Ein düsteres Bild der Mobilfunkbranche hat der neue T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth bei seiner Antrittspressekonferenz gezeichnet. "Ich sehe nur, dass die Branche hier kaputt ist." [...]
Die Nachfrage wachse, aber es bleibe nichts übrig, so der ehemalige AUA-Vorstand. Bierwirth will daher die Preisspirale nach unten durchbrechen und die Datentarife den tatsächlichen Kosten anpassen. Weiters will er bis 2015 knapp 100 Millionen Euro einsparen. Das entspreche rund 15 Prozent der Kosten, sagte er vor Journalisten. Für das kommende Jahr erwartet Bierwirth einen Umsatzrückgang, 2014 eine Stabilisierung und 2015 ein Umsatzwachstum. Das Ergebnis soll einen „Horziontalflug“ hinlegen, sprich stabil bleiben. 2011 erzielte die Tochter der Deutschen Telekom einen Umsatz von 924 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 253 Mio. Euro. An der Zahl von 1.400 Mitarbeitern will Bierwirth nicht viel ändern, allerdings könnten die Führungsebenen verschlankt und Abgänge nicht nachbesetzt werden.
Am Markt will der Ex-AUA-Vorstand die Marke T-Mobile schärfen. Hier habe man den Stellenwert der alten Bezeichnung – max.mobil – noch nicht erreicht. Das dahindümpelnde Geschäftskundensegment soll durch die intensivere Einbindung von T-Systems gestärkt werden. Und am „Gründergeist“ der Mitarbeiter will Bierwirth auch noch feilen. Sein Fazit: „Wir müssen relativ schnell etwas tun um unsere Position 2 am Markt nicht zu gefährden.“
„Zwei Äpfel müssen teurer sein als einer“, so das Rezept von Bierwirth. In keinem anderem Land hätten sich Pauschaltarife so durchgesetzt wie in Österreich, wobei von den Mobilfunkverantwortlichen die Explosion beim Datenverkehr übersehen wurde. Alleine bei T-Mobile habe sich das Datenvolumen innerhalb eines Jahres verdoppelt. Dieser extreme Datenanstieg sei aber in den All-In-Tarifen nicht mitkalkuliert worden.
Hier will Bierwirth nun künftig die Preise an die tatsächlichen Kosten anpassen.“Was die Fabrik produziert gehört abgegolten“, so Bierwirth vor Journalisten. Die Sprachtarife sollen aber gleich niedrig bleiben. Bei den Stützungen von Handys will Bierwirth nachjustieren. sprich genauer darauf achten, welche Modelle wie hoch subventioniert werden. Auch im Vertriebsnetz sieht er Einsparungsmöglichkeiten. So will er sich beim Partnermodell die hohen Kosten anschauen.
HÖHEREN STELLENWERT
Die 15 Prozent Kosteneinsparung bis 2015 will er wieder in das Unternehmen investieren, beispielsweise in Werbung um der Marke T-Mobile den Stellenwert zu geben, den sie sich verdiene, so Bierwirth mit Verweis auf die Größe des Mutterkonzerns Deutsche Telekom. Nachbessern will er auch bei der Diskonttochter tele.ring, die durch die Mitbewerber bob, Yesss! und „3“ kräftig unter Druck gekommen sei. Er will erreichen dass Kunden, denen die Preismodelle von T-Mobile nicht mehr passen, statt zum Wettbewerber zu tele.ring wechseln. An der 2-Marken-Strategie werde festgehalten.
Von der Politik wünscht sich der ehemalige AUA-Vorstand mehr Unterstützung für den Technologiestandort Österreich. Und eine faire Vergabe der Frequenzen für die nächste Mobilfunkgeneration LTE. Würde hier T-Mobile gegenüber den Mitbewerbern benachteiligt wäre das ein „Super-Gau“. „Wir würden aus dem Markt gedrängt“, so Bierwirth.
Beim Mitbewerb sieht Bierwirth gerade einige Veränderungen – abseits vom noch nicht genehmigten Kauf von Orange durch „3“. Marktführer A1 habe die Dividende gekürzt und eine andere Eigentümerstruktur bekommen, „3“ habe sein Netz an die chinesische Staatsbank verkauft und Orange führe einen Preiskampf der Liquidität und nicht Ertrag im Fokus habe, so Bierwirth.
Bierwirth betonte mehrfach die mögliche Bedeutung von T-Mobile Austria für den Mutterkonzern als Drehscheibe für den südosteuropäischen Raum. Er erinnerte daran, dass A1 (Telekom Austria) in ähnlichen Auslandsmärkten agiere wie die Deutsche Telekom. Bierwirth, seit 1. September bei T-Mobile, will die österreichische Tochter zur Ertragreichsten im ganzen Konzern machen. Wohin die Reise genau geht, weiß er aber nach Eigenaussagen auch noch nicht. Bis Ende Jänner soll es dafür einen intensiven Diskussionsprozess im Management geben.
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