Weniger ist mehr: 8 entscheidende Prioritäten für CIOs

Viel hilft viel? Um den größten Nutzen aus der IT zu ziehen, sollten sich CIOs auf wenige Schlüsselinitiativen konzentrieren. [...]

Security-Kompetenzen, Nachhaltigkeit, Talent Management und Cloud Computing sollten 2022 auf der CIO-Agenda ganz oben stehen (c) pixabay.com

Haben Sie den Januar genutzt, um einen Schritt zurückzutreten und die Prioritäten für die folgenden Monate festzulegen? Die Abgrenzung der primären Aufgaben von all den anderen Dingen, die den Terminkalender eines IT-Leiters belegen, erfordert Zeit, Einsicht und eine gesunde Portion Intuition. Um Ihnen diese Aufgabe zu erleichtern, finden Sie hier acht Schlüsselbereiche, die ganz oben auf Ihrer Agenda stehen sollten.

Priorität 1: Security-Kompetenzen stärken

CIOs müssen sich mit dem Mangel an Cyber-Security-Talenten stärker befassen. Sie sollten die Entwicklung und Schulung eines umfangreichen Talentpools ganz oben auf ihre To-do-Liste für 2022 setzen, fordert etwa Leo Taddeo, CISO von Cyxtera, einem Anbieter von Rechenzentrums-, Interconnection- und Colocation-Services.

„Dabei geht es nicht darum, einfach nur Geld auf das Problem zu werfen, sondern vielmehr darum, in die Akquise, den Einsatz und die Bindung von Talenten zu investieren“, erklärt er. „Das kostet sowohl Zeit als auch Geld.“ Viele Unternehmen des öffentlichen und privaten Sektors leiden derzeit unter einem Mangel an Fachkräften im Bereich der Cybersicherheit. Die technischen Talente von heute wollen Taddeo zufolge für Organisationen arbeiten, die agil und flexibel sind sowie schnell handeln können. „Sie werden erstklassige Kandidaten verlieren, wenn Sie bei der Einstellung zu langsam sind.“

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Priorität 2: Digitale Geschicklichkeit verbessern

IT-Teams müssen von manuellen Prozessen befreit werden, damit sie produktiver werden können. „Heute steht sehr viel mehr auf dem Spiel“, sagt Jay Upchurch, CIO beim Analysesoftwareunternehmen SAS. Die Zeiten, in denen ein Teammitglied einfach mit einem wichtigen Vertrag durch den Flur gehen und ihn von einem Kollegen persönlich unterschreiben lassen konnte, seien vorbei. „Jetzt müssen Sie das Dokument digitalisieren und freigeben, damit es auch von Menschen auf der anderen Seite der Welt abgezeichnet werden kann“, sagt Upchurch. CIOs müssten zudem daran arbeiten, Prozesse zu rationalisieren. „Unsere digitale Realität bedeutet, dass digitale Effizienz und Sicherheit wichtiger denn je sind, damit Unternehmen mit voller Geschwindigkeit arbeiten können.“

„Wir entdecken jeden Tag neue Möglichkeiten, wie wir Funktionen automatisieren können, um Ressourcen und Talente besser zu nutzen“, ergänzt Ramesh Babu, CIO des Elektronikherstellers Digi-Key Electronics. „Daher ermutigen wir unser Team, neue Wege zur Automatisierung zu finden und vorzuschlagen; wir freuen uns über Ideen und Ansätze von allen Beteiligten.“

Priorität 3: Automatisierung vorantreiben

Um die digitale Transformation des Unternehmens zu beschleunigen, sollten CIOs im Jahr 2022 eine proaktive Automatisierungsstrategie einführen, empfiehlt Olivier Saucin, Manager für globale IT-Lösungen bei der Computer Task Group, einem Beratungsunternehmen für digitale Transformation. Die Automatisierung kostenineffizienter Prozesse werde Unternehmen nicht nur dabei helfen, sich auf die veränderten Kundenbedürfnisse nach der Pandemie einzustellen. Vielmehr würden sie so auch besser in die Lage versetzt, die steigenden Geschäftserwartungen kostengünstig zu erfüllen, lautet seine Einschätzung.

