Kluge Köpfe vor den Vorhang

Österreich braucht sich in Sachen Innovation nicht zu verstecken. Auszeichnungen wie der Staatspreis Patent oder der TÜV Austria Wissenschaftspreis sind dabei wichtig, denn sie holen geniale Erfindungen ins Scheinwerferlicht und machen sie in der breiten Öffentlichkeit bekannt. [...]

Alle Sieger des TÜV Austria Wissenschaftspreis 2020 waren im Livestream zu sehen. (c) TÜV Austria

Die eingangs erwähnten Wettbewerbe werfen nicht nur ein Licht auf beeindruckende Innovationen, sondern sollen durchaus auch weitere kluge Köpfe anregen, ihre Projekte ebenfalls einzureichen, wodurch wiederum das Innovationsniveau in Österreich hochgehalten wird. Am 9. November fand die Siegerehrung des Staatspreis Patent statt, am 11. November jene des TÜV Austria Wissenschaftspreis. Erstgenannter wird vom Österreichischen Patentamt durchgeführt, der andere vom TÜV Austria. Beide Verleihungen wurden aufgrund der Corona-Pandemie als Livestream abgehalten.

Staatspreis Patent 2020

Dieser zweijährlich durchgeführte Wettbewerb fand heuer das dritte Mal statt und wird von Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, verliehen. Gesucht wurde wie bisher das beste Patent und die beste Marke.

Zum Wohl der Menschheit

Neu hinzu kam, dass gemeinsam mit der UNICEF der Preis auch in der Kategorie »Humanity« verliehen wurde, für Erfindungen mit besonderer humanitärer Bedeutung, die helfen, das Leben der Menschen zu verbessern. Mit 283 Erfindern und Erfinderinnen wie Kreativen war die Teilnehmerzahl so hoch wie noch nie.

Patentamtspräsidentin Mariana Karepova betonte in ihrer Rede, dass außergewöhnlich gute Erfindungen im Österreichischen Patentamt immer zweimal geprüft würden: »Einmal, um zu sagen, ob sie weltweit neu sind. Und ein zweites Mal, ob sie so gut sind, dass sie für den Staatspreis nominiert werden können.«

Die Sieger

Das »Beste Patent« stammte vom 15-köpfigen Team um Miriam Unterlass (TU Wien): Kunststoffe sollen künftig mit heißem Wasser anstatt mit umweltschädlichen Lösungsmitteln produziert werden. Die Herstellung von kristallinen Polyimiden kann nun auf oft unfassbar giftige Stoffe verzichten.

Der Preis in der Kategorie »Humanity« ging an Tibor Zajki-Zechmeister für seinen Tremipen, der das Zittern in den Händen misst und in wenigen Sekunden eine Auswertung liefert. Der Tremipen, der wie ein Kugelschreiber aussieht, zeigt Menschen, die an dieser weltweit häufigsten Bewegungsstörung leiden, in Sekundenschnelle, wie es ihnen geht. Einzige Voraussetzung: Sie müssen den Tremipen nur bei sich tragen.

Last but not least erschweren Wolfgang Langeders Rucksäcke und Taschen das Leben von Taschendieben, indem sie mit einer Alarmsicherung ausgestattet sind und via Smartphone-App vor Diebstahlversuchen warnen. Sie tragen den Namen des altägyptischen Schutzsymbols: »Skarabeos«. Dafür gab es den Preis in der Kategorie »Beste Marke«.

Doch auch die Shortlist ist beeindruckend und kann auf der Website des Österreichischen Patentamts unter www.patentamt.at/staatspreis-
patent-2020 nachgelesen werden.

