Editorial: Eher künstlich als intelligent

Wir Medienvertreter müssen uns ein bisschen an der eigenen Nase nehmen, wenn es um die Berichterstattung rund um das Thema künstliche Intelligenz geht. Denn in Wahrheit dürfte man den Begriff in der Art, in der er verwendet wird, so gar nicht verwenden. [...]

Oliver Weiss, Chefredakteur COMPUTERWELT (c) Wolfgang Franz

Von echter künstlicher Intelligenz sind wir nämlich noch weit entfernt. Was wir derzeit haben, ist superschnelle Rechenpower und viel Speicher. Doch wie hat Picasso einmal so schön gesagt: »Computer sind nutzlos. Sie können nur Antworten geben. Interessant werden sie dann, wenn sie lernen, die richtigen Fragen zu stellen.« Und bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.

Insofern wäre es angebrachter, von Machine Learning, Deep Learning oder neuronalen Netzen zu schreiben, statt dauernd mit dem unpassenden Begriff »künstliche Intelligenz« um sich zu werfen. (Das gilt übrigens auch für IT-Anbieter, die mit KI werben.) Klingt halt so schön futuristisch. Und lässt sich mit allen möglichen »Körperteilen« von Robotern auch so schön abbilden.

Auf der anderen Seite werden auf diese Weise auch viele Unsinnigkeiten, Halbwahrheiten und Widerstände erzeugt. Zum Beispiel die Angst mancher Arbeitnehmer durch Roboterkollegen ersetzt zu werden. Die ist nämlich völlig unbegründet. Die Arbeit, die noch nötig sein wird, um echte KI zum Wohle der Menschheit einsetzen zu können, wiegt die Arbeit, die durch KI-gestützte Automatisierung wegfällt, mehr als auf. Versuchen wir also ein bisschen mehr auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.


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