Das Ziel, vollständig autonome Systeme zu implementieren, ist für viele CIOs wahrscheinlich noch ein oder zwei Schritte entfernt, so dass der Übergang nicht sofort erfolgen muss, sagt der IT-Manager. Er schlägt vor, sich zunächst auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen die Automatisierung bereits in Plattformen und Anwendungen integriert ist. Ein solcher Ansatz, so Saucin, „wird schnell erste Erfolge in Bezug auf Geschwindigkeit, Einsparungen und Qualität erbringen, bevor man zu mehr autonomen Funktionen übergeht“.

Priorität 4: Auf Nachhaltigkeit konzentrieren

Für viele Unternehmen machen die IT-Aufwendungen den größten Teil ihres CO2-Fußabdrucks aus, berichtet Aron Brand, CTO des Netzwerksoftware-Anbieters CTERA Networks. Die Energie, die für den Betrieb von Rechenzentren, Servern, Netzwerken, Speichern, Endgeräten und verschiedenen Support-Services benötigt wird, summiere sich schnell. „All diese Überlegungen stehen heute auf der Tagesordnung von IT-Organisationen, insbesondere von Großunternehmen, da sich deren Kunden und Interessengruppen immer mehr für ihren ökologischen Fußabdruck interessieren und sich fragen, was sie tun können, um ihn zu verkleinern“, erklärt er.

Das übergreifende Thema des Umweltschutzes und der Fähigkeit, den Planeten für die Menschheit zu erhalten, mache Nachhaltigkeit zu einer Top-Priorität für CIOs, so Brand. „Jetzt, wo wir die jüngsten Empfehlungen des COP26-Klimagipfels für die Nachweispflicht prüfen, ist die Nachhaltigkeit in den Zukunftsplänen der Unternehmen sogar noch wichtiger geworden“, erklärt er. „IT-Teams müssen die Herausforderung annehmen und Nachhaltigkeitsprogramme zur Reduzierung des Energieverbrauchs, zur Verringerung des Elektroschrotts und zur Erreichung der Kohlenstoffneutralität umsetzen.“

Der Wechsel in die Cloud ist eine der einfachsten Möglichkeiten für ein Unternehmen, die Auswirkungen seines Rechenzentrums und IT-Betriebs auf die Umwelt zu reduzieren. Schließlich reduziere die Cloud die Verschwendung, so Brand. „Die Cloud bietet einen Ressourcenpool, in dem ein Unternehmen nach Bedarf einzahlen und nur das nutzen kann, was es braucht.“ Zusätzliche Kapazität zu installieren und als Puffer zu nutzen, werde beim Wechsel in die Cloud nicht mehr nötig sein.

Die Cloud bietet überdies auch Zugang zu umweltfreundlicheren Rechenzentren. „Cloud-Anbieter haben bereits viel in die Nachhaltigkeit ihrer Rechenzentren investiert“, sagt Brand. „Aufgrund starker Anreize zur Kostensenkung verwenden Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft und Google effizientere Kühlsysteme und platzieren ihre Rechenzentren in Gegenden, wo sich grüne Energiequellen befinden.“

Priorität 5: Rekrutierung und Mitarbeiterbindung optimieren

CIOs, die ihr Unternehmen zu einem begehrten Karriereziel entwickeln, indem sie Talente für moderne technische Fähigkeiten mit Schwerpunkt auf Innovationen gewinnen, hätten die besten Chancen, der Konkurrenz voraus zu sein und die Geschäftsstrategie voranzutreiben, sagt Lou DiLorenzo, Managing Director of Strategy and Analytics bei Deloitte Consulting. „Für viele CIOs erfordert dies eine sorgfältige Prüfung ihrer persönlichen „Marke“, eine deutliche Veränderung der Kultur, der Denkweise und der Karrierewege sowie eine Neuausrichtung der Wahrnehmung der IT in ihren Unternehmen.“

Indem sie der Rekrutierung und Bindung von Mitarbeitern Nachdruck verleihen, könnten CIOs sicherstellen, dass sie über die richtigen Talente und Fähigkeiten verfügen, um sich auf unternehmenskritische technologische Prioritäten zu konzentrieren. DiLorenzo empfiehlt, einen Plan zu entwickeln, der auf die wichtigsten Ziele ausgerichtet ist und der die Kundenorientierung in den Mittelpunkt stellt. „Strategische Etappen können CIOs dabei helfen, die wirklich differenzierenden technologischen Fähigkeiten zu priorisieren und einen genauen Fokus auf die Einstellung und Bindung von Spitzentalenten zu entwickeln“, rät er. „Von dort aus können sie Fähigkeiten, die sie nicht im Haus haben, auslagern, automatisieren oder mit Partnern abdecken.“