Claus J. Raidl, Vorsitzender des Kuratoriums des Institute for Science and Technology Austria, hatte den Juyvorsitz Patent und Marke inne. Er sieht in dem Preis »ein Bekenntnis Österreichs zu Innovationen und zum technischen Fortschritt, der helfen wird, dass wir noch stärker ein Land der Innovationen werden und nicht ein Land der Imitatoren.«

TÜV Austria Wissenschaftspreis

Der bereits zum neunten Mal in Folge durchgeführte Preis zeichnet Abschlussarbeiten und Projekte von Absolventen und Absolventinnen von technisch-naturwissenschaftlichen Studien an Universitäten und Fachhochschulen, von HTLs und Unternehmen aus, die durch technische Innovationen und Kreativität glänzen. Insgesamt gab es 80 Bewerbungen mit einem inhaltlich breiten Bogen rund um die Themen Sicherheit, Technik, Qualität und Nachhaltigkeit.

Projekte aus den drei Bewertungskategorien »Uni/FH«, »HTL-Abschlussarbeiten« und »Unternehmen« wurden von der Jury ausgezeichnet. Darüber gab es auch ein Online-Voting, bei dem das Publikum abstimmte.

Die Sieger

In der Kategorie »Universitäten/Fachhochschulen« wurde Lara Bettinelli für ihre Diplomarbeit mit dem Titel »Einfluss des Triebwagens auf die dynamische Tragwerksantwort von einfeldrigen Eisenbahnbrücken bei Hochgeschwindigkeitsverkehr«, die sie an der TU Wien verfasste, mit dem TÜV AUSTRIA Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Im Rahmen der Arbeit analysierte Bettinelli mit einer numerischen Parameterstudie mechanische Zusammenhänge und erhob das Potenzial verschiedener Ansatzpunkte für weiterführende Forschungsprojekte.

Der TÜV AUSTRIA Wissenschaftspreis in der Kategorie »HTL Abschlussarbeiten« ging an das Salzburger Maturantenteam Jakob Buchsteiner, Thomas Eibl, Sebastian Neuhofer und Moritz Taferner für die Entwicklung eines mobilen, gestengesteuerten Robotergreifsystems mit haptischem Feedback, das im Rahmen einer HTL-Abschlussarbeit an der HTBLuVA Salzburg entwickelt wurde.

Das Rennen in der Kategorie »Unternehmen« machten dieses Jahr die Wiener Linien mit ihrem Projekt zur Nutzung von überschüssiger Bremsenergie bei U-Bahn-Zügen. Dabei wird kinetische Energie, die üblicherweise im Bremswiderstand in Wärme umgewandelt wird, in das Wechselstromnetz rückgespeist und anschließend beispielsweise für die Energieversorgung in Stationen genützt. Zwei Anlagen wurden bereits auf dieses System umgerüstet, »erbremsen« jährlich rund drei Gigawattstunden Strom und sparen damit rund 400 Tonnen CO2 ein.

»Auch nach neun Jahren TÜV Austria Wissenschaftspreis sind wir jedes Mal aufs Neue überrascht, an welchen zukunftsweisenden Projekten der Technik-Nachwuchs arbeitet«, konstatiert Stefan Haas das hohe Niveau der Einreichungen.

Beim Publikum konnte Lisa Mitterhuber von der Montanuniversität Leoben in der Kategorie »Universitäten/Fachhochschulen« mit ihrer Dissertation über Methodiken zur Charakterisierung des Wärmetransports von mikroelektronischen Bauteilen punkten. Sie entwickelte im Rahmen ihrer Arbeit eine neuartige Wärmepfadanalyse, die dazu dient, maßgeschneiderte Kühlkonzepte für den verlässlichen und effizienten Einsatz von mikroelektrischen Bauteilen, die in einer digitalisierten Welt immer mehr verbreitet sind, zu erarbeiten.

Der Publikumspreis in der Kategorie »HTL-Abschussarbeiten« ging an Vinzenz Geiger, Kilian Gross und Jakob Merz, deren Abschlussarbeit an der HTL Bregenz sich mit der Automatisierung und einem Sicherheitskonzept für eine Rundholz Kappanlage befasst, wie sie in Sägewerken zum Einsatz kommt.


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