Nachhaltigere IT-Produkte erfordern eine Kreislaufwirtschaft: Apell zum Global Recycling Day

Am 18. März ist Welttag des Recyclings (Global Recycling Day). Dies bietet eine ideale Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedeutung von Recycling und nachhaltigen Konsum zu schärfen. [...]

Andreas Nobell, Development Manager bei TCO Development (Foto: TCO Development)

In diesem Zusammenhang gilt ein besonderer Schwerpunkt der Nachhaltigkeit von IT-Produkten. Gerade deshalb, weil die Welt heute mehr denn je von technologischen Innovationen und der Digitalisierung durchdrungen ist.

Technologien haben den Arbeitsalltag, das Konsumverhalten und den Lebensstil zahlloser Menschen tiefgreifend verändert. Diese Entwicklung hat aber auch ihre Schattenseiten: Die Herstellung von IT-Produkten verbraucht wertvolle Ressourcen, belastet das Klima und ist oft mit problematischen Arbeitsbedingungen verbunden. Es ist daher dringend notwendig, dass sich sowohl Unternehmen als auch Verbraucher stärker mit der Nachhaltigkeit von IT-Produkten auseinandersetzen.

IT-Produkte und ihr Beitrag zum Klimawandel

Laut Eurostat lag innerhalb der EU der Durchschnitt für die Nutzung von Kreislaufmaterialien (Materialien, die aus recycelten Abfällen stammen und alle Sektoren/Industrien sowie Materialien umfassen) im Jahr 2021 bei weniger als 12 Prozent.

Dieser geringe Wert wirft ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit von Unternehmen und Verbrauchern mehr für die Wiederverwendung von Materialien zu tun. Dadurch ließe sich nicht nur der Verbrauch an endlichen natürlichen Rohstoffen senken, sondern durch eine Steigerung der Recyclingquote würde auch ein wertvoller Beitrag in Sachen Klimaschutz geleistet.

Die Vorteile für die Umwelt sind groß, z. B. durch die Verringerung des Energieverbrauchs bei der Gewinnung von Rohstoffen, bei der Produktion und natürlich auch bei der Entsorgung. Ferner lässt sich durch die Wiederverwertung von Materialien anstelle ihrer Verbrennung oder Entsorgung auf Deponien die Menge an Treibhausgasen, die in die Atmosphäre gelangen, erheblich reduzieren.

Und da bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen oft erhebliche Luft- und Wasserverschmutzungen entstehen, können auch diese Verschmutzungen durch Recycling reduziert werden.

Gerade in Zeiten des menschgemachten Klimawandels hat die IT-Branche erheblichen Nachholbedarf: So hat eine Studie der Universität Lancaster ergeben, dass die Informations- und Telekommunikationstechnologie bereits im Jahr 2020 zwischen 2,1 und 3,9 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen beigetragen hat. Dieser Wert dürfte sich durch die fortschreitende Digitalisierung zwischenzeitlich weiter erhöht haben.

Ein Großteil dieser Emissionen entsteht durch den Energieverbrauch bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von IT-Geräten sowie beim Betrieb von Rechenzentren. Es gilt daher, den ökologischen Fußabdruck des IT-Sektors durch die Förderung energieeffizienter Produkte und die Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der Geräte – zu reduzieren.

Zertifizierungen als Wegweiser zu nachhaltiger IT

Herausforderungen wie mangelnde Transparenz über Herstellungsprozesse und Umweltauswirkungen sowie kurze Produktlebenszyklen müssen angegangen werden. Nachhaltigkeitszertifizierungen für IT-Produkte wie TCO Certified sind dabei ein wichtiger Schritt, um die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Technologiebranche zu bewerten und zu verbessern.

Sie bieten einen geeigneten Rahmen, um die Nachhaltigkeit eines Produkts von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung einzuschätzen.

Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft

Das derzeit vorherrschende lineare Wirtschaftsmodell, das immer neue natürliche Ressourcen für die Herstellung von Produkten verbraucht, muss in absehbarer Zeit von einem Modell der Kreislaufwirtschaft abgelöst werden.

Bei einem solchen Kreislaufmodell wird mit Ressourcen verantwortungsvoller umgegangen und die in Produkten verwendeten Materialien werden wiederverwendet. Durch die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien kann die Menge an Rohstoffen, die für die Herstellung neuer Produkte benötigt wird, erheblich reduziert werden.

Trends und Herausforderungen für nachhaltige IT

Ein Trend in der IT-Industrie weist in Richtung einer verstärkten Eliminierung gefährlicher chemischer Substanzen aus Produkten und Produktionsprozessen. Darüber spielt die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten entlang der Lieferketten eine immer größere Rolle bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von IT-Produkten. Ein fairer und ethischer Umgang mit Mitarbeitern ist ein wesentlicher Bestandteil ebenjener Nachhaltigkeit.

Doch nachhaltigere IT bewirkt weitaus mehr. Neben der effizienteren Gestaltung von Arbeitsprozessen, einer Senkung des Energieverbrauchs sowie einem erheblich reduzierten Einsatz umwelt- und gesundheitsgefährdender Stoffe kann sie auch dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu verringern und integrativere Gesellschaften zu schaffen.

Der Einsatz nachhaltigerer Technologien trägt somit zu einer gerechteren und umweltfreundlicheren Welt bei.

Herausforderungen unserer Zeit mit Nachhaltigkeit begegnen

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. Die zunehmende Anerkennung der Bedeutung von Nachhaltigkeit in der IT-Branche, unterstützt durch Initiativen wie Nachhaltigkeitszertifizierungen und den Global Recycling Day, zeigt, dass Veränderungen möglich sind.

Es liegt an jedem einzelnen – Unternehmen, Verbrauchern, Politikern und engagierte Bürger – diesen Wandel voranzutreiben und eine nachhaltigere Zukunft für die IT zu gestalten. Durch die Wahl nachhaltigerer Produkte, die Achtung der Arbeitnehmerrechte und die Förderung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft kann dazu beigetragen werden, den ökologischen Fußabdruck der IT-Branche sowie die Auswirkungen der IT-Nutzung für den Planeten zu reduzieren.

Der Welttag des Recyclings soll daran erinnern, dass jeder Einzelne eine Rolle spielt und dass tägliche (Kauf-)Entscheidungen einen Unterschied machen können. Insgesamt bleibt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren IT noch viel zu tun. Aber sofern alle Verantwortlichen Anstrengung in Richtung Nachhaltigkeit unternehmen, ist die Branche auf einem guten Weg.

*Andreas Nobell ist Development Manager bei TCO Development


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