Die Kunst, aus Daten Wissen zu generieren

Seit 30 Jahren ist Annette Green Teil einer spannenden Reise, die mit einem statistischen Modell begonnen hat und heute als Speerspitze der KI-Entwicklung ihre Spuren zieht. [...]

Annette Green, Vice President DACH bei SAS. (c) SAS
Annette Green, Vice President DACH bei SAS. (c) SAS

Als man in den USA der 1960er-Jahre begann, riesige Mengen landwirtschaftlicher Daten zu erheben, gab es kein computergestütztes Statistikprogramm zur Analyse der Ergebnisse. Ein Konsortium aus acht Universitäten kam im Rahmen eines Stipendiums der National Institutes of Health (NIH) zusammen, um dieses Problem zu lösen. Das daraus resultierende Programm, das „Statistical Analysis System“, gab SAS sowohl die Grundlage für den Namen als auch für die Anfänge des Unternehmens. Schnell erkannten andere Branchen die Vorteile, die aus der computergestützten Analyse entstanden: Pharmaindustrie, Versicherungen, Banken und der akademische Bereich gehören heute noch zu den wichtigsten Kunden. So vertrauen 96 der 100 Top-Unternehmen der Fortune Global 500 auf die Stärken von SAS, das die Kunst beherrscht, aus Daten Wissen zu generieren.

Vor 30 Jahren stieß Annette Green zum Unternehmen mit Hauptsitz in Cary, North Carolina. Sie wurde in Deutschland geboren, hat aber ihre Schulzeit bereits in den Vereinigten Staaten absolviert. Sie hält einen Bachelor of Science in Computer Science der North Carolina State University (NCSU) und hat zusätzlich ein Postgraduiertenstudium im Fachgebiet Informatik an der School of Management Sciences der NCSU abgeschlossen. „Ich habe zunächst in einer technischen Position begonnen, danach folgten Produkt-Strategie und -Marketing, Presales und Sales. Da mich schon immer das internationale Geschäft auch jenseits der USA interessiert hat, habe ich die Chance wahrgenommen und die Leitung der DACH-Region übernommen“, sagt Annette Green im transform!-Interview. Seit Anfang des Jahres verantwortet sie als Nachfolgerin von Patric Märki das Geschäft vom Standort Heidelberg aus.

Europäischer und US-Markt im Vergleich

Auf die Frage, was den USA-Markt vom europäischen Pendant unterscheide, antwortet sie: „Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. In beiden Regionen sind die Unternehmen mit der digitalen Transformation beschäftigt und müssen ihre IT von Grund auf ändern. Was ich sehe, ist, dass man sich in der DACH-Region mehr Gedanken über Data Security und Privacy macht.“ Dass trotz hoher regulatorischer Anforderungen Fortschritt möglich sei, zeige etwa die europäische Versicherungsbranche. „Einerseits geht man hier sehr vorsichtig vor, andererseits schafft man es, die Risikoabschätzung und Tarifgestaltung zu verbessern.“ Entscheidend sei es, so Green, „Analytics nicht im stillen Kämmerlein zu betreiben, sondern auf einer transparenten Plattform, auf der nachvollziehbar ist, wer welche Entscheidungen auf Basis welcher Daten getroffen hat. Wenn das berücksichtigt wird, ist viel mehr möglich, als gedacht. Und genau da ist SAS weltweit führend.“

Milliarden-Investition in KI

Annette Green weist darauf hin, dass SAS selbst transformiert: „Es geht in Richtung von mehr Wahlmöglichkeiten für unsere Kunden. Das heißt zum Beispiel, dass Unternehmen zwischen Künstlicher Intelligenz und eher traditionellen Advanced Analytics-Methoden wählen können. Das bedeutet auch, dass wir uns gegenüber Tools von Drittanbietern öffnen. The Power of Choice ermöglicht Data Scientists, mit ihren Lieblingswerkzeugen oder -algorithmen zu arbeiten, die in den Open Source-Bibliotheken verfügbar sind. Last but not least öffnen wir uns hinsichtlich der Kollaboration, um Informationen beziehungsweise Wissen zu teilen.“ Dabei spielt die Cloud eine rasch wachsende Bedeutung: „Wir beraten Unternehmen, wie sie mit der Cloud schnell innovieren, Kosten sparen und wie sie Analytics am besten in ihrer Cloud- und Datenstrategie einbauen können.“ Für die neue DACH-Chefin sei der jeweilige Use Case und das gewünschte Ergebnis das Schlüsselelement für die Wahl der passenden Methode. SAS biete jedenfalls ein großes Spektrum an Möglichkeiten, Modellen und Plattformen.

