Digitaler Wandel in österreichischen Unternehmen 2024

Die digitale Kluft zwischen großen und kleinen Betrieben, wie etwa bei Investitionen in KI, wird größer. [...]

Susanne Zach, Partnerin und Leiterin AI & Data bei EY Österreich. (c) EY/Christina Häusler
Susanne Zach, Partnerin und Leiterin AI & Data bei EY Österreich. (c) EY/Christina Häusler

Am größten war die Bedeutung digitaler Technologie für österreichische Unternehmen auf dem Höhepunkt der Covid-Pandemie im Jänner 2022: Damals gaben vier von fünf Unternehmen an, dass digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell eine große Rolle spielen. Aktuell liegt dieser Anteil bei nur noch 63 Prozent – und geht damit im zweiten Jahr in Folge erneut zurück (2023: 67 Prozent). Immerhin 37 Prozent der Betriebe geben an, dass digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell eine nur geringe oder sogar gar keine Rolle spielen.

Ein Viertel (25 Prozent) bewertet die Rolle der Digitalisierung aber anhaltend als sehr groß. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, für die digitale Konzepte kaum eine oder gar keine Rolle spielen, seit dem Vorjahr erneut angestiegen – und zwar von 33 Prozent auf 37 Prozent. So hoch war der Wert seit 2018 nicht mehr. In der Finanzdienstleistung (60 Prozent), gefolgt vom Bereich Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur (31 Prozent) und Tourismus (30 Prozent) werden digitale Technologien besonders häufig eingesetzt, Schlusslicht ist die Immobilienwirtschaft bzw. das Baugewerbe (16 Prozent) sowie der Sektor Transport, Energie und Verkehr (6 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die über 600 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt wurden.

„Die Bedeutung digitaler Technologie für österreichische Unternehmen geht erneut zurück. Dieser Abwärtstrend unterstreicht die Notwendigkeit für Unternehmen, die digitale Transformation nicht nur als vorübergehende Lösung in Krisenzeiten zu betrachten, sondern als integralen Bestandteil ihrer langfristigen Strategie. Jene, die digitale Technologien gezielt einsetzen, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben, können ihr Potenziale voll ausschöpfen“, so Susanne Zach, Partnerin und Leiterin AI & Data bei EY Österreich.

Knapp die Hälfte plant keine digitalen Investitionen

„Möchte man weiterhin mit der Transformation durch Digitalisierung Schritt halten, sind Investitionen in KI und den damit verbundenen Technologien unverzichtbar“, ergänzt Christoph Mayer, Partner Cloud Transformation und verantwortlich für die EY Microsoft Service Group bei EY Österreich. Rund jedes vierte österreichische Unternehmen (24 Prozent) will in den nächsten Jahren in KI investieren – im Vorjahr war der Anteil Investitionswilliger deutlich geringer (15 Prozent). Unternehmen, die in den kommenden Jahren Investitionen in KI-Technologien planen, wollen diese vor allem in den Bereichen IT und EDV (50 Prozent) sowie Marketing, Vertrieb, Kundendienst (43 Prozent) einsetzen. Immerhin 19 Prozent der Betriebe, die Investitionen in KI planen, streben deren Einsatz im F&E-Bereich an, elf Prozent im Bereich Produktentwicklung bzw. Innovation.

Nur mehr 18 Prozent wollen im Bereich Data Analytics aufstocken, jeder siebte Betrieb (15 Prozent) plant, Cloud Computing einzusetzen. Gegenüber dem Vorjahr hat die Bedeutung von Data Analytics und Cloud Computing deutlich abgenommen (minus 6 bzw. minus 9 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Jahren nicht in weitere digitale Technologien investieren wollen, ist gegenüber dem Vorjahr deutlich von 38 auf 48 Prozent gestiegen. „Viele Unternehmen haben Probleme damit, geeignete Fachkräfte zu finden – das hat auch Auswirkungen auf geplante Digitalisierungsprojekte, die durch fehlendes Personal nur langsam oder gar nicht vorankommen“, führt Mayer aus.

„Mach heute Morgen möglich“: Mit KI und lokaler Cloudregion zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum

Microsoft Österreich treibt mit der Initiative „Mach heute Morgen möglich“ den digitalen Wandel in heimischen Unternehmen voran. Der Fokus liegt dabei klar auf der Nutzung von Künstlicher Intelligenz, um Innovation, Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. In der dynamischen digitalen Landschaft ist die gezielte Implementierung von KI-Anwendungen unerlässlich, um betriebliche Abläufe zu optimieren, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen und maßgeschneiderte Lösungen zu ermöglichen.

