon”, ein zeitlich begrenztes Treffen, bei dem Programmierer zusammen an technischen Problemstellungen oder einer Projektidee arbeiten.
Die Grundidee ist, dass jeder Teilnehmer die Freiheit hat, sich gemäß seiner Fähigkeiten einzubringen. Zeitlich kann ein Hackathon von einem Tag bis zu einer Woche dauern. Anders sieht es beim Meet-up aus. Das zumeist informelle Treffen beinhaltet eine bestimmten Themenkomplex und wird meist regelmäßig veranstaltet. Hier treffen sich nicht nur Programmierer und Experten, sondern auch interessierte Zuhörer, die sich zu einem Sujet austauschen oder Vorträge halten.

Schritt für Schritt zum erfolgreichen Hackathon

Ein Hackathon eignet sich hervorragend, um neue Entwickler kennenzulernen und gemeinsam an aktuellen Herausforderungen zu arbeiten. In der eingangs erwähnten Deutschlandstudie wurden die Teilnehmer gefragt, warum sie an Hackathons oder Online-Coding-Wettbewerben teilnehmen. Die Antwort Nummer 1: Events dieser Art machen einfach Spaß. Außerdem sind Hackathons perfekte Gelegenheiten zum Lernen und Netzwerken – sowohl allgemein als auch spezifisch. Diese Voraussetzungen prädestinieren Hackathons dazu, eine großartige Recruiting-Methode zu sein. Folgendes ist dabei wichtig:
  1. Aufgabe: Zuerst einmal muss die Aufgabe festgelegt werden, wobei es sich lohnt, mehrere zur Auswahl zu geben. So kann es zum Beispiel darum gehen, aktuelle Problemstellungen zu lösen, einen Prototypen für interne Anwendung oder eine mobile App zu erstellen, die den Arbeitsalltag erleichtern.
  2. Anforderungen: Wichtig ist, dass die Aufgabe an das Können der Teilnehmer angepasst und somit auch realistisch erreichbar ist. Es sollte genügend Zeit eingeplant werden, aber nur so viel, als dass auch zügig Ergebnisse zustande kommen und Ansätze nicht allzu oft verworfen werden.
  3. Teilnehmer: Die Teilnehmer sollten unbedingt aus Richtungen und mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen. Je diverser die Gruppe, desto unterschiedlicher ist die Herangehensweise und Lösungsfindung.
  4. Räumlichkeiten: Des Weiteren muss das bereitgestellte Umfeld stimmen. Räumlichkeiten und Technik müssen einen einwandfreien Ablauf ermöglichen. Ungeeignet sind Tagungszentren und Bürokomplexe, weil sterile Atmosphäre die Kreativität dämpfen kann. Besser sind Arbeitsstätten, die zum Ausprobieren und Ablenken einladen und auch Rückzugsräume bieten.
  5. Verpflegung: Unumgänglich ist ein sehr gutes Catering. Hier lohnt es sich tiefer in die Tasche zu greifen und die Verpflegung auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abzustimmen. Grundsätzlich ist aber eine Auswahl an gesundem Essen plus aufputschende Getränke mit Koffein (Stichwort: Mate, das Getränk der Entwickler) immer eine gute Idee.

Das Meet-up als längerfristige Investition

Ein Meet-up bezieht die Community mit ein, es bilden sich Beziehungen und Netzwerke, was langfristig zum Aufbau der Marke des Arbeitgebers führt. Als Unternehmen muss man sich fragen, ob sich dieser Weg lohnt, denn es bedeutet regelmäßigen Aufwand für ein langfristig und nachhaltig angelegtes Ziel, denn in den seltensten Fällen wird nach einem Meetup direkt eine Stelle besetzt. Deswegen sollten Recruiter auch nicht gleich aufgeben, wenn sie beim ersten Meetup keinen Entwickler für ihre Stelle finden – steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.
  1. Regelmäßigkeit: Als wichtigster Punkt ist hier die Regelmäßigkeit hervorzuheben. Es muss nicht jede Woche stattfinden, aber jeden Monat oder alle zwei Monate sind ein gutes Intervall für Meet-ups. Interessenten sollten sich im Idealfall daran erinnern, dass bspw. immer am ersten Dienstagabend des Monats ein Treffen stattfindet.
  2. Thema: Die einfachste Möglichkeit ein gutes Thema zu finden ist: fragen, fragen, fragen. Mitarbeiter wissen am besten, was ihre Teams interessiert oder was ihre Kollegen wissen wollen. Es lassen sich auch kurze Vorträge von Mitarbeitern oder Diskussionsrunden mit ihnen einbauen. Auch Talk-Gäste einzuladen ist immer gerne gesehen und ermöglicht einen Blick über den Tellerrand. Dabei sollte das Thema des Abends zum eigenen Unternehmen passen oder es ergänzen.
  3. Zeit: Das Meet-up sollte in jedem Fall eine Agenda haben. Einlass, Vortrag und Ende sollten klar abgesteckt sein und am besten moderiert werden. Dabei ist es ratsam, den eigentlichen Vortrag oder die Diskussionsrunde ungefähr eine Stunde einzuräumen und mehr Wert auf Interaktion zu legen. Mit der Community zu sprechen und zu diskutieren ist hier das eigentliche Ziel.
  4. Verpflegung: Hier gilt: Mehr ist mehr. Wasser und Softdrinks sowie eine kleine Auswahl an Fingerfood sollte grundsätzlich gestellt werden. Viele Besucher machen am Essen fest, wie gut ein Event war – und das bleibt in Erinnerung.