Welche Bedeutung KI in dieser Strategie spielt, zeigt unter anderem die Ankündigung des Unternehmens, eine Milliarde US-Dollar in den kommenden drei Jahren zu investieren. Das Engagement, das auf Advanced Analytics, maschinellem Lernen, Deep Learning, Natural Language Processing (NLP) und Computer Vision aufbaut, umfasst Software-Innovationen, Schulungen, Expertendienstleistungen und vieles mehr. Die Bildungsprogramme und Services sollen Führungskräfte und Datenwissenschafter mit all jenen Informationen versorgen, die sie brauchen, um ihre Unternehmen KI-fit zu machen. „Mit unseren innovativen Fähigkeiten im Bereich KI helfen wir Unternehmen dabei, Betrug zu verhindern, Krankheiten zu bekämpfen, Risiken besser zu managen, Kunden und Bürgern vorbildlichen Service zu bieten und vieles mehr“, unterstreicht Green die zahlreichen Möglichkeiten einer ausgereiften KI-Strategie.

Eine weitere Ausprägung des KI-Engagements ist die ebenfalls vor kurzem angekündigte Partnerschaft mit NVIDIA, die darauf abzielt, KI besser in die Geschäftsprozesse der Kunden zu integrieren. Durch die erweiterte Unterstützung der Grafikprozessoren von NVIDIA sollen Kunden in den Genuss von leistungsstarken KI-Funktionen wie Bilderkennung und -klassifizierung oder Sentiment-Erkennung kommen. Davon profitieren verschiedenste SAS Lösungen, unter anderem SAS Visual Data Mining, Machine Learning und SAS Event Stream Processing.

Die Zeichen stehen auf Wachstum

Annette Green möchte SAS in der DACH-Region deutlich voranbringen. Dazu gehört etwa der Ausbau der Sales-Mannschaft. Als Zielbranchen hat sie vor allem das Retail- und Consumer Packaging-Segement identifiziert. „In diesen Bereichen gibt es in Europa führende Unternehmen. Wir sehen hier ein sehr große Wachstumschancen sowohl bei Analytics als auch bei der Transformation.“ Ein weiterer Bereich, in dem SAS DACH signifikant investiert, ist die Öffentliche Hand. „Wir helfen bei der Aufdeckung von Betrugsfällen, auch im sozialen Bereich, Steuerhinterziehung oder im Kampf gegen Geldwäsche. Damit leisten wir einen wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag“, sagt Annette Green abschließend.

Über SAS

SAS ist Marktführer im Bereich Analytics und mit mehr als drei Milliarden US-Dollar Umsatz einer der größten Softwarehersteller. Kunden weltweit setzen innovative Software und Services von SAS ein, um Daten in Wissen zu verwandeln und intelligente Geschäftsentscheidungen zu treffen. Seit 1976 verschafft SAS Kunden THE POWER TO KNOW. Mit SAS entwickeln Unternehmen Strategien und setzen diese um, messen den eigenen Erfolg, gestalten ihre Kunden- und Lieferantenbeziehungen profitabel, steuern in Echtzeit die gesamte Organisation und erfüllen regulatorische Vorgaben. Firmensitz der US-amerikanischen Muttergesellschaft ist Cary, North Carolina. SAS Austria hat seinen Sitz in Wien.