Die Einführung einer lokalen Cloudregion durch Microsoft stellt dabei eine entscheidende Infrastruktur für die digitale Transformation österreichischer Unternehmen bereit. Die lokale Speicherung und Verarbeitung von Daten gewährleisten nicht nur die Sicherheit sensibler Informationen, sondern ermöglichen auch eine schnellere Datenverarbeitung mit minimalen Latenzzeiten.

„Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die fortschreitende Bedeutung der digitalen Transformation für österreichische Unternehmen. Es ist ermutigend zu sehen, dass ein signifikanter Anteil der Betriebe beabsichtigt, in Zukunft verstärkt in KI zu investieren. Diese Investitionen sind entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit im Land zu stärken und Innovationen voranzutreiben. Bei Microsoft setzen wir uns dafür ein, dass alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, die Chancen der Digitalisierung nutzen können, um langfristigen Erfolg zu sichern und die Effizienz zu steigern“, so Hermann Erlach, General Manager bei Microsoft Österreich.

„Der Wirtschaftsstandort Österreich weist eine hohe Innovationskraft auf. Um sich weiterhin dynamisch entwickeln zu können, sind auch Innovationen im Bereich Digitalisierung gefragt. Gerade für KMU bietet die Digitalisierung großes Potenzial, das es vollends auszuschöpfen gilt, um auf digitale Augenhöhe mit den großen Unternehmen zu kommen“, kommentiert Zach.

Bundeshauptstadt als Digitalisierungshotspot

Im Bundesländer-Ranking punkten Unternehmen mit Sitz in Wien: 38 Prozent der Unternehmen geben an, dass die Digitalisierung bereits jetzt eine sehr große Rolle für das eigene Geschäftsmodell spielt, für weitere 29 Prozent eine mittelgroße. Dahinter folgen Betriebe in Salzburg (31 Prozent sehr wichtig, 34 Prozent wichtig) und Tirol (25 Prozent sehr wichtig, 32Prozent wichtig). Für Betriebe in Kärnten haben digitale Technologien die geringste Bedeutung (14 Prozent sehr wichtig, 51 Prozent wichtig), sie reihen sich damit ganz am Ende des Rankings ein. Betrachtet man die Zahlen aus den Vorjahren, geht die Bedeutung digitaler Technologien auch in den Bundesländern zurück.

Digitalisierung vorrangig Thema großer Unternehmen

Für große und kleine Player der österreichischen Wirtschaft haben digitale Technologien jedoch unterschiedliche Relevanz: Digitale Technologien sind für Geschäftsmodelle von Unternehmen mit Jahresumsätzen jenseits der 30 Millionen Grenze deutlich wichtiger als für Unternehmen mit weniger als zehn Millionen Euro. Der Anteil der Unternehmen, die digitalen Technologien eine sehr große oder mittelgroße Bedeutung beimessen, liegt bei größeren Unternehmen mit 68 Prozent deutlich höher als bei Unternehmen mit Jahresumsätzen von weniger als zehn Millionen Euro (59 Prozent). Aber auch für Unternehmen, die zwischen zehn und 30 Millionen Euro Jahresumsatz machen, sind digitale Technologien nahezu gleich bedeutsam: 66 Prozent weisen ihnen eine große oder mittelgroße Bedeutung zu.

„Insbesondere für kleine Betriebe ist es essenziell, konstant am Ball zu bleiben und neue Entwicklungen im Technologiebereich in die Geschäftsmodelle zu integrieren, denn die digitale Transformation macht keinen Halt und es gilt, den Anschluss an den Mitbewerb nicht zu verlieren“, so Mayer.

Die meisten Unternehmen – unabhängig von der Umsatzkategorie – sind sich aber einig, dass dem technologischen Fortschritt eine große Bedeutung zuzuschreiben ist. 65 Prozent der heimischen Unternehmen sehen in der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft für das eigene Unternehmen eine Chance, während lediglich sechs Prozent in dieser Entwicklung eine Bedrohung sehen. Gegenüber Jahresbeginn 2023 ist damit der Anteil der Befürworter deutlich – um sechs Prozentpunkte – gestiegen.

