69 Prozent im DACH-Raum betrachten die Interaktion mit KI-Systemen als Schlüsselqualifikation für die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts, so eine Studie von Capgemini. [...]
Neue Anwendungen mit generativer Künstlicher Intelligenz (KI) verändern den Bildungssektor und bringen für Schülerschaft und Lehrkräfte sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Diese hat das Capgemini Research Institute in seiner neuen Studie Future ready education: Empowering secondary school students with digital skills untersucht. Sie zeigt, dass Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren deutlich weniger zuversichtlich sind, dass ihre digitalen Fähigkeiten für das Berufsleben ausreichen, als ihre Lehrkräfte. Dies gilt insbesondere für Grundkenntnisse in digitaler Kommunikation und Datenkompetenz.
Bildungssysteme auf der ganzen Welt unternehmen erste Schritte, um generative KI wie ChatGPT in den Schulalltag zu integrieren oder sie daraus zu verbannen. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer in der Mittel- und Oberstufe berichtet zum Beispiel, dass ihre Schulen die Nutzung derartiger Programme entweder gesperrt oder eingeschränkt haben. Andere Early Adopter sind weniger restriktiv: 19 Prozent geben an, dass solche Tools für bestimmte Anwendungsfälle erlaubt sind, und 18 Prozent prüfen sie noch auf ihre Anwendbarkeit und Sinnhaftigkeit im Unterricht. Insgesamt stimmt international über die Hälfte (56 Prozent) der befragen Lehrkräfte zu, dass Lehrpläne und Beurteilungsmethoden angepasst werden müssen, um die Nutzung von KI-generierten Inhalten angemessen zu berücksichtigen; im DACH-Raum sagen dies zwei Drittel (66 Prozent). Ein ähnlich hoher Anteil (52 Prozent international, 71 Prozent im DACH-Raum) glaubt, dass KI-Tools den Lehrerberuf zum Besseren verändern werden.
„Es ist uns ein großes Anliegen, die digitale Kluft zu schließen, denn unsere Wirtschaft befindet sich in einer zweifachen Transformation zu einer digitalen und nachhaltigen Zukunft. Da beides miteinander verknüpft ist, wäre ein Mangel an Talenten mit guter Digitalkompetenz doppelt kritisch“, sagt Martina Sennebogen, Managing Director bei Capgemini in Österreich. „Mit der Verbreitung neuer Digitaltechnologien wie generativer KI müssen wir die junge Generation im aktiven Umgang damit schulen, indem wir ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen mit Lernen im eigenen Tempo und Hyperpersonalisierung stärken. Möglich wird dies durch Kooperation in einem Ökosystem etwa von Regierungen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen. Wir als Capgemini engagieren uns in der Vermittlung digitaler Kompetenzen. Seit 2018 haben weltweit über zwei Millionen Menschen von unseren Bildungs- und Mentoring-Programmen profitiert.“
Nutzen und Risiken abwägen
Während viele Lehrkräfte das Potenzial der Technologie erkennen, haben 78 Prozent der Lehrenden in Mittel- und Oberstufen weltweit noch Bedenken hinsichtlich negativer Auswirkungen von generativer KI auf die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler: Dazu gehören etwa die Auffassungen, dass sie den Wert des Schreibens als Fähigkeit mindert (66 Prozent) oder die Kreativität der Schüler*innen schwächt (66 Prozent).
Trotz dieser Bedenken ist die Hälfte des befragten Lehrpersonals weltweit der Meinung, dass das Potenzial generativer KI als Bildungswerkzeug die Risiken überwiegt. Im DACH-Raum teilen gut zwei Drittel (67 Prozent) diese positive Einschätzung. Als vorteilhaft hoben die Lehrkräfte insbesondere ihren Einsatz hervor, um den Umgang mit KI-Modellen und ihr Verständnis zu unterrichten (60 Prozent international, 77 Prozent im DACH-Raum) sowie als Unterstützung bei Übungen zu kritischem Denken (56 Prozent international, 69 Prozent im DACH-Raum) und für Überarbeitungsvorschläge zu Schülerarbeiten (52 Prozent international, 66 im DACH-Raum).
Die Haltung gegenüber generativer KI unterscheidet sich von Land zu Land deutlich: Lehrkräfte in den USA, im Vereinigten Königreich sowie im DACH-Raum und Finnland nehmen die Bedeutung und das Potenzial von generativer KI sehr viel stärker wahr als Lehrende in Singapur, Japan oder Frankreich. Von allen untersuchten Ländern gibt es im DACH-Raum den höchsten Anteil (94 Prozent) an Lehrkräften, die der Meinung sind, dass die Vermittlung von Digitalkompetenz an ihrer Schule Priorität hat. In Japan sind 81 Prozent dieser Meinung, in Frankreich nur 72 Prozent und in Singapur 70 Prozent.
Schlüsselfähigkeiten für die Zukunft lehren
Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Lehrkräfte in Mittel- und Oberstufen sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler auszubauen, um sie fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Eine große Mehrheit (82 Prozent) ist der Meinung, dass Pflichtunterricht in digitalen Kompetenzen für die Jugendlichen von Vorteil wäre. Der Studie zufolge scheinen sie deren Fähigkeiten zu überschätzen: 70 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass ihre Schülerinnen und Schüler über die notwendigen digitalen Fähigkeiten verfügen, um in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich zu sein (83 Prozent in Großstädten gegenüber nur 40 Prozent in ländlichen Gebieten). Nur 64 Prozent der Eltern und 55 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren teilen diese Meinung.
Die Studie zeigt, dass international 72 Prozent – im DACH-Raum 69 Prozent – der Schülerschaft im Alter von 16 bis 18 Jahren Vertrauen in ihre digitalen Grundkenntnisse haben. Bei weniger als der Hälfte (47 Prozent international, 46 Prozent im DACH-Raum) ist dies hinsichtlich ihrer Kenntnisse in digitaler Kommunikation und ihrer Datenkompetenz der Fall – Fähigkeiten, die als entscheidend für den Erfolg am modernen Arbeitsplatz gelten. Die Studienautoren betonen, dass das Aufbauen von Selbstvertrauen die beste Basis ist, um im Internet Fakten von Fehlinformationen korrekt unterscheiden zu können. Während die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler (80 Prozent international, 71 Prozent im DACH-Raum) sagt, dass sie sich sicher sind, Informationen im Internet finden zu können, weiß ein geringerer Anteil von ihnen welchen Online-Quellen er vertrauen kann (66 Prozent international, 65 im DACH-Raum). Ähnlich viele (61 Prozent international, 65 Prozent im DACH-Raum) sehen sich in der Lage, im Internet Fakten von Meinungen unterscheiden zu können.
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