Im B2B-E-Commerce geht es nur um den Preis? Keineswegs. Über alle Branchen hinweg wird die Einkaufserfahrung für Geschäftskunden zunehmend zu einem wesentlichen Auswahlkriterium in der Beschaffung. [...]
Das Thema Customer Experience darf im B2B-E-Commerce keinesfalls nur aus Marketing- bzw. Vertriebssicht betrachtet werden. Wichtig ist, von Anfang an auch Fachbereiche einzubinden, um beispielsweise technisch komplexe Informationsanforderungen von vornherein zu berücksichtigen um beispielsweise Produktspezifikationen oder Einsatzbereiche online in der nötigen Detailtiefe und Qualität darzustellen. Die Kompetenz der Fachabteilungen ist auch erforderlich, um im Webshop die Logiken für automatisierte, sinnvolle Cross- und Upselling-Angebote zu gewährleisten oder anhand aktueller Bestellungen oder der Kaufhistorie passende Ersatzteile, ergänzende Produkte oder Serviceangebote anzubieten.
Unternehmenskunden fordern in unterschiedlichen Rollen und Berechtigungen Zugang zum B2B-Webshop sowie Mehrmandantenfähigkeit und EDI-gestützte Kommunikationsprozesse. Hinzu kommt, dass übergeordnete Rahmen- und Rabattverträge oder auch besondere Lieferbedingungen bei Usern gemäß ihrer einzelnen Rollen und Berechtigungen berücksichtigt werden müssen. Diese Kundenprofile und Zusammenhänge, die im ERP vorliegen, muss auch der Webshop zuverlässig abbilden. Eine direkte Integration von E-Commerce-Systemen mit dem ERP gewährleistet, dass die Informationsbereitstellung und -verarbeitung konsistent über eine zentrale Quelle erfolgt und bei allen Einkäufen – ganz gleich über welchen Kanal – Rabatte, Kontingente, individuelle Vereinbarungen und Kreditrahmen angewandt werden.
Häufig ist die Produkt- und Angebotsauswahl für Geschäftskunden komplex, erfordert Entscheidungen unterschiedlicher Abteilungen und geht über einen längeren Zeitraum. Dieser Prozess sollte im Webshop unterstützt werden, etwa indem B2B-Kunden den aktuellen, aber noch nicht abgeschlossenen Stand ihrer Produktauswahl speichern können für weitere interne Abstimmungsprozesse. Dies zu ermöglichen und zudem online mit Informationen zu begleiten, die die Entscheidungsfindung der beteiligten Verantwortungsbereiche beim Kunden erleichtern – etwa Fachabteilungen, Finanzwesen, Logistik, Qualitätsmanagement – ist ein wesentlicher Bestandteil hochwertiger Customer Experience im B2B-Umfeld und differenziert Anbieter von Wettbewerbern.
Intelligente Personalisierung und damit eine hochwertige Customer Experience im B2B-E-Commerce heißt, dass Anbieter im E-Commerce neben den Rollen und Berechtigungen der User auch den strategischen Kundenwert und die Kaufhistorie berücksichtigen sollten. Dies setzt voraus, dass Unternehmen das Einkaufsverhalten ihrer Kunden online und offline möglichst genau analysieren und dieses Wissen fortlaufend anpassen. Es geht um das tiefe Verständnis dazu, welche Produkte ihre Kunden wann kaufen, welche Informationen für eine reibungslose Bestellabwicklung nötig sind und welche funktionellen oder inhaltlichen Hürden zu Kaufabbrüchen führen. Zudem gilt es herauszufinden, wo die Chancen liegen, im E-Commerce den Umsatz pro Kunde zu erhöhen, bzw. welche Marktentwicklungen und damit entsprechende Marketingmaßnahmen – online und offline – Umsatz und Kundenbindung fördern.
Reklamationen, Retouren, Ersatzteile, Support und Notfall-Service – diese Anforderungen sind für Geschäftskunden kritisch. Die Art, Qualität und Zuverlässigkeit, wie diese Fälle über den Webshop abgebildet, gelöst und dokumentiert werden, ist entscheidend bei der Anbieterauswahl. Fehler werden hier im B2B-E-Commerce nicht verziehen, umgekehrt ist hier Verlässlichkeit eines der wichtigsten Kundenbindungsinstrumente. Daher gilt es, für Geschäftskunden online schnelle und transparente Lösungswege zu bieten, die die nötige Sicherheit für Zusagen und Hilfestellungen garantieren. Zumal ein durchdachtes Online-Reklamations- und Retouren-Management mit hoher Automatisierung auch für Anbieter erhebliche Kosteneinsparungen bedeuten kann.
Mehr und mehr erfolgen auch im B2B-Umfeld Informationssuche, Kaufentscheidungen und Bestellungen über mobile Endgeräte. Auf der anderen Seite profitiert der Vertrieb vor Ort beim Kunden davon, jederzeit über jedes Gerät aktuelle Produkt- und Kundeninformationen zur Hand zu haben. Hier gilt allerdings, die Webshop-Funktionen und die teils sehr umfangreichen, komplexen Inhalte auf die Möglichkeiten mobiler Bildschirme anzupassen und wenn nötig auch einzuschränken. Mobilität darf nicht zulasten der Qualität in der Benutzerfreundlichkeit gehen, sonst wird der Service zum Ärgernis.
Diese sechs Best Practices zeigen, dass erfolgreiche Customer Experience im B2B-Umfeld keine Frage großer Budgets ist. Vielmehr geht es darum, das Wissen zu den eigenen Kunden durchdacht mit einem E-Commerce-System umzusetzen, das integraler Teil des ERP-Systems ist – also alle bestehenden Informationen und Business-Logiken zu Kundenprozessen im Unternehmen zu nutzen, aus den Analysen des Kundenverhaltens zu lernen und so kontinuierlich Verbesserungen zu erreichen. Gerade mittelständische Unternehmen können hier punkten – sie kennen ihre Zielgruppen und Märkte zumeist sehr genau und wissen, wie sie mit Qualität in Detailfragen Kunden begeistern können. Diese Kompetenz gilt es, auch im E-Commerce zu leben.
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