Die Zukunft liegt im Internet der Dinge

Das Internet der Dinge wird Realität. Die Akzeptanz in den Unternehmen und in der Gesellschaft dafür steigt rasant. Doch neben den zu erwartenden Wachstumsraten, sind vor allem in den Bereichen Sicherheit und Datenschutz noch viele Fragen ungeklärt. [...]

Das Internet der Dinge entwickelt sich immer stärker zur Basis für eine vernetzte Welt. (c) pixabay

Das Internet der Dinge (IoT) ist mit Sicherheit kein neuer Trend, das Thema bewegt die IKT-Branche bereits seit Jahren. Doch dank des rasanten Fortschritts der Technologien offenbaren sich immer mehr Möglichkeiten und das Internet der Dinge durchdringt immer mehr Bereiche der Industrie und auch zunehmend der Gesellschaft. Laut einer Befragung von IDG (2019) soll es bis 2025 rund 41 Milliarden IoT-Geräte geben. Das bedeutet, dass IoT in den Unternehmen angekommen ist. Die Zahl der Firmen, die 2019 angegeben haben, IoT-Projekte umgesetzt zu haben, ist sprunghaft gestiegen und hat sich im Vergleich zum vorigen Jahr mehr als verdoppelt. Dabei sind die Einsatzgebiete des IoT breit gestreut und in unterschiedlichsten Bereichen verteilt. Im Vergleich zur letztjährigen Studie hat sich auch die Reihenfolge der wichtigsten Kategorien kaum verändert. 28 Prozent der Unternehmen setzten ihre bisherigen IoT-Projekte in der Kategorie Vernetzte Produktion um, 27 Prozent im Bereich Logistik, 26 Prozent wollten mithilfe des IoT die Qualitätskontrolle verbessern. Weitere wichtige Kategorien sind Smart Connected Products, Kundenbindung, Smart Home oder Predictive Maintenance. Bei den zukünftigen IoT-Projekten steht die Qualitätskontrolle (39 Prozent) im Mittelpunkt, gefolgt von Smart Connected Products (35 Prozent), vernetzte Produktion (33 Prozent) und Logistik (32 Prozent). IoT brummt also.

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn große Softwarekonzerne wie Microsoft Interesse an diesem Segment haben und es ebenfalls genau analysieren. Im Rahmen des Reports »IoT Signals 2019« befragte Microsoft weltweit mehr als 3.000 Entscheidungsträger in Deutschland, Frankreich, China, Japan, Großbritannien sowie den USA zum Thema IoT. Im Ergebnis gehen die Befragten davon aus, dass schon in zwei Jahren 30 Prozent des Umsatzes ihrer Unternehmen auf IoT-Projekte entfallen werden.

Komplexität und Security als Herausforderungen

Gleichzeitig sehen die Verantwortlichen erheblichen Nachholbedarf in der IoT-Implementierung sowie Herausforderungen in der Komplexität und Sicherheit von IoT-Lösungen. Unter den IoT-Anwendern glauben 88 Prozent, dass das IoT entscheidend für den Geschäftserfolg ist. Einen Return on Investment (RoI) erwarten die Unternehmen innerhalb von zwei Jahren. Dabei gehen sie davon aus, dass der RoI bei 30 Prozent liegt und auch Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen dazu beitragen. Allerdings scheitert fast ein Drittel der Projekte (30 Prozent) bereits in der frühen Phase des Proof of Concepts (PoC), weil die Implementierung zu teuer oder der Nutzen unklar ist.

Was in diesem Zusammenhang nahezu alle Unternehmen bewegt, ist die Security. 97 Prozent der Befragten äußern Sicherheitsbedenken zur Umsetzung von IoT-Projekten. Die Akzeptanz der Technologie bleibt davon jedoch unberührt. Nur 38 Prozent der IoT-Anwender nennen Komplexität und technische Herausforderungen in der Nutzung von IoT-Technologien als Hindernis für die weitere Einführung. Die wichtigsten Technologietreiber für den IoT-Erfolg in den kommenden zwei Jahren sind aus Sicht der befragten Unternehmen künstliche Intelligenz (KI), Edge Computing und die schnelle Netzwerktechnologie 5G. Eine weitere große Herausforderung ist nach wie vor der Mangel an entsprechenden Fachkräften, den 47 Prozent beklagen.

