FMK 5Gespräche mit Florian Tursky: Vom E-Government zum Smart Government

Gespräch mit Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung [...]

Foto: Firmbee/Pixabay

Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, skizziert, wie man Bürgerinnen und Bürger in Österreich für ein „Smart Government“ am Smartphone gewinnen kann und nennt eine Datingplattform als Vorbild für Usability.

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Transskript des Gesprächs mit Florian Tursky

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Rund 85% der Österreicherinnen und Österreicher wickeln ihre Bankgeschäfte online ab, 64% sogar fast ausschließlich auf dem Handy. Die Zeichen verdichten sich,dass auch komplexe, alltägliche Wege immer mehr auf das Smartphone verlagert werden.

Derzeit läuft eine Debatte um ELGA, das ja ursprünglich als B2B Anwendung entwickelt wurde, große Themen sind auch die Abbildung von Amtswegen auf dem Handy und Applikationen die zB im Verkehrswesen eingesetzt werden. Was uns jetzt interessiert ist, wie ist denn der aktuelle Stand heute?

Tursky:

Wie eingangs erwähnt, nutzen die Österreicherinnen und Österreicher digitale Lösungen dann, wenn sie einfach sind und das alltägliche Leben vereinfachen. Sie haben das E-Banking erwähnt, vor 20 Jahren, als es die ersten Ansätze davon gab, haben viele noch gesagt, „nein, das mache ich nicht, da habe ich Sorge, wenn das online und nicht am Schalter wie gewohnt stattfindet“.

Mittlerweile sehen wir – und das haben Sie mit Zahlen untermauert – dass das Gegenteil der Fall ist: Man macht das, was einfach ist und was bequem ist. Und man hat inzwischen auch Vertrauen beim Thema Geld in diese Online-Lösungen. Das ist ein tolles Beispiel dafür, wie auch staatliche digitale Lösungen aussehen müssen: Sie müssen einfach, transparent und von den Menschen intuitiv bedienbar sein!

FMK:

Sie meinen also einfache Apps?

Tursky:

Vielleicht haben Sie schon mal von der App „Tinder“ gehört, eine Dating Plattform, wo man links und rechts wischt. Ich habe das zwar nicht in Verwendung, aber das ist eine ganz einfache Applikation.

Und wir als Staat konkurrieren mit einfachen Lösungen und dahin wollen wir auch kommen: Mit dem Digital Austria Act, das ist eine digitale Strategie der österreichischen Bundesregierung, haben wir Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen. Wir brauchen einfache, digitale Lösungen, mit denen wir alle Amtswege erledigen können und wir brauchen dazu einen Daily Use Case.

Denn der Grund, warum die Banken funktionieren, ist ja, weil man oft aufs Konto schaut, Der durchschnittliche Österreicher, die durchschnittliche Österreicherin hat jedoch nur 1,2 Amtswege im Jahr.

Da werde ich niemanden dafür begeistern, für diesen einen Amtsweg, der für die meisten der Steuerausgleich ist, eine neue App runterzuladen. Deshalb der Ansatz, täglich mit dem Bürger zu interagieren, mit digitalen Ausweisen, mit neuen digitalen Funktionen.

FMK:

Aber wie schaffen wir es, diesen Erfolg vom Onlinebanking in die Bevölkerung zu tragen? Wie schaffen wir das, bei anderen täglichen Dingen des Lebens, die digitalisiert werden?

Tursky:

Indem wir den Menschen den Mehrwert zeigen! Etwa die digitalen Ausweise: Zukünftig muss niemand mehr seine Ausweise, seinen Führerschein, seinen Personalausweis, in der Geldtasche haben, sondern hat alles am Handy. Man kann digital sein Alter nachweisen, hat den Fahrausweis dabei, aber auch die Identität etwa bei der Post kann zukünftig digital nachgewiesen werden. Das bedeutet, einen einfachen Use Case zu zeigen.

Sie haben ELGA erwähnt. ELGA ist derzeit eine PDF-Sammlung. Ich habe keine Bilddaten drin, ich habe auch nicht die Blutwerte abgebildet. Mich interessiert als Bürger in meiner elektronischen Gesundheitsakte aber, wie sich seit meiner Stellung – welche negativ über die Studienzeit bis hoffentlich jetzt wieder etwas besser – meine Blutwerte entwickelt haben. Das würde ich vielleicht auch gerne in einer Grafik dargestellt haben.

FMK:

Als App am Smartphone, zum Beispiel?

Tursky:

Ja unbedingt, weil das ist eben die Art und Weise wie die Bürgerinnen und

Bürger heute es gewöhnt sind, auch am Handy zu interagieren. Und da müssen wir als Staat nachkommen. Bei Gesundheitsdaten muss das hundertprozentig sicher sein, das müssen wir auch gewährleisten! Aber es darf nicht nur die Sicherheit im Vordergrund stehen, die muss immer gewährleistet sein, sondern eben auch die Usability und dass wir die Ansprüche des Bürgers in die Mitte unserer Arbeit stellen.

FMK:

Sie sehen für die Digitalisierung Österreichs, dass das Smartphone und funktionierende Mobilfunknetze eine Grundvoraussetzung dafür sind?

Tursky:

Ja! Es hat sich das E-Government am Computer zum M-Government, zum „Mobile Government“, verlagert. Zukünftig wird es ein „Smart Government“ sein. Das heißt, dass wir zukünftig versuchen werden, den Bürger, die Bürgerin zu erreichen.

Ich will aktiv Förderung anbieten können, wie wir das bereits jetzt schon bei Unternehmerinnen und Unternehmer machen. Oder ich will aktiv mitteilen, wenn zum Beispiel ein Kind auf die Welt gekommen ist, welche Möglichkeiten es gibt, in Karenz zu gehen. Dafür brauchen wir natürlich eine gute digitale Infrastruktur, sowohl mobil als auch stationär.

Betreffend Mobilfunk ist Österreich ein absolutes Vorzeigeland. Es gibt kaum ein Land in Europa, das einen so guten Handynetzempfang hat. Der einzige Ort zwischen Innsbruck und Wien, wo es nicht funktioniert, ist das Deutsche Eck.

Wir haben zwar noch ein paar Versorgungslücken in Niederösterreich und in der Steiermark, die Lücken werden aber mit den Versorgungsauflagen geschlossen. Viel herausfordernder ist der Glasfaserausbau. Durch den guten Mobilfunknetzausbau waren wir da immer etwas hinten nach. Um diese Lücken bis 2030 zu schließen, nehmen private Unternehmen 6 Milliarden in die Hand, die wir noch einmal mit 1,5 Milliarden fördern.

FMK:

Herzlichen Dank für das Gespräch.


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