7 Wege: Wie CIOs sich selbst sabotieren

Wir haben im Gespräch mit einigen Experten sieben Wege identifiziert, wie CIOs sich in der Post-COVID-Welt selbst sabotieren. [...]

CIOs, die sich selbst sabotieren, können sich nicht auf den Banksy-Faktor berufen (c) pixabay.com

„Die Pandemie hat die Dynamik innerhalb der Unternehmen verschoben“, meint Paul Heard, CIO beim Softwareanbieter Zuora. „Alle Best Practices, die IT-Entscheidern in puncto Vereinfachung und Kostenreduktion jahrelang eingeimpft wurden, erweisen sich als kontraproduktiv, wenn es darum geht, schnelle Veränderungen umzusetzen.“

Der rasante Change und die damit einhergehenden Unsicherheiten können zu folgenschweren Fehlentscheidungen auf Seiten der CIOs führen, sowohl was Führung als auch was Strategie angeht. Dabei sind die Chancen, die sich aufgeschlossenen, vorwärtsgewandten IT-Entscheidern gerade eröffnen, groß. Zumindest, wenn man den Analysten von Deloitte Glauben schenken mag: „Wir befinden uns an einem Wendepunkt“, ist Khalid Kark, Program Research Leader bei Deloitte USA, überzeugt. „Die CIOs sollten sich ihrer neuen Führungsrolle öffnen und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Wer das nicht tut, zementiert seinen Status als funktionelle Führungskraft – aber gewiss nicht als Business Leader.“

Wir haben im Gespräch mit einigen Experten sieben Wege identifiziert, wie CIOs sich in der Post-COVID-Welt selbst sabotieren.

1. „Unterstützung? Kein Bedarf“

Viele CIOs führen Dutzende oder gar Hunderte von IT-Spezialisten. Dieser „Ressourcenreichtum“ verleitet viele Manager dazu zu glauben, sie könnten auf Technologien oder externe Beratungsleistungen getrost verzichten.

Es mag zwar sein, dass es jetzt gerade viele wichtigere Dinge gibt, aber angesichts der Geschwindigkeit der Veränderungen ist externe Unterstützung in jedem Fall eine gute Idee. Das meint auch Zuora-CIO Heard: „Sie müssen die Denkprozesse in Ihrem Unternehmen beschleunigen und brauchen einen externen Katalysator, der weiß, wohin sich der Markt beziehungsweise die Branche bewegt.“

2. „Lieber auf Nummer sicher…“

Der Vorstand, das C-Level und die meisten Business-Entscheider verstehen, dass jede Geschäftsentscheidung auch risikobehaftet ist. „Sie erwarten vom CIO keine Lösung, die risikofrei ist“, weiß Deloitte-Mann Kark.

Dennoch agierten CIOs oft zögerlich – es sei denn, sie sind sich zu einhundert Prozent sicher, dass eine Lösung funktioniert. Das sei nicht mehr zeitgemäß: „Heutzutage ist es wirklich wichtig, auch innerhalb von Grauzonen agieren zu können. Sie müssen fähig sein, auch in unsicheren Umgebungen zu wachsen“, sagt Kark.

Dabei sollten CIOs immer verschiedene Optionen aufzeigen und Empfehlungen aussprechen. Das Business werde sich dann in der Regel für den riskanteren Weg entscheiden, wenn dieser potenziell bessere Ergebnisse verspricht.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

3. „Aber die internen Kunden…“

Einige CIOs seien einem gewissen Wording verhaftet, das ihre Wahrnehmung als funktionale Führungskräfte zementieren könne, wie Noah Rosenstein, Principal Analyst bei Gartner, zu bedenken gibt.

Zu den „verbotenen“ Begriffen gehörten seiner Ansicht nach zum Beispiel „interne Kunden“ oder „IT-Strategie“: „Schon ‚IT-Strategie‘ vermittelt, dass es sich um eine Strategie für die IT-Abteilung handelt und nicht um die Technologie-Assets des gesamten Unternehmens. IT-Strategien sollten aus einer Perspektive heraus entwickelt werden, die fokussiert, wie ein bestimmtes Asset auf die Unternehmensziele einzahlen kann“, so Rosenstein.

Davon, Fachabteilungen als „interne Kunden“ zu bezeichnen, sollten CIOs ebenfalls absehen, das sei vor einigen Jahren betrieben worden, um die IT-Abteilung serviceorientiert erscheinen zu lassen. Heutzutage führe ein solches Wording den eigentlichen Kunden des Unternehmens ad absurdum, verdeutlicht der Gartner-Chefanalyst: „Es vermittelt den Eindruck, innerhalb des Unternehmens stünde nicht derselbe Kunde im Fokus.“

4. „Alles optimal“

Der Remote-Work-Trend hat die unternehmenskulturellen Hürden angehoben. Die Veränderungen der Arbeitskultur einfach zu ignorieren und anzunehmen, das eigene Team ist produktiv und mit Engagement bei der Sache, kann den Erfolg eines CIO untergraben und zu Personalschwund führen – heißt es von Seiten des US-Beratungsunternehmens Korn Ferry.