Die zunehmende Verbreitung IoT-fähiger Geräte soll es Unternehmen zudem ermöglichen, Cloud-Intelligenz an die Netzwerkperipherie zu bringen, um Lösungen zu entwickeln, die sich anpassen und auf ihre Umgebung reagieren können. Carrie MacGillivray, Group Vice President, IoT, 5G und Mobility bei IDC fasst die Vision von IoT (und Microsoft) treffend zusammen: »Das Internet der Dinge wird mit zunehmender Reife des Marktes immer mehr zum Gefüge, das den Austausch von Informationen zwischen Dingen, Menschen und Prozessen ermöglicht. Der gemeinsame Nenner sind Daten, die an allen Ecken und Enden des Netzwerks erfasst, verarbeitet und genutzt werden, um Mehrwert für Branchen, Regierungen und das Leben des Einzelnen zu schaffen.« Übrigens: Microsoft will bis 2022 fünf Milliarden Dollar in in IoT-Technologien, intelligente Netzwerkperipherie und das IoT-Ökosystem investieren. Der Konzern hat allein im letzten Jahr über 100 neue Funktionen und Dienste hinzugenommen und 70 neue IoT-Partner angekündigt, und verfügt über ein Ökosystem von über zehntausend IoT- und Intelligent Edge-Partnern, um Kunden in jeder Phase ihrer IoT-Nutzung begleitend zu unterstützen.

Europa hat die Nase vorn

Obwohl in Sachen Technologie und Innovation die USA scheinbar immer etwas die Nase vorne hat, ist es im Bereich IoT nicht ganz so. Laut der Studie »Europeans Extend Their Lead in the Industrial Internet of Things«, für die die internationale Managementberatung Bain & Company mehr als 600 IoT-Verantwortliche in Europa und den USA befragt hat, konnte Europa seine weltweite Vorreiterrolle bei IoT weiter ausbauen. Seit 2016 brachten die Unternehmen auf dem alten Kontinent ihre Vorhaben rund um Industrie 4.0 dreimal so schnell voran wie ihre Wettbewerber aus den USA.Demnach will in beiden Regionen jeweils knapp die Hälfte der Studienteilnehmer IoT-Projekte umsetzen.

Allerdings haben die europäischen Unternehmen demnach bereits deutlich mehr Erfahrung mit IoT-Technologien und deshalb einen Wettbewerbsvorteil. »Die Europäer wissen schon heute, wie sie IoT-Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette gewinnbringend einsetzen können«, so einer der Studienautoren. Zwar zeigt die Studie auch, dass Unternehmen bei der Einführung von IoT-Technologien weiterhin große Herausforderungen zu bewältigen haben. Doch viele US-Firmen kämpfen heute noch mit Kinderkrankheiten, die die Europäer bereits weitgehend hinter sich gelassen haben.

Dazu gehören mangelnde technische Expertise sowie Probleme bei der Integration und dem Zusammenspiel unterschiedlicher Systeme. Solche grundsätzlichen Schwierigkeiten nennen die US-Amerikaner sogar noch häufiger als vor zwei Jahren. Sie verhindern offenbar, dass IoT-Technologien zügig ins Tagesgeschäft integriert werden können. So planen die befragten US-Unternehmen bis 2022 hauptsächlich Pilotprojekte. Derzeit hat etwa die Hälfte zumindest dieses erste Stadium der Umsetzung von Industrie 4.0 erreicht. Bis 2022 sollen es rund 70 Prozent sein. In Europa dagegen arbeiten die Unternehmen mittlerweile an Geschäftsmodellen, die ihre Investitionen refinanzieren, sowie an regulatorischen Aspekten und Sicherheitsfragen. Ihre Vorreiterrolle manifestiert sich auch in den Investitionsplänen. In den kommenden zwei Jahren wollen europäische Unternehmen mehr als doppelt so viele großangelegte IoT-Projekte realisiert haben wie ihre US-Konkurrenten.

