»Ein ERP-Projekt sollte flexibel sein«

Kreuzbauer IT wurde 2012 im Süden von Salzburg gegründet und ist seit dem Start einziger Partner der IFS in Österreich. Wie sich die Rolle als ERP-Dienstleister aktuell verändert hat, und welche Herausforderungen die mittelständische Industrie bei ERP bewegen, erläutert Geschäftsführer und Eigentümer Wilfried Kreuzbauer im Gespräch mit der COMPUTERWELT. [...]

»Wir sind sehr gut durch die Krise gekommen«, sagt Wilfried Kreuzbauer, Inhaber von Kreuzbauer IT aus Salzburg. (c) Kreuzbauer IT

Kreuzbauer ist ja im gesamten DACH Raum tätig, in welcher Größenordnung bewegen sich da die Projekte?

Wir haben tatsächlich Projekte unterschiedlichster Größenordnung, das bewegt sich ungefähr von 50 bis 500 Usern, und wir bedienen derzeit fünf Branchen. Aktuell sind wir gerade in sieben bis acht Projekten tätig. Insgesamt haben wir seit dem Start bis jetzt rund 70 Kundenprojekte realisiert, zu unseren wichtigen Kunden zählen etwa Bachmann electronic (Produzent von elektronische Steuerungen für Windkraftanlagen) sowie Identec Solutions (führender globaler Anbieter von RFID-Lösungen für die Industrie-Automation), beides Unternehmen aus Vorarlberg. Ein Kunde aus dem Osten Österreichs ist Test-Fuchs aus Groß Siegharts (Produzent von Test-Einrichtungen für Luft- und Raumfahrt).

Luft- und Raumfahrt, das ist eine Branche die Corona ja schwer erwischt hat. Wie ist es Kreuzbauer im vergangenen Jahr ergangen?

Für uns hat sich interessanterweise wenig verändert. Außer, dass wir fast die Gänze der Zeit im Home Office verbracht haben, sind wir sehr gut durch die Krise gekommen, und wir gehen davon aus, dass das auch in den nächsten Monaten so bleibt. Allerdings hat die Bereitschaft, sich mit neuen ERP-Projekten zu beschäftigen, in den letzten Monaten gelitten. Man hätte annehmen können, dass einige Unternehmen die Zeit für eine ERP-Neuorientierung nutzen – das war nicht der Fall. Aber alle Projekte, die wir bereits vor der Krise gestartet haben, wurden fortgesetzt. Der Manufacturing- und der Construction-Bereich sind für uns sicher am wichtigsten. 

Welche Rolle spielen denn ERP- und CRM-Systeme heute?

Ich denke, sie sind nach wie vor zentrale Daten-Hubs. Wir haben ja schon vor Jahren darüber gesprochen, dass das Ende von ERP-Systemen am Horizont zu sehen ist. Aber heute wissen wir: Das ist nicht so. Aber es wird Aufgabe der Hersteller sein, diese monolithischen, starren Blöcke dynamischer zu gestalten. Wenn man sich die Entwicklungszyklen der Digitalisierung ansieht, dann können die Entwicklungszyklen der ERP-Systeme da nicht Schritt halten. Das ERP-System sollte so flexibel sein, mit Anforderungen aus der Digitalisierung zu Recht zu kommen.

Bieten Sie IFS On-Premise an oder ist Cloud auch ein Thema?

Die neueste IFS-Version, die im März herausgebracht wurde, heißt ja IFS Cloud, wobei es diese Release auch On-Premise gibt. Aber wir verstehen darunter nicht eine klassisches SaaS-Lösung, weil wir finden, es ist dem Kunden nicht zumutbar, dass ihm quasi unter der Hand irgendwelche neuen Software-Versionen geliefert werden, denen der Kunde dann nicht entgehen kann. Die Idee klingt zwar verlockend, damit immer up-to-date zu sein, aber in der Praxis muss man ein Update mit dem Kunden abstimmen. Und genau das verkaufen wir den Kunden. Wir haben derzeit schon drei Projekte, die als SaaS-Lösung mit Microsoft Azure abgebildet sind. Aber im deutschsprachigen Markt gibt es noch Vorbehalte gegenüber ERP-Cloud-Lösungen. 

Was sind hier die Gründe? 

Es ist zum Teil immer noch der Gedanke, dass die Daten nach Amerika oder zu den Chinesen verfrachtet werden. Bei On-Premise-Entscheidungen spielt sicher immer das Thema Datensicherheit eine Rolle. Da geht es vor allem um die Frage: Wer hat Zugriff auf die Daten? Das ist ein wenig wie bei der Diskussion um die Impfung: Man kommt hier leider auch mit vernünftigen Argumenten einfach nicht durch.

Alle ERP-Hersteller bieten Cloud-Lösungen an. Inwiefern und wann kommt der Durchbruch für Cloud-ERP-Lösungen am deutschsprachigen Markt?Ich glaube, es wird sich in den nächsten fünf Jahren stark drehen. Dann werden wir bei uns deutlich mehr Cloud-Installationen als On-Premise-Lösungen sehen. Im angloamerikanischen Raum hat da überhaupt niemand mehr Bedenken. 


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