Digitalisierung & Nachhaltigkeit

In Österreichs Unternehmen rückt das Thema Nachhaltigkeit als neue Kernaufgabe der Digitalisierung immer stärker in den Fokus. Einem Drittel fehlt es jedoch an Daten aus den Geschäftsbereichen, um datenbasierte Sustainability-Entscheidungen fällen zu können. [...]

Einem Drittel der Befragten fehlt eine ausreichende Datenbasis aus den Geschäftsbereichen. (c) Midjourney – W. Franz
Einem Drittel der Befragten fehlt eine ausreichende Datenbasis aus den Geschäftsbereichen. (c) Midjourney – W. Franz

Österreichs Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung einer doppelten Transformation: Zum einen muss die Digitalisierung der Geschäftsprozesse vorangetrieben werden, gleichzeitig soll aber auch ein ökologisch und sozial verträglicheres Wirtschaften gefördert werden, um Klima- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Seit dem 01. 01. 2023 gilt beispielsweise eine verpflichtende EU-Nachhaltigkeits-Berichterstattung (CSRD) anhand der ESG-Kategorien „Environment“, „Social“ und „Governance“ für größere Unternehmen (mindestens 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über 40 Millionen Euro Umsatz oder über 20 Millionen Euro Bilanzsumme).

Vor diesem Hintergrund hat Tietoevry Austria, Geschäftsführer, Bereichsleiter sowie Entscheider von 100 Unternehmen aus Österreich mit mehr als 250 bzw. mehr als 500 Mitarbeitern befragen lassen, welche Rolle die Digitalisierung derzeit in der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele spielt. Berücksichtigt wurden alle relevanten Branchen quer durch die neun Bundesländer.

Nachhaltigkeit: Hoher Stellenwert, aber wenig Verantwortliche

Die Umfrage hat überraschende Ergebnisse gebracht: Zwar attestieren acht von zehn Entscheidern der Digitalisierung eine „sehr große“ oder „eher große“ Rolle in der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Vier von zehn Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitern gaben jedoch an, keinen (Haupt-)Verantwortlichen für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Agenden in ihrem Unternehmen zu haben. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern hat etwa ein Viertel aktuell keine eigene Jobposition, welche die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb vorantreiben könnte. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, bei Nachhaltigkeits-Agenden mit externen Digitalisierungs-Dienstleistern zu kooperieren, da sie unternehmensintern über zu wenig Ressourcen verfügen. „Diese doch relativ hohen Werte spiegeln wider, dass Österreichs Entscheiderinnen und Entscheider die große Relevanz des Themas zwar anerkennen. Die weiteren Antworten zeigen aber, dass es oftmals an Ressourcen, Informationen und Wissen mangelt, wie nachhaltiges Wirtschaften nun tatsächlich vorangetrieben werden kann und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt“, sagt Lukas Keller, Head of Business Development beim Digitalisierungs-Spezialisten Tietoevry Austria.

Fehlende Daten verhindern transparente Nachhaltigkeits-Entscheidungen

Eines der größten Probleme dabei: Einem Drittel der Befragten fehlt eine ausreichende Datenbasis aus den Geschäftsbereichen (wie z.B. Produktion, Energiemanagement, Fuhrpark), um transparente, datenbasierte Nachhaltigkeits-Entscheidungen fällen zu können. „Einerseits existieren zwar raue Mengen an Daten in den Unternehmen, andererseits ist es für viele noch sehr herausfordernd, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und richtig zu interpretieren“, erklärt Keller und empfiehlt: „Daher muss jetzt die digitale Konsolidierung, transparente Visualisierung und Interpretation von Daten forciert werden, um Mehrwerte aus ihnen zu gewinnen und effektive Nachhaltigkeits-Maßnahmen abzuleiten. Sonst wird es für heimische Unternehmen schwer, ihren neuen gesetzlichen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung nachzukommen.“

Digitale Technologien als Treiber für nachhaltigeres Wirtschaften

Von heimischen Unternehmen werden digitale Technologien der Umfrage zufolge derzeit vor allem dazu eingesetzt, die ökologischen Auswirkungen in den Bereichen Ressourcenverbrauch/Energie (79 Prozent der Befragten), Abfälle/Recycling (66 Prozent) und Schadstoff-Emissionen (51 Prozent) zu erfassen. Die Digitalisierung sowie die stärkere Nutzung von Daten bergen jedoch noch große Chancen, nachhaltige Entwicklungen in Unternehmen zu initiieren und zu beschleunigen. „Allein im Bereich des Energiemanagements wird heute nach wie vor viel ungenutztes Potenzial liegengelassen. Wer die Daten aller Verbraucher im Betrieb zentral zusammenführt, via Cloud-Lösung managt und visualisiert, kann unnötige Energiefresser rascher abstellen und gleichzeitig die Energieeffizienz steigern, um erhebliche Einsparungen zu erzielen“, sagt Keller. Damit trägt ein datenbasiertes Energiemanagementsystem auch zur Wirtschaftlichkeit von Unternehmen bei.

Wie die Umfrage zeigt, gibt es aber auch bei der Nutzung von flexiblen Cloud-Plattformen und modernen, klimaneutralen Rechenzentren Vorreiter und Nachzügler: Während 57 Prozent der großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern schon darauf setzen, beläuft sich der Anteil bei Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitern nur auf etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent).

Sustainability-Whitepaper

Das neue Lünendonk-Whitepaper „ESG & Corporate Responsibility: Nachhaltigkeit in Unternehmen und Einfluss der Digitalisierung“ gibt einen Überblick zu verschiedenen Dimensionen von Corporate Responsibility sowie ESG und geht dabei auf die Rolle der IT und Digitalisierung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien ein. Zudem erläutert es die zentralen Treiber und Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit und Strategien zur Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen.

Vielen Unternehmen fehlt es nicht nur an Tools, Standards und Bewertungsmetriken für die Umsetzung von Sustainable IT, sondern auch an Erfahrung. Da Nachhaltigkeit und ESG keine temporären, sondern dauerhafte Themen der nächsten Jahre und Jahrzehnte sein werden, gilt es, schon heute den richtigen Grundstein zu legen und zukunftsorientierte Standards, Strukturen und Prozesse zu schaffen. Eine wichtige Maßnahme ist dabei, die historisch gewachsenen Datensilos aufzulösen.

Das Whitepaper wurde in Zusammenarbeit von Lünendonk & Hossenfelder und Arvato Systems erstellt und steht ab sofort hier zum kostenfreien Download bereit.


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