So tickt die Suchmaschine Qwant

Die Internetsuche wird deutlich von Google dominiert – sowohl im weltweiten Desktop- als auch im mobilen Suchmaschinenmarkt hatte das Unternehmen in 2020 einen Marktanteil von etwa 86 Prozent. Andere Anbieter versuchen, in diesem Spiel mitzumischen, wie Sie in diesem exklusiven Gastbeitrag erfahren. [...]

Hugo Venturini, CTO bei Qwant (c) Alizée Gau
Hugo Venturini, CTO bei Qwant (c) Alizée Gau

Unter den alternativen Anbietern befindet sich Qwant aus Frankreich. Die Suchmaschine steht für Datenschutz und Privatsphäre. Während Internet-Suchmaschinen wie Ecosia ihre Suchergebnisse und Suchanzeigen von Microsoft Bing beziehen, ist Qwant in der Lage, einen erheblichen Teil seiner Nutzeranfragen völlig autonom zu beantworten. Frage: Wie schaffen die Franzosen das?

Qwant hat in die Entwicklung seiner eigenen Backend-Technologie investiert. Diese Technologie umfasst Datenabrufer, Datenprozessoren, Datenindexe und andere technische Bausteine. Jedoch braucht es Zeit, um die Milliarden von Dokumenten des World Wide Web zu erfassen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, nach dem Einlesen die Dokumente zu klassifizieren, zu sortieren und anzureichern, um die Relevanz der Antworten zu erhöhen. Heute hat Qwant mehrere dieser Elemente aufgebaut und investiert weiterhin in Aufbau und Verbesserung. Langfristig möchte Qwant natürlich unabhängiger werden.

Ständige Weiterentwicklungen

Die Qualität und Relevanz der Suchergebnisse sind essenziell für das französische Unternehmen. Um diese zu verbessern, wird an dem Learning-to-Rank (LTR) Algorithmus gearbeitet. Es werden Mitarbeiter eingestellt und in Forschungskooperationen investiert, um den LTR Algorithmus voranzutreiben.

Qwant verfolgt keine Benutzer, was bedeutet, dass die Suchmaschine von einer Anfrage zur nächsten nicht sagen kann, ob diese vom selben Benutzer kam. Das macht das Lernen schwer, aber nicht unmöglich. Der Qwant-Algorithmus verwendet Mechanismen zur Erkennung von Absichten. Zusätzlich werden andere Algorithmen zur Verarbeitung natürlicher Sprache verwendet, um den Nutzern bessere Antworten zu geben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Crawl-Geschwindigkeit: Crawling ist wegen der Kapazität der Server, Crawlern zu antworten, eine Herausforderung. Es wäre störend, wenn ein Server durch Crawler-Verbindungen überlastet wäre. Das Ziel von Crawlern ist es daher, Daten zu sammeln, ohne die Server des World Wide Webs zu belasten. Um das zu erreichen, arbeitet Qwant wie eine koordinierte Gruppe, die das Web von einer URL zur nächsten durchforstet.

Die Qualität der Suchergebnisse wird von einer Search Engine Result Page (SERP) bewertet. Sie ist das Herzstück der Suchmaschine. Es ist nahezu unmöglich, dass die SERP vollständig automatisiert läuft. Qwant arbeitet daran, die SERP-Qualität soweit wie möglich zu automatisieren. Wenn das Programm zur Qualitätsbewertung unzureichend ist, dann wird die SERP zur Liste der von Menschen zu überprüfenden Seiten hinzugefügt. Diese Technologie ermöglicht es, Qwant in Richtung größerer Autonomie und immer relevanterer Ergebnisse weiterzuentwickeln. Zu Beginn der Unternehmenshistorie setzten die Franzosen für die Indizierung auf Elasticsearch. Da jedoch die Latenz mit dem Volumen des Indexes zunimmt, wechselte Qwant die Technik, um die durchschnittliche Antwortzeit von einer Sekunde auf sechzig Millisekunden zu reduzieren. Außerdem besteht so die Möglichkeit auf vollständige Autonomie.

Ebenfalls wird zur Qualitätssteigerung künstliche Intelligenz verwendet. Zum einen kommt sie zum Einsatz, um Daten zu lesen und anzureichern. Zum anderen lernt Qwant von seinen Nutzern, was eine bessere Qualität der Antworten ist (bezogen auf Datenschutz und Privatsphäre).

Trackingfreies Surfen im Internet

Wer Wert auf Privatsphäre legt und nicht möchte, dass seine Daten gesammelt und verarbeitet werden, für den ist Qwant genau richtig. Durch die Nutzung der französischen Suchmaschine werden die Nutzer nicht getrackt und ihre Suchhistorie wird nicht gesammelt, es wird also kein Profil erstellt. Auf diese Weise ist die Privatsphäre der Surfer gewährleistet und sie sind frei von personalisierter Werbung. Werbung auf Qwant kommt daher ohne den Einsatz von Cookies aus.

Im Jahr 2020 verzeichnete die Suchmaschine durchschnittlich etwa 5 Millionen Unique Visits pro Monat – damit ist Qwant auf Platz 4 der meistgenutzten Suchmaschinen in Frankreich. In Deutschland sind es etwa 500.000 Unique User pro Monat.

*Hugo Venturini ist CTO bei Qwant.


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1 Comment

  1. Mich hätte im Artikel interessiert, wie die Suchergebnisse im Verhältnis zu den anderen Suchmaschinen generiert werden, die unterschiedlichen Ergebnisse verblüffen mich immer wieder, sind aber im Grunde kaum nachvollziehbar, Gruß,
    GM

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