Vor allem große Unternehmen sehen Chancen in der zunehmenden Digitalisierung. Größere Betriebe mit Jahresumsätzen jenseits der Dreißig-Millionen-Marke bewerten die steigende Digitalisierung im Durchschnitt deutlich häufiger als Chance als kleinere Unternehmen (81 Prozent). Bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen zehn und 30 Millionen Euro sinkt die Zustimmung bereits deutlich um einige Prozentpunkte (63 Prozent), während bei Betrieben mit weniger als zehn Millionen Euro Umsatz die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft durchschnittlich von nur mehr 59 Prozent als Chance beurteilt wird. Gleichzeitig ist bei letztgenannten Unternehmen der Anteil derer, die der zunehmenden Digitalisierung indifferent gegenüberstehen, mit 36 Prozent deutlich höher als bei größeren Unternehmen (14 Prozent).

Nicht nur bei der Umsatzgröße, sondern auch quer durch die einzelnen Sektoren gibt es Unterschiede bei der Chancen-Bewertung: Unternehmen aus dem Finanzsektor (88 Prozent) und im Bereich Transport, Verkehr und Energie (77 Prozent) sowie Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur (72 Prozent) sind besonders chancenorientiert. Heimische Unternehmen im Immobilien- und Baugewerbe nehmen die digitale Transformation vermehrt als bedrohlich wahr (14 Prozent). Wirft man einen Blick auf das Bundesländer-Ranking, so sehen vor allem Wiener, niederösterreichische und Salzburger Betriebe die Digitalisierung der Wirtschaft als Chance (je 71 Prozent), in der Steiermark (13 Prozent), in Kärnten (10 Prozent) und in Tirol (9 Prozent) empfinden die Betriebe sie jedoch eher als Risiko.

Digitales Österreich: Schlechte Noten für Standortpolitik

Nicht mal jedes zweite Unternehmen in Österreich sieht die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung bezogen auf den eigenen Standort positiv (41 Prozent) – das sind weniger als vor einem Jahr, als der Anteil bei 50 Prozent lag. 2022 bewerteten diese noch 63 Prozent positiv. Nur 14 Prozent der Unternehmen bewerten sie aktuell als ausgezeichnet. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung als eher oder sehr schlecht bezeichnen, auf einen neuen Höchstwert von 13 Prozent gestiegen. Betrachtet man die Bundesländer darauf bezogen, sind Unternehmen in Vorarlberg am zufriedensten mit den Standortbedingungen für Digitalisierung (19 Prozent sehr positiv), gefolgt von Wien und Salzburg (je 18 Prozent sehr positiv). Am unzufriedensten sind Unternehmen in der Steiermark (8 Prozent sehr positiv) und Kärnten (9 Prozent sehr positiv) mit den Rahmenbedingungen für die Digitalisierung – sowohl Abläufe und Produktion als auch Geschäftsmodell betreffend.

Wirft man einen Blick auf die Branchen, zeigt sich der Finanzsektor am zufriedensten mit den Standortbedingungen (21 Prozent), gefolgt vom Tourismus und dem Sektor Immobilien und Baugewerbe (je 20 Prozent). Im Handel (9 Prozent), aber auch im Bereich Gesundheit/Life Science (5 Prozent), der im Vorjahr noch am zufriedensten war (28 Prozent), ist die Zufriedenheit am geringsten ausgeprägt.

„In einer Zeit, in der digitale Transformation nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für den Wirtschaftsstandort Österreich ist, zeigen die aktuellen Studienergebnisse deutlich, dass wir vor erheblichen Herausforderungen stehen. Es ist alarmierend, dass nur weniger als die Hälfte der Unternehmen die Rahmenbedingungen für Digitalisierung als positiv bewertet. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit für umfassende Reformen und eine proaktive Standortpolitik, um Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und unseren Unternehmen Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie brauchen, um Österreichs Position als attraktiven und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort zu sichern“, sagt Zach abschließend.


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1 Comment

  1. Insbesonders kleine Firmen können es sich nicht leisten, jedesmal auf den Wagon aufzuspringen wenn eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Die Digitalisierung hilft einem Installateur Null wenn 1 m Kupferrohr fehlt – dann schickt er den Lehrling und kein IP-Paket.
    Wien ist Österreichs Wasserkopf – viele Banken, Dienstleister und Verwaltung – hier werden zwar ständig neue Projekte aufgesetzt – nur überlegt keiner die Sinnhaftigkeit. Das ist bei Bürokratien auch nicht unbedingt notwendig.

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