Priorität 6: Cloud Computing forcieren

CIOs sollten bei der Evaluierung und Integration neuer Cloud-Technologien an vorderster Front stehen, empfiehlt Steve Hagerman, CIO für Consumer Lending Technology und Cloud Integration bei Wells Fargo. „CIOs müssen sich über die neuesten Produktentwicklungen auf dem Laufenden halten, um festzustellen, welche für die digitale Transformation ihres Unternehmens am hilfreichsten sind“, sagt er. Hagerman zufolge werde die Cloud-Umstellung seines Unternehmens in einigen Monaten beginnen; die Migration erfolge in eine hybride Private-/Public-Architektur.

„Wir machen die Cloud-Transformation zu einer Priorität, weil wir die vielen Vorteile sehen, die sie unserer Community und unseren Kunden bieten kann, einschließlich einer besser skalierbaren Arbeitslast, innovativer Verfahren und einer verbesserten Customer Experience.“ Aufgrund von Sicherheitsbedenken gehören Finanzunternehmen traditionell zu den letzten Unternehmen, die sich für die öffentliche Cloud entscheiden. „Unser Übergang zur Public-Cloud-Integration erfolgte bewusst und strategisch, um sicherzustellen, dass die Sicherheit eine entscheidende Rolle auf unserem Transformationspfad spielt“, so Hagerman.

Priorität 7: Datenschutz ausbauen

IT-Führungskräfte müssen sich verstärkt um den Datenschutz kümmern, um Kunden, Klienten, Partner und Mitarbeiter zu schützen. „Wir als CIOs müssen mehr denn je den Datenschutz im Kalkül haben“, fordert Chily Fachler, CIO des Werbe-Anbieters AppsFlyer. „In erster Linie müssen wir über den Schutz der Rechte der Menschen auf Privatsphäre nachdenken und unsere Verantwortung in diesem Bereich besonders wachsam wahrnehmen“, erklärt er. Zudem gelte es, „Strategien, Richtlinien und Prozesse auf den Schutz der Daten und Privatsphäre unserer Kunden auszurichten und unsere Entscheidungen in diese Richtung lenken“. Zudem sollten Fachler zufolge Anwendungen so aufgebaut sein, dass Menschen nicht in die Versuchung kommen können, Daten unangemessen zu nutzen.

Priorität 8: Covid-19 berücksichtigen

Während Gesundheitsexperten die Öffentlichkeit weiterhin vor aktuellen und zukünftigen Virusvarianten warnen, arbeiten CIOs daran, die Bedürfnisse von Mitarbeitern sowohl zu Hause als auch vor Ort zu unterstützen. Rahul Mahna, Geschäftsführer des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EisnerAmper, sagt, dass sein Forschungsteam nicht davon ausgeht, dass sich die Auswirkungen von Covid-19 im Jahr 2022 signifikant ändern werden. Allerdings sei zu erwarten, dass Unternehmen dazu übergehen werden, mehr funktionsübergreifende Zusammenarbeit zu unterstützen. Dazu zählen etwa Konferenzräume vor Ort, die auf die Bedürfnisse von Hybrid-Mitarbeitern abgestimmt sind.

Da Covid-19 weiterhin Mitarbeiter und Abläufe beeinträchtigt, müssen sich CIOs laut Mahna an die sich verändernden Umgebungen und Arbeitsanforderungen anpassen. „Im Jahr 2020, als die Mitarbeiter zum ersten Mal nach Hause geschickt wurden, bestand die erste Phase darin, allen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, außerhalb des Büros zu arbeiten“, sagt er. „In der aktuellen Phase wird es darum gehen, robuste hybride Arbeitsumgebungen zu schaffen, die gut funktionieren und dennoch sichere Plattformen und Bereitstellungssysteme bieten.“

*Moritz Iversen ist freier Journalist in München.
**John Edwards ist freier Autor.


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