Studie belegt: Medizinische Ratschläge auf Google und Co. oft falsch

Eine Studie deutscher und russischer Forscher hat ergeben, dass Suchmaschinen wie Google und Yandex keine guten Ratgeber sind, wenn es um medizinische Fragestellungen geht. Die gefundenen Informationen sind häufig zweifelhaft oder gar falsch. [...]

(c) pixabay.com

Ärzte reagieren häufig aufgebracht, wenn ihre Patienten ihnen erzählen, sie hätten Informationen zu ihren Beschwerden «im Internet recherchiert». Dahinter steht die Annahme, dass medizinische Informationen im Web häufig entweder fehlerhaft sind oder den medizinisch ungebildeten Nutzern schlicht das Fachwissen fehlt, um sie richtig einordnen zu können.

Eine Studie eines gemischten Forscherteams der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland stützt diese These. Die Forscher und Forscherinnen untersuchten, wie Google und ihr russischer Wettbewerber Yandex für Anfragen zu medizinischen Problemen genutzt werden – und wie verwertbar die Ergebnisse sind.

Aus einem Archiv von rund 1,5 Milliarden Suchanfragen filterten die Wissenschaftler insgesamt 1,2 Millionen Anfragen heraus, in denen es um Symptome, Krankheiten und Behandlungsmethoden ging. Insgesamt identifizierten sie rund 4400 Krankheiten und etwa 1000 medizinisch genutzte Pflanzen und andere Hausmittel, nach denen gesucht wurde. «Am häufigsten ging es um eher private, alltägliche Themen wie Schwangerschaft oder Intimkrankheiten. Insgesamt wurde auch häufiger nach der Behandlung von Akne oder Cellulite als nach Krebs gesucht», sagt der Informatiker Alexander Bondarenko von der MLU.

Zwei Fragemuster dominierten

Gefragt wurde meistens danach, ob ein bestimmtes Mittel gegen eine Krankheit hilft oder wie das Mittel bei einer bestimmten Krankheit konkret anzuwenden ist. Dahinter steht oft die Annahme, dass ein Mittel bestimmt helfe, obwohl dies oft gar nicht erwiesen sei.

Nachdem die häufigsten Fragen identifiziert waren, untersuchte das deutsch-russische Team, welche Suchergebnisse Google und Yandex auf die jeweils 30 am häufigsten gefragten Fragen liefert.

Viele falsche Hinweise bei Google und Yandex

Yandex gab in 44 Prozent der Fälle fälschlicherweise an, dass ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit wirkt, obwohl dafür nach Aussage der Forscher keine wissenschaftliche Grundlage existiert. Bei Google waren es knapp ein Drittel der Fälle. Hinweise auf potenziell giftige Substanzen fand das Team nur in 13 beziehungsweise 10 Prozent der Fälle.

MLU-Mitarbeiter Bondarenko bemängelt, dass vor allem die Inhalte in den Snippets, also den Darstellungen der Fundstellen in der Suchergebnisliste eher darauf angelegt seien, die Annahmen der Suchenden zu bestätigen, selbst wenn diese fehlerhaft seien. Viel zu selten würden Warnhinweise vor möglichen Risiken geliefert. Die Forscher plädieren deshalb dafür, Suchmaschinenergebnisse zu medizinischen Fragen mit deutlicheren Warnhinweisen auf mögliche gesundheitliche Risiken auszustatten.


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