Der CIO sollte sich als (Mit-)Architekt der Unternehmenskultur verstehen und dafür sorgen, dass die richtigen Strukturen eingezogen werden, um den veränderten Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werden zu können. „In einem Remote-Work-Umfeld ist es besonders schwierig, die Kultur zu definieren und zu etablieren – egal, wie die Vorgaben auf C-Level aussehen“, weiß Craig Stephenson, Managing Director bei Korn Ferry.

Einer Umfrage von 451 Research zufolge ist die Produktivität zwar auch in Remote-Work-Umgebungen auf einem hohen Niveau – anders sieht es jedoch beim Engagement aus. Nur 11 Prozent der befragten Angestellten fühlen sich tatsächlich produktiver und sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Diese Gruppe weist allerdings besondere Merkmale auf: Meist handelt es sich um erfahrene oder generell eher technikaffine Mitarbeiter.

Für CIOs sei es besonders wichtig, permanent mit ihrem Team in Kontakt zu stehen und sowohl neue Herausforderungen als auch Lernmöglichkeiten aufzuzeigen, meint Stephenson. „Befähigen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, eigene Entscheidungen treffen und sich selbst zu verwirklichen“, empfehlen die Korn-Ferry-Berater.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

5. „Der Krümel kommt zum Kuchen“

Nicht wenige IT-Manager lassen Geschäftsprobleme oder prozessuale Herausforderung erst einmal auf sich zukommen – solange, bis diese dann akut werden. „Das verfestigt die Wahrnehmung des CIO als ‚order-taker'“, merkt Deloitte-Berater Kark an.

Viele CIOs agierten reaktiv, statt proaktiv – das werde einer Rolle als ‚Change Maker‘ jedoch nicht gerecht: „Hier ist Agilität gefragt – und zwar nicht nur, wenn es um Technologie geht, sondern vor allem dann, wenn neue Geschäftsmöglichkeiten erschlossen werden sollen. Dazu müssen sich CIOs in den Innovationsprozess einschalten. Nur so kann es gelingen, neue Technologien zu treiben, das Business zu befähigen und Wachstumsmöglichkeiten zu erkennen“, so Kark.

6. „Skills vor Strategie“

Wie die CIO-Studie „2021 State of the CIO“ aufzeigt, wollen 69 Prozent der befragten IT-Entscheider in diesem Jahr die Skillsets reevaluieren. Und das aus gutem Grund: Der Druck auf die CIOs wächst, sich strategisch zu positionieren. Um die daraus abgeleitete Vision zu realisieren, sind die richtigen Skillsets unerlässlich – speziell in Pandemie-Zeiten.

Laut einer weltweiten Studie von Deloitte gehen 68 Prozent aller befragten CIOs davon aus, dass die Fähigkeiten von rund einem Drittel ihrer derzeitigen Mitarbeiter in den nächsten drei Jahren überflüssig werden. Der Chief Information Officer sollte also nicht nur nach akutem Bedarf einstellen, sondern zukunftsgerichtet agieren und dabei im Idealfall neue Stärken entdecken, die momentan noch gar nicht auf der Landkarte stehen.

CIO Heard erzählt von einem kürzlich geführten Job-Interview mit einem Kandidaten, der direkt an ihn berichten sollte: „Er erinnerte mich an mich selbst, hatte dieselben Skills und Qualifikationen – daraus wäre kein gutes Team erwachsen. Es hätte nur Stärken dupliziert und genau die sind die Schwachstellen innerhalb eines Teams.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

7. „Mein Silo, meine Welt“

Stärker denn je sind CIOs gefordert, wenn es darum geht zum Business-Entscheider zu werden. Der funktionelle Leader ist out, wie auch eine aktuelle Befragung unter 100 CEOs und 400 IT-Entscheidern von Deloitte und WSJ Intelligence zeigt: Die Chief Executive Officers trauen den Chief Information Officers die Rolle als strategischer Business-Partner nicht nur zu, sondern fordern diese auch ein.

Es kommt einem Signal an die CIOs gleich: Das Silo muss weichen – geschlossene Einheiten können keinen Mehrwert fürs Business schaffen. Der Chief Information Officer nimmt eine kritische Rolle dabei ein, Business-Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Oder wie die Macher der Studie es formulieren: „Wenn sie nicht aus dem Quark kommen, werden andere CxOs diese Rolle gerne übernehmen.“

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.

*Stacy Collett ist Autorin für Computerworld, CSO und Network World. Sie deckt eine Vielzahl an Sicherheits- und Risikothemen ab.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*