Suchmaschine Hulbee: „Nicht besser finden, aber schneller“

Vor rund einem Jahr, mit den Snowden-Enthüllungen im Rücken, ist die Schweizer Suchmaschine Swisscows mit dem Versprechen gestartet, die User von der allgegenwärtigen Überwachung im Internet zu befreien. Ein neuer Name soll jetzt die Expansionspläne unterstützen, und dem semantischen Suchdienst auch international zum Erfolg verhelfen – Hulbee. Geblieben ist das Bekenntnis zur Privatsphäre der Nutzer. [...]

Die Websuche Hulbee funktioniert anonym, den Angaben zufolge werden keine Userdaten gespeichert oder genutzt. Das eigene Datacenter steht in der Schweiz und ist damit durch strenge Datenschutzregelungen geschützt, ohne dass EU- oder US-Behörden darauf zugreifen dürfen. Neben dem Suchfeld bietet eine Data-Cloud mit aktuellen Themen und Stichworten einen schnellen Zugriff auf Informationen. Die weiteren Funktionen umfassen eine vollständige Web- und Bildsuche, sowie die Suche nach Videos und sogar Musik (wobei auf Soundcloud zugegriffen wird) mit einem integrierten Player. Erotik- und Pornoseiten sind nicht auffindbar – damit positioniert sich Hulbee auch als Suchmaschine für Kinder und Jugendliche.

Hinter der Suchmaschine steht das Software-Technologieunternehmen Hulbee AG aus der Schweiz, das sich schon seit Jahren mit semantischen Suchtechnologien beschäftigt und unter anderem auch eine Desktop-Suche anbietet, die sowohl mit strukturierten als auch mit unstrukturierten Informationen umgehen kann. An der Idee, ihre semantische Suchtechnologie auch im Web zur Verfügung zu stellen, arbeitete das Unternehmen schon länger. Als dann mit den Snowden-Enthüllungen Themen wie Überwachung und Anonymität in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich stiegen, sah man den optimalen Zeitpunkt gekommen um mit Swisscows im deutschen Sprachraum zu starten.

INDEX VON BING

Der Such-Index basierte damals wie heute auf Microsofts Suchmaschine bing, wobei aber parallel an einem eigenen Index gearbeitet wird. Wie Andreas Wiebe, Gründer und CEO von Hulbee, im Gespräch mit Computerwelt.at erklärt, gibt es dafür einen Grund: „Als die Snowden-Sache kam stellten wir uns die Frage, ob wir gleich starten oder abwarten – dann wäre der Zug aber vielleicht schon abgefahren. Deshalb haben wir mit bing gestartet. Unser Index wächst jetzt und irgendwann wird bing komplett abgeschaltet.“

Neben der Anonymität streicht Wiebe im Interview mit Computerwelt.at besonders die Vorzüge der semantischen Suche mit den Begriffsvorschlägen in der Tag-Cloud heraus: „Wir sind bei der Suche nicht besser als zum Beispiel Google, aber mit Hulbee finden Sie einen gesuchten Begriff schneller!“

Diese Strategie war klug gewählt und zumindest am Schweizer Heimmarkt hatte swisscows Erfolg. „Wir haben große Schweizer Seiten innerhalb eines Jahres bei den Zugriffszahlen übertroffen“, freut sich Wiebe. Auch über die Grenzen hinweg, besonders in Deutschland, fand man Gefallen an dem Angebot. Schulen, Firmen und öffentliche Einrichtungen vertrauen auf die Anonymität der Schweizer Suchmaschine. Dazu gehört unter anderem der Landschaftsverband Rheinland (LVR), der sie seit kurzem als offizielle Suchmaschine einsetzt.

Es stellte sich aber heraus, dass für eine internationale Expansion der Name etwas unglücklich gewählt war. „Swisscows würde da nicht funktionieren, da die Leute denken würden, es wäre eine Suchmaschine für die Schweiz. Deswegen hatten wir die Idee, den Namen Hulbee zu nehmen – das ist schließlich unser Firmenname, er ist kurz und wir besitzen bereits die Domains“, so Wiebe. Da in der Schweiz die Marke Swisscows verständlicherweise gut funktioniert gibt es Überlegungen, das Land vom Rebranding auszunehmen: „In der Schweiz sind der Name und die Marke Swisscows stark, innerhalb eines Jahres sind wir ein Top-Brand geworden. Ob wir auch hier switchen werden, wird derzeit diskutiert.“

ENTERPRISE-SUCHE

Die Web-Suchmaschine ist nur ein Teil des Portfolios. „Wir bieten seit acht Jahren unsere Hulbee-Desktop-Suchmaschine an. Derzeit arbeiten wir außerdem an einer datensicheren und intelligenten Suchmaschine für große Unternehmen, die im September herauskommen wird. Wir treten also nicht nur Online, sondern auch im Enterprise-Search-Bereich gegen die Großen an. Getestet wird sie derzeit in einem Unternehmen mit rund 10.000 Mitarbeitern“, gibt Wiebe einen kleinen Vorgeschmack. Geplant ist, diese Search-Lösung im Anschluss auch herunterskaliert und als Appliance zusammen mit dem Server auch kleineren Unternehmen anzubieten, für Preise zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Außerdem arbeitet das Unternehmen auch daran, seine Such-Technologie mit der Begriffs-Cloud für die Integration in die eigene Webseite anzubieten. Das soll sogar in Kombination mit einer integrierten Google-Suche funktionieren. Geplant ist, dieses Projekt bis Ende November fertigzustellen.

So ganz nebenbei hat due Hulbee AG für ihre Suchmaschine auch ein eigenes Ad-System entwickelt, das trotz nicht vorhandenen IP-Adressen, Cookies und Geo-Targeting-Informationen der Nutzer funktioniert. Das System heißt AdAnnonce und soll – abgesehen von den genannten Unterschieden – ganz ähnlich wie Googles AdWords sein, erklärt Wiebe gegenüber Computerwelt.at.

Wie geht es jetzt weiter? „Grundsätzlich haben wir Europa in einem Jahr abgeschlossen, dann fokussieren wir uns erst mal auf die USA und Brasilien. Dafür braucht man natürlich etwas mehr Zeit – und Geld“, so der Hulbee-CEO abschließend. (rnf)


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