Cloud und die Corona-Krise

Der Umstand, dass Unternehmen quasi über Nacht zur Remote-Arbeit wechseln mussten, hat Widerstände gegenüber der Cloud massiv einbrechen lassen. Gleichzeitig machte die Krise bewusst, wie wichtig eine solide Cloud-Archiktektur ist. [...]

Die Corona-Krise hat auch gezeigt, wie wichtig ein solides Fundament ist, um die Vorteile der Cloud optimal nutzen zu können. (c) Adobe Stock/contrastwerkstatt

Das zweite Quartal brachte wieder Rekorde in Sachen Cloud-Ausgaben: Der weltweite Markt für Cloud-Infrastrukturdienste stieg laut Canalys um 31 Prozent auf 34,6 Mrd. US-Dollar. Insgesamt waren die Gesamtausgaben um mehr als 3,5 Milliarden US-Dollar höher als im Vorquartal. Dies soll Canalys zufolge das größte vierteljährliche Wachstum darstellen, was nicht weiter wundert, da die Nutzung von Cloud-basierten Diensten für Online-Zusammenarbeit, Remote-Working-Tools, E-Commerce, Remote-Lernen und Content-Streaming in die Höhe schnellte. Gleichzeitig haben sich größere Projekte verlangsamt, da sich die wirtschaftlichen Aussichten abschwächten und vorhandene IT-Ressourcen länger zurückgehalten wurden.

Amazon Web Services (AWS) war im zweiten Quartal 2020 der führende Cloud-Dienstleister mit einem Anteil von 31 Prozent an den Gesamtausgaben, so die Angaben von Canalys. Microsoft Azure erreichte nach einem starken Finish des Geschäftsjahres erstmals einen Marktanteil von 20 Prozent. Google Cloud blieb mit sechs Prozent der drittgrößte Cloud-Dienstleister, nachdem die Marke von zwei Mrd. US-Dollar überschritten wurde – gefolgt von Alibaba Cloud mit fünf Prozent.

Die Notwendigkeit robuster Pläne, um den Betrieb unabhängig von der Situation fortzusetzen, war angesichts der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie noch nie so wichtig. »Cloud-basierte Services waren ausschlaggebend für die Realisierung von Notfallkontinuitätsplänen zur Aufrechterhaltung des virtuellen Betriebs während der Sperrung«, sagt Matthew Ball, Chief Analyst bei Canalys. »Diese werden sich auch in der nächsten Phase der Reaktion auf COVID-19 als kritisch erweisen, da sich die Volkswirtschaften allmählich wieder öffnen. Cloud-basierte Dienste unterstützen nicht nur die kontinuierliche Fernarbeit und das Fernstudium, sondern helfen auch bei der Bereitstellung neuer digitaler Workflows wie Online-Buchungs- und Bestellsysteme sowie anderer kontaktloser Serviceleistungen. Die Cloud wird auch Teil von Lösungen sein, um Arbeitsplätze COVID-sicher zu machen, indem die Belegung und die Anzahl der Besucher sowie die Rückverfolgung von Kontakten überwacht werden, um die Wiedereröffnung großer Büros und Bildungseinrichtungen mit Vertrauen zu unterstützen. Die Nachfrage nach Cloud-basierten Diensten wird weiterhin stark sein, da Unternehmen ihre Initiativen zur digitalen Transformation in den nächsten 12 Monaten beschleunigen, um neue Möglichkeiten zu nutzen.«

Wie gut unterstützt die Cloud Ihren Geschäftserfolg?

Die Corona-Krise hat auch gezeigt, wie wichtig ein solides Fundament ist, um die Vorteile der Cloud optimal nutzen zu können. So warnte etwa der AWS-CTO Werner Vogels beim AWS Summit 2020, der virtuell über die Bühne ging, vor unüberlegten Schnellschüssen. Er kritisierte, wie einige Unternehmen Cloud-Dienste in der Notfallphase genutzt haben: »Lösungen sind zum Scheitern verurteilt, wenn die Grundprinzipien verletzt werden«, so sein Credo.

Um messen zu können, wo ein Unternehmen in Sachen Cloud-Nutzung steht, hat AWS unter anderem das sogenannte Well-Architected-Framework entwickelt, damit Cloud-Architekten sichere, leistungsstarke, ausfallsichere und effiziente Infrastrukturen für ihre Anwendungen bauen können. »Im Zentrum steht die Frage, wie gut die Cloud den Geschäftserfolg unterstützt«, sagt Alexander Penev, Managing Director der ByteSource Technology Consulting GmbH, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Der Wiener Cloud-Spezialist befindet sich als eines der ersten Unternehmen in Österreich in der Zertifizierungsphase des AWS Well-Architected-Partnerprogramms.

Eine zentrale Maßnahme des Frameworks sind Reviews, die Unternehmen dabei helfen sollen, ihre Work-loads auf Basis von Best Practices zu evaluieren. Penev weist darauf hin, dass es sich hierbei nicht um Audits handelt, sondern um eine ein- bis zweitägige Bestandsaufnahme in lockerer Atmoshäre. Die Ergebnisse sind Handlungsempfehlungen, die der Kunde umsetzen kann oder auch nicht.

Fünf Kriterien

AWS hat zur diesem Zweck fünf Kriterien definiert, anhand derer Firmen messen können, wie der Status quo der Cloud-Nutzung ist und wo sie primär ansetzen sollen, um etwa negative Folgen von Notfallschnellschüssen zu reduzieren. Diese sind: Operational Excellence, Security, Reliability, Performance Efficiency und Cost Optimization.

»Zu den typischen Anwendungsfällen gehört etwa die Sicherung der Cloud-Umgebung und folgende Fragen: Wie betreibe ich sie kosteneffizient? Wie weiß ich, ob ich die richtigen Ressourcen verwende? Wie messe ich überhaupt? und vieles mehr«, so Alexander Penev. »In den meisten Fällen geht es um Aspekte, die man vom Data Center gewohnt ist, wie etwa Encryption, und die damit verbundenen Sorgen. Alle Storages zu verschlüsseln, ist on premise sehr teuer und geht auf Kosten der Performance. In der Cloud bekommt man die Verschlüsselung quasi geschenkt. Von lokalen Systemen wissen wir, dass die automatische Fehlererkennung bei der Wahl von Diensten teuer und aufwendig ist, daher schrecken vieler davor zurück. In der Cloud funktioniert das mit einem Mausklick.«

Als Beispiel für Kostenoptimierung nennt der ByteSource-Chef die Möglichkeit, mittels eines automatischen, einfach zu implementierenden Workflows zum Beispiel Services, die während der Nacht nicht genutzt werden, für diesen Zeitraum abzuschalten.


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