„Hilfe, ich habe meine Privatsphäre aufgegeben“ – unter diesem Titel nimmt Barbara Wimmer mit ihrem neuen Sachbuch das große Thema IoT aus Datenschutz-Perspektive unter die Lupe. [...]
Angesichts des heutigen Europäischen Datenschutztages (European Privacy Day) ist es mehr als legitim, sich mit dem Thema Datenschutz und Privacy genauer zu beschäftigen. Da kommt das neue Buch von Barbara Wimmer gerade recht. Die bekannte Netzjournalistin der Futurezone hat nach einem Krimi nun ihr erstes Sachbuch vorgelegt. Sie bringt viele inhaltliche Aspekte in das Buch ein, die sie in jüngster Vergangenheit zum Thema Datenschutz und Privacy als Journalistin erarbeitet hat. Aufgezeigt wird dabei allgemein verständlich, welche Gefahren durch vernetzte Geräte entstehen, was Apps alles über uns wissen, aber auch wie man in unserer vernetzten Welt die eigene Privatsphäre schützen kann.
Freilich: Das Thema ist riesig und schier unendlich. Durch das IoT (Internet of Things) hat sich quasi die Büchse der Pandorra geöffnet – je mehr Geräte, Devices aller Art und Maschinen im Internet angeschlossen sind, desto mehr bieten sie einerseits willkommene Angriffsfläche und fungieren gleichzeitig als Datensammler – was uns Usern oftmals viel zu wenig bewusst ist oder aus unterschiedlichen Gründen zumeist freiwillig akzeptiert wird. Vom Datensammeln bis hin zur Überwachung in ungeahntem Ausmaß durch Unternehmen, Cyberkriminelle oder sogar Behörden und den Staat ist da nur ein schmaler Grat.
Übersichtlicher Überblick in 13 Kapiteln
Das Buch zeigt übersichtlich in 13 Kapitel gegliedert unterschiedliche Problemkreise auf: Die Bandbreite reicht vom einführenden „Was ist das Internet der Dinge“ und dem Kapitel „Digitale Unmündigkeit durch Vernetzung“ bis hin zu unterschiedlichen Themenkreisen: Vernetztes Spielzeug, Sprach-Assistenten (Alexa, Siri & Co.), Connected Cars und selbstfahrende Autos, die Nutzung von mobilen Apps, das Thema Corona (Tracking und Corona-Apps) und die Einsatzmöglichkeiten und Auswirkungen im Bereich Smart City werden anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele beleuchtet.
War Ihnen bewusst, dass vernetzte Plüsch-Einhörner nicht nur niedlich anzusehen sind, sondern eigentlich auch Unbefugten den direkten Zugang zu Kindern ermöglichen? Wissen viele junge Eltern, dass sie mit ans Internet angeschlossenen Bay-Überwachungskameras auch möglicherweise Hackern Einblick in Kinderzimmer oder Eltern-Schlafzimmer ermöglichen? Was wissen Alexa, Siri & Co. über den Anwender und wo werden diese Daten alle gespeichert und weiter verwendet? Wie erfolgt die Steuerung eines Smart Home Geräts (ob Lampe, Klima-Anlage, Kühlschrank, Saug-Roboter, Mäh-Roboter, Heizung etc.)? Welche Risiken geht jeder ein, der sich auf ein vernetztes Auto einlässt, wo etwa plötzlich durch Fremdeinwirkung die Bremsen versagen? Wie viel an eigenen Daten geben wir bedenkenlos und freiwillig sehr schnell preis, wenn wir Apps oder Messenger-Services unbedingt nutzten wollen?
Fazit: Kritisch und vorsichtig sein
Wer das Buch liest, hat zumindest eines gelernt: Vorsicht ist geboten, gesunde Skepsis und eingehende Produkt- und Serviceprüfung anzuraten, bevor ein vernetztes Ding jeglicher Art tatsächlich im Haushalt zum Einsatz kommt. Die Autorin gibt zahlreiche Tipps, hier wäre es allerdings besser gewesen, übersichtliche Info-Kästen am Ende jedes Kapitels zu bringen. Weiterführende Informationen und Privacy Ratschläge gibt es z.B. bei der Datenschutzbehörde oder bei Saferinternet.at.
Das Buch geht über Privacy Fragen eigentlich weit hinaus, denn es wird auch das große Thema IT-Security generell aus kritischer Perspektive beleuchtet. Damit werden gut verständlich nicht nur Datenschutz-Themen, sondern auch Cybergefahren und Risiken verdeutlicht. Die Autorin zeigt aber nicht nur Risiken und gibt Tipps, sondern sie fordert auch Gesetze. „Ohne Gesetze wird es nicht gehen. Und wir müssen wegkommen von dem Gedanken, „alles muss vernetzt werden, einfach deshalb, weil es geht und technisch möglich ist“. Wir müssen uns dafür interessieren, was rund um uns geschieht, wir müssen Technologie gestalten, aktiv mitbestimmen und wir müssen sie regulieren.“
Laut aktueller Statistik waren 2020 in Österreich rund 20 Mio. Dinge vernetzt, Tendenz stark steigend (bei knapp neun Mio. Einwohnern). Die Frage, die sich stellt, ist: Wollen wir tatsächlich, dass alle Dinge vernetzt sind? Wie viel an vernetzten Geräten lassen wir selbst in unseren eigenen vier Wänden zu? Eines steht fest: Aufhalten lässt sich die Entwicklung nicht. Es sollte aber sichergestellt sein, dass IT-Security und Privacy dabei maximale Bedeutung beigemessen wird. Von Herstellern, Usern, aber auch von politischer Seite. Wer darüber jetzt nachdenkt, sollte am besten gleich die Nutzung des eigenen Mobiltelefons überdenken, das jeder von uns permanent mit sich herumträgt.
Das Buch „Hilfe, ich habe meine Privatsphäre aufgegeben“ von futurezone-Redakteurin Barbara Wimmer ist im Jänner 2021 im mitp-Verlag erschienen. Es hat 272 Seiten und ist als E-Pub sowie als Print-Buch (klimaneutral gedruckt) mit der ISBN-Nummer 9783747501641 im gut sortierten Buchhandel erhältlich. Weitere Leseproben: finden Sie hier (PDF).
Die Autorin ist heute Donnerstag 28.01.2021 um 18 Uhr bei einer Online Lesung, organisiert vom Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) und vom Verband der Österreichischen Software Industrie (VÖSI), zu Gast und beantwortet Fragen zum Thema „Vernetzte Dinge“ aus Ihrer Sicht als Netzjournalistin. Information und Anmeldung
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