In Österreich liegt das Marktvolumen des IoT-Marktes momentan bei rund 4,2 Milliarden Euro. Bis 2025 soll sich diese Summe aber auf rund elf Milliarden Euro nahezu verdreifachen. Das Wachstum soll in dieser Tonart weitergehen: Bis 2030 soll der IoT-Markt sogar auf das Vierfache – rund 16 Milliarden Euro – steigen. Damit liegt Österreich im internationalen Trend. Diese Zahlen gehen aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsfirma EY (Ernst & Young) hervor. Die Basis für eine Vielzahl an IoT-Lösungen ist der neue Mobilfunkstandard 5G. Dieser wird derzeit von den Telekommunikationsbetreibern massiv ausgebaut. Für sie ist es aber eine enorme Chance und ein wichtiger Umsatzbringer.

Telkos bieten mit 5G die Basis für das IoT

Derzeit entfallen laut EY rund zehn bis 15 Prozent der Umsätze des IoT-Ökosystems auf das Kerngeschäft der Telkos: die Konnektivität. Große Unternehmen wie Amazon und Netflix profitieren von der Infrastruktur eines Breitbandnetzes, das von den Telkos aufgebaut wurde. Sie müssen für die Zukunft eigene Plattformen und Apps bereitstellen, sowie Kooperationen mit Drittanbietern schließen, um größere Umsatzvolumina am aufstrebenden Markt des Internet of Things zu erzielen. Aber auch weitere Segmente des gesamten IoT-Marktes stünden den Unternehmen grundsätzlich offen, etwa der Bereich Smart Chips, auf den bis zu zehn Prozent des gesamten Marktvolumens entfallen, oder das Segment Smart Device/Smart Machine, worunter etwa die Vernetzung von Autos, Kameras und Stromzählern subsummiert werden und welches für bis zu 15 Prozent des Gesamtmarktes steht. Deutlich größere Umsatzvolumina ließen sich erzielen, wenn es den Telkos gelänge, die digitalen Plattformen und Apps bereitzustellen, über die die entscheidenden IoT-Anwendungen – etwa E-Health oder E-Mobility – abgewickelt werden. Die Unternehmen haben die sich bietenden Chancen aber längst erkannt und verfolgen dabei zum Teil gleichzeitig mehrere Strategien: Zum einen treten sie als eigenständiger Plattformbetreiber auf und entwickeln eigene Lösungen, zum anderen gehen sie Kooperationen mit Drittanbietern ein.

In Österreich zeigen die führenden Anbieter immer wieder auf Veranstaltungen, was sie in diesem Bereich bereits zu bieten haben. So gibt A1, an bereits mehr als 500 IoT-Projekte mit Partnern umgesetzt zu haben. »Mit dem Internet der Dinge sind Anwendungen, die wir uns heute erst wünschen können, in wenigen Jahren schon Realität. Und mit 5G legen wir das Fundament für das Internet von morgen. Dadurch wird vieles in Wirtschaft und Gesellschaft einfacher, angenehmer und auch effizienter«, so A1 Österreich CEO Marcus Grausam bei einer Leistungsschau im April dieses Jahres. Gezeigt wurden dabei etwa Projekte aus der Industrie, Bauwirtschaft oder Lösungen aus dem Healthcare-Bereich. 5G ist der Treiber für eine smarte Welt, die neben Lösungen für nahezu alle Branchen den Menschen auch noch das intelligente Zuhause, das vernetzten Auto, eine smarte Stadt und noch vieles Mehr bieten soll und wahrscheinlich auch wird.

Doch das Zusammenspiel vieler neuer Technologien wie 5G-Datenübertragung, Cloud-Dienste oder künstliche Intelligenz birgt auch Risiken. Um sich den smarten Lösungen auszuliefern, müssen die Menschen der Technologie erst positiv gegenüberstehen und offen dafür sein. Entscheidende Faktoren sind hier Vertrauen, Transparenz und eine Nachvollziehbarkeit der Vorgänge. Eine Studie von VMware, die in Deutschland durchgeführt wurde, zeigt, dass fast die Hälfte der Verbraucher (42 Prozent) nicht wissen, was sich genau hinter den neuen Technologien wie IoT oder Blockchain verbirgt. Zudem sorgen sich Verbraucher um die Sicherheit: 66 Prozent der Befragten wissen nicht, wer auf persönliche Daten zugreifen kann. Besonders im Rahmen des IoT und aufgrund der Vielfalt an Devices befürchten 59 Prozent, dass ihre Endgeräte überwacht und Aktivitäten aufgezeichnet werden. Hier gibt es für die Anbieter noch viel zu tun.


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