So wird Ihr Entwicklertreffen zu einem vollen Erfolg

Um eine signifikante Teilnehmerzahl zu erreichen, sollten Entwickler und Teilnehmer früh genug auf den richtigen Kanälen angesprochen werden. Hier lohnt es sich in den sozialen Medien und Karrierenetzwerken die Neuigkeiten zu verbreiten und vor allem lokal anzusprechen. Die beste Methode ist allerdings immer noch die schon bestehenden Beziehungen und Netzwerke von Mitarbeitern zu nutzen. So kennen die Entwickler bestimmt andere Entwickler, die einst mit Ihnen zur Universität gegangen sind oder von anderen Arbeitgebern aus der gleichen Stadt.
Co-Working-Spaces sind ebenfalls eine gute Anlaufstelle, um die richtige Zielgruppe einzuladen. Wenn die eigentlichen Vorbereitungen abgeschlossen sind, die Werbetrommel kräftig gerührt wurde und die Teilnehmerlisten voll sind, bleiben noch der reibungslose Ablauf sowie die richtigen Resultate vor Ort sicherzustellen.
Beim Hackathon gibt es zweierlei Ergebnisse, die Unternehmen erreichen sollten: Einerseits ist das natürlich die einfachste, aber effektivste Lösung der Aufgaben. Hier können die Bewertungskriterien für die Qualität etwa Usability, Durchführbarkeit oder Buganfälligkeit sein. Ist die Lösung auch im Arbeitsalltag einsetzbar? Andererseits ist es auch eine tolle Möglichkeit, Entwickler für das eigene Unternehmen kennenzulernen und anzusprechen. Beim Hackathon zeigen sich essentielle Eigenschaften wie kreative Problemlösungsstrategie, Kommunikationsfähigkeit und Teamarbeit, die in der IT-Branche immens wichtig sind.
Beim Meet-up gibt es weniger Indikatoren für ein erfolgreiches Treffen, da sich die Ergebnisse erst über längere Zeit einstellen. Hier geht es viel um offene Diskussionen und die Gespräch nach einem Vortrag, was wiederum stark vom Thema abhängig ist. Mit diese Art von Event bauen Unternehmen ihre Community auf und zeigen Gesicht in der lokalen Tech-Gemeinschaft. Letztendlich sind sowohl Hackathons als auch Meet-ups sinnvolle Methoden, um Probleme zu lösen, die hiesige Community oder neue Programmierer kennenzulernen.
Primär sollen solche Events Spaß machen, für das Unternehmen begeistern und zeigen, dass der Veranstalter sich mit guten Ideen und Aktivitäten im Ökosystem der Entwickler um diese wirklich kümmert.  Der Ausbau des Netzwerks ist dabei der Nebeneffekt. Denn bis es zu ersten Empfehlungen von Mitarbeiter kommt, die neue Fachkollegen auf Meet-ups oder Hackathons getroffen haben, vergeht meist etwas Zeit.  Auch ist es wichtig herauszustellen, dass es ein Entwickler-Event ist und keine Karrieremesse. Deshalb sollten höchstens ein oder zwei HR-Mitarbeiter als Ansprechpartner vor Ort sein und auch nicht aggressiv beim Bewerben des Unternehmens vorgehen.
Es geht nämlich um die Entwickler vor Ort. Der Rest kommt dann von alleine. Übrigens  empfiehlt es sich allen Teilnehmern im Nachgang noch einmal einen Feedbackbogen digital zu schicken, um aus Fehlern zu lernen und kontinuierlich besser zu werden.
Auch wenn dieses Jahr wahrscheinlich sogar noch mehr IT-Stellen unbesetzt bleiben – wer Sinn für Community beweist, die notwendige Zeit und Geld investiert und am Ball bleibt, zieht gute Entwickler an und muss sich vor dem War for Talents in der IT-Branche nicht fürchten.
*Stefan Schwarzgruber ist Country Manager DACH bei Stack Overflow.

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