Use Case 1: Advanced Analytics für Inklusion

SAS war „Official Analytics Supplier“ der Special Olympics World Games 2019 in Abu Dhabi, dem größten Sportevent für Menschen mit geistiger Behinderung. Mit SAS Viya und SAS Lösungen für Datenintegration wurden Echtzeitdaten aus unterschiedlichsten Quellen im Vorfeld, während und nach dem Event ausgewertet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse hat SAS dem Local Organizing Committee als Grundlage für die operative Planung sowie für klinische Studien zur Verfügung gestellt. Letztere sollen bei der Verbesserung der gesellschaftlichen Integration von Menschen mit speziellen Bedürfnissen helfen.

Über die Plattform stellte SAS Funktionen für KI, Machine Learning und Datenmanagement bereit, mit denen sich Daten aus unterschiedlichsten Quellen auswerten ließen. Dazu gehörten unter anderem Geoinformationen zu Athleten und Zuschauern oder Gesundheitsdaten. So konnte das Komitee die Sicherheit der Athleten gewährleisten, indem ihr Standort und ihre Herzfrequenz in Echtzeit gemessen wurden und somit bei Bedarf ohne Verzögerung medizinische Hilfe bereitgestellt werden konnten. Zudem dienten die Daten zur Logistik- und Versorgungsoptimierung.

Use Case 2: Optimierung der Lieferkette

Der Handelskonzern Carrefour hat sich für SAS Viya entschieden, um seine Lieferkette zu optimieren. Diese Maßnahme ist Teil einer globalen Transformation zur Verbesserung der Customer Experience. Als erster französischer Einzelhändler nutzt Carrefour KI des führenden Analytics-Spezialisten, um Online- und In-Store-Kanäle miteinander zu verknüpfen. Davon erwartet sich das Unternehmen eine optimale Artikelverfügbarkeit und in der Folge eine höhere Kundenzufriedenheit.

Für den Omnichannel-Vertrieb und die Bestandsoptimierung sammelt und verarbeitet Carrefour mit SAS Viya Prozessdaten aus Ladengeschäften, Lagerhallen und Webshops. Die Auswertung dieser Daten soll Downstream-Forecasting auf der einen und Upstream-Bestellung bei Lieferanten auf der anderen Seite verbessern. So sollen sich Überbestände und Food Waste reduzieren.

Nach einer 18-monatigen Testphase wird SAS Viya mit Unterstützung des SAS Partners Capgemini flächendeckend bei Carrefour ausgerollt, so dass die für Beschaffung und Warennachschubplanung zuständigen Teams flexibler zusammenarbeiten und ihre Prognoseprozesse kontinuierlich verbessern können.

Use Case 3: Medikamentenmissbrauch auf der Spur

Das US Department of Health and Human Services hat ein Toolkit mit SAS Programmcode veröffentlicht, das einzelne Behörden dabei unterstützt, Fälle von Opioid-Missbrauch oder -Überdosierung aufzudecken. Damit lassen sich Daten zu verschreibungspflichtigen Medikamenten analysieren, um potenzielle Problemfälle festzustellen. Das Ministerium hat mit SAS bereits 71.000 Fälle identifiziert, in denen ein Verdacht auf Opioid-Missbrauch oder -Überdosierung vorliegt. So hatten fast 58.000 Personen das Zweieinhalbfache der Menge erhalten, die laut der Centers for Disease Control and Prevention kritisch ist. Darüber hinaus hat die Analyse etwa 15.000 sogenannte „Doctor Shopper“ aufgedeckt: Personen, die sich bewusst von verschiedenen Ärzten und Apotheken gleichzeitig Rezepte ausstellen lassen. Aber auch Fehlverhalten von Ärzten lässt sich auf diese Weise aufdecken. „Um das Opioid-Problem effektiv anzugehen, muss man es richtig verstehen“, sagt Dr. R. Kirk Jonas, Director of the National Governors Association Center for Best Practices. „Dafür sind Daten und Analytics entscheidend. Nur so können wir den Betroffenen helfen und Medikamentenmissbrauch verhindern.“

Der Artikel ist in transform! 01/2019 erschienen.


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