Ein wirtschaftlich attraktiver Standort braucht eine gut ausgebaute Infrastruktur. Deswegen setzt Niederösterreich auf den Breitband-Ausbau mit Glasfaser und will damit stärker wachsen als der Bundesdurchschnitt. [...]
Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) sind sich einig: 2017 soll Niederösterreichs Wirtschaft um rund 1,7 Prozent wachsen, also stärker als Österreichs Wirtschaft, die im Bundesdurchschnitt voraussichtlich mit 1,4 Prozent wächst. Bewerkstelligt soll das mit einem Bündel von Maßnahmen werden, das beide gemeinsam vorstellten.
Die Bandbreite reicht dabei von gemeinsamen Auslandsaktivitäten zur Erschließung von Exportmärkten über die Unterstützung von neuen Unternehmen beziehungsweise Gründern bis zu Serviceangeboten zum Thema Wirtschaft 4.0 und zum Ausbau der Breitband-Infrastruktur mit Glasfaser. Petra Bohuslav ist optimistisch und nennt als positive Indikatoren, dass es mit der niederösterreichischen Wirtschaft bergauf geht, die Zahl der Bewilligungen für Förderungen aus dem niederösterreichischen Wirtschafts- und Tourismusfonds, die seit 2014 um 20 Prozent gestiegen sind sowie das Projektvolumen, das von 200 auf 300 Millionen Euro angewachsen ist.
Digitalisierung und Wirtschaft 4.0
Einen hohen Stellenwert nimmt dabei die digitale Transformation ein, die in Form neuer IKT-Technologien umfassende Veränderungen für die Gesellschaft wie auch für die Unternehmen bringt. Um die Chancen, die diese Entwicklung mit sich bringt, optimal zunutzen, aber auch die Herausforderungen meistern zu können, entwickelte das Wirtschaftsressort des Landes Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der Industriellenvereinigung Niederösterreich ein gemeinsames Maßnahmenpaket.
„Der Wandel durch die Digitalisierung kommt unweigerlich. Unser Bestreben ist es, hier Bewusstseinsbildung zu machen, das Lernen zu ermöglichen und optimale Unterstützungsleistungen für die neuen Herausforderungen anzubieten. Wir haben das gemeinsame Ziel, die niederösterreichischen Unternehmen fit für Industrie 4.0 zu machen, damit sie die damit verbundenen Chancen optimal nutzen können“, erklärt Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav. Schon jetzt werden zahlreiche Initiativen und Maßnahmen gesetzt, um niederösterreichische Unternehmen bei den neuen Entwicklungen rund um Industrie 4.0 zu begleiten und zu unterstützen. So gebe es zum Beispiel für entsprechende Investitionen oder Forschungsprojekte Finanzierungshilfen, es würden spezifische Fördercalls geboten, und für Kooperationen böten die Cluster Niederösterreich eine optimale Unterstützungsplattform, so Bohuslav. Die Technopole ermöglichen wiederum technologische Hilfestellungen – beispielsweise bei 3D-Druck von Metallen.
Von der Produktion bis zum Verkauf, von der Stromversorgung bis zur Fehleranalyse, von der Lieferung bis zur Beschaffung liefere die Digitalisierung neue Chancen, betont WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl: „Die Digitalisierung eröffnet neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, nicht nur in der Industrie, sondern in der gesamten Wirtschaft – und nicht nur für Großbetriebe, sondern ebenso für KMU und EPU.“
Die von der WKNÖ in Kooperation mit dem Land betriebenen Technologie- und Innovationspartner (TIP) stehen den niederösterreichischen Betrieben auf ihrem Digitalisierungsweg mit Hilfe bei der Bedarfsanalyse, dem Zugang zu passenden Netzwerken und finanziell geförderter Unterstützung bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten mit einem Pool von 400 Expertinnen und Experten zur Seite.
Digitalisierung braucht Bildung
Dabei dürfe man die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Bildungsbereich, und speziell auf die Lehre nicht vergessen, ist Zwack überzeugt. „Wir brauchen einen verstärkten Fokus auf technische Fähigkeiten und Fertigkeiten, auf technisches Verständnis.“
Aus diesem Grund sollen beispielsweise Chemie und Physik schon ab den ersten Klassen der Neuen Mittelschulen (NMS) unterrichtet werden. Zwazl : „Die Lehre als bereits hochqualifizierte Ausbildung wird mit der Digitalisierung noch ein Stück höher qualifiziert werden – damit zugleich aber auch noch weiter an Attraktivität zulegen.“
Des weiteren will die NÖ Wirtschaftskammer das Verständnis zwischen Jugendlichen, Eltern und Lehrern einerseits und der Wirtschaft andererseits fördern. So sollen heuer noch mehr Lehrer zu Schnuppertagen in die Betriebe gelockt und das Bild der Wirtschaft in manchen Schulbüchern verbessert werden.
Herausforderung und Chance gleichermaßen
„Industrie 4.0-Technologien bieten die große Chance, durch Effizienzsteigerungen die Produktion aus Niedriglohnländern zurück nach Europa zu holen“, sagt Thomas Salzer , Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich. Gleichzeitig würden dadurch aber auch neue Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt sowie in der Ausbildung entstehen. „Die neuen Denkweisen in der Fertigung verlangen entsprechendes IT-Knowhow sowie vernetztes Denken – und das beginnt bereits in der Volksschule und muss von einer umfassenden Berufsorientierung in allen Schultypen begleitet werden“, so Salzer. In weiterer Folge entstünden in der Lehrausbildung, an den HTLs sowie an Fachhochschulen neue inhaltliche Schwerpunkte, um den Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften auch in Zukunft abdecken zu können.
Darüberhinaus bekräftigt auch der IVNÖ-Präsident eine oft gehörte Forderung von Wirtschaftsvertretern nach geänderten Rahmenbedingungen, um bestmöglich von diesen Entwicklungen profitieren zu können, wie z.B. neue Möglichkeiten zur Arbeitszeitflexibilisierung.
„Die Vielfältigkeit des Themas Industrie 4.0 erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen dem Wirtschaftsressort des Landes, der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der Industriellenvereinigung Niederösterreich. Die gemeinsame Initiative ermöglicht enge Abstimmung und Zusammenarbeit“, resümiert Bohuslav.
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