Kooperatives Doktoratsprogramm der FH St. Pölten mit der TU Wien gestartet

Das kooperative Doktoratsprogramm widmet sich der Bewahrung des kulturellen Erbes durch digitale Technologien. Historische Fotografien und Amateurfilme werden digitalisiert und analysiert. Jetzt wurde das Programm offiziell an der TU Wien gestartet. [...]

Gruppenfoto der Redner und Rednerinnen des Events. (c) TU Wien / FH St. Pölten / Johannes Eschner
Gruppenfoto der Redner und Rednerinnen des Events. (c) TU Wien / FH St. Pölten / Johannes Eschner

Ziel des Forschungsprogramms „Visual Heritage“ ist es, Möglichkeiten zur Bewahrung des kulturellen Erbes durch digitale Technologien zu erforschen. „Ohne Verständnis für unsere Geschichte können wir keine Zukunft aufbauen. Geschichte durch innovative Technologien zugänglich zu machen, ist Kern dieses interdisziplinären Doktoratsprogramms. Wir sind stolz, nicht nur die nächste Generation von Experten*innen auszubilden, sondern aktiv die Zukunft der digitalen Kulturerhaltung zu gestalten“, sagt Gerti Kappel, Dekanin der Fakultät für Informatik, TU Wien.

„Digitalisierte visuelle Medien wie historische Fotografien und Amateur*innenfilme computergestützt zu analysieren, mit dem Wissen von Expert*innen zu verknüpfen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen, stellt einen großen gesellschaftlichen Mehrwert dar“, erklärt Wolfgang Aigner, Koordinator des Programms an der FH St. Pölten. Co-Koordinatorin des Programms an der TU Wien ist Silvia Miksch, Leiterin der Research Unit Visual Analytics am Institut für Visual Computing und Human-Centered Technology.

Wissenschaft ohne Grenzen

There are no borders in science,“ konstatiert Jens Schneider, Rektor der TU Wien. „An den Schnittstellen der Fachdisziplinen entsteht ganz oft die größte Innovation. Die Verbindung von Computer Science, also Informatik, mit der Bewahrung des kulturellen Erbes, also Culture Heritage ist gerade am Standort Wien ideal. Aus dem Projekt kann eine echte Zeitmaschine entstehen, die es den Menschen ermöglichen wird, in längst vergangene Zeiten wirklich einzutauchen. Und das ist sehr wichtig: Um einen Plan zu entwickeln, wo wir hinwollen, müssen wir wissen, wo wir herkommen.“ Er sei stolz, so Schneider, dass seine Fakultät mit dem international höchsten Renommee gemeinsam mit dem Partner FH St. Pölten dank des Programms „doc funds connect“ eine hochkarätige Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zu diesem zukunftweisenden Thema zusammenstellen konnte. „Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse,“ so Schneider.

Die Macht von Big Data

Die Keynote bei der Eröffnung hielt Thomas Aigner, Vizepräsident der Time Machine Organization. Zum Thema „Die Macht von Big Data der Vergangenheit“ erörterte der Historiker und Archivar den revolutionären Wandel des kulturellen Erbes und betonte die Bedeutung von offenen Daten. Er hob die unglaublichen technologischen Möglichkeiten für die Bewahrung und Zugänglichmachung des kulturellen Erbes hervor und betonte die dafür notwendige kollektive Anstrengung.

Doktoratsausbildung auch in Niederösterreich

Im Programm können fünf PhD-Stellen besetzt werden. Vier wurden schon vergeben: an Tingyu Lin, Nidham Tekaya, Michaela Tuscher und Markus Passecker.

„Das ist die erste Doktoratsausbildung, die zu einem wesentlichen Teil in der niederösterreichischen Landeshauptstadt stattfinden wird. Wir freuen uns sehr über dieses kooperative Doktoratsprogramm. Damit eröffnet sich für unsere Forschenden die Möglichkeit, intensiv an der Verbindung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung tätig zu sein“, sagt Hannes Raffaseder, Geschäftsführer der FH St. Pölten.

„Doktoratsausbildungen spielen eine wichtige Rolle für die akademische Qualität bei unseren Mitarbeiter*innen und Dozent*innen. Die Kernaufgabe einer FH ist nicht nur die Praxisorientierung, sondern vor allem auch eine forschungsbasierte Lehre“, sagt FH-Kollegiumsleiter Alois Frotschnig.

Digitalisierte visuelle Medien analysieren und präsentieren

Um die Inhalte der visuellen Medien zu erfassen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, braucht es Methoden, die effiziente automatisierte Datenanalyse mit dem Wissen von Fachexperten und -expertinnen verknüpfen. Visual Heritage untersucht Ansätze der automatischen Bildanalyse und der Visualisierung, um historische Mediensammlungen zu erschließen und sie einem breiten Nutzerkreis zugänglich zu machen.

„Zentraler Aspekt ist dabei die interdisziplinäre Herangehensweise zwischen Informatik und den Geistes- und Sozialwissenschaften. In diesem thematischen Umfeld hat die FH St. Pölten bereits zahlreiche hochrangige interdisziplinäre Forschungsprojekte mit diversen Kooperationspartnern abgewickelt“, so Wolfgang Aigner.

Programm für kooperative Doktoratsprogramme

Das Programm Visual Heritage wird im Rahmen des doc.funds.connect-Programms vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) gemeinsam mit der CDG (Christian Doppler Forschungsgesellschaft) gefördert. Ziel des doc.funds.connect-Programms ist es, gemeinsame Ausbildungsangebote von Fachhochschulen und Universitäten zu etablieren. Das Fördervolumen für Visual Heritage beträgt eine Million Euro.

Richtungsweisendes Institut

Das Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten, bei dem das Programm an der FH angesiedelt ist, ist eines der größten Forschungsinstitute im österreichischen FH-Sektor. Knapp 70 Wissenschaftler*innen und 12 studentische Mitarbeiter*innen forschen in circa 80 Projekten. Derzeit arbeiten 4 habilitierte Forscher*innen am Institut.

In den letzten 5 Jahren haben 10 Forscher*innen in Forschungsprojekten am Institut gearbeitet, wurden von den hauptberuflich arbeitenden Habilitierten betreut, konnten aber ihre Doktoratsausbildung nur an einer Universität erhalten. Mit dem neuen Doktoratsprogramm erhält die FH St. Pölten hier zusätzliche Möglichkeiten in der Betreuung von Doktorand*innen.

Mehr zum Doktoratsprogramm Visual Heritage erfahren Interessierte unter https://visual-heritage.fhstp.ac.at und https://www.fhstp.ac.at/de/newsroom/news/erstes-doktoratsprogramm-an-der-fh-st-poelten.


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