Optimierungspotenziale von künstlicher Intelligenz verlangen verantwortungsvollen Umgang

Renommierte Expert:innen berichteten bei der Online-Veranstaltung (TÜV SÜD Impuls) über Entwicklungen von risikobewusstem Einsatz künstlicher Intelligenz in Industrie und Wirtschaft. [...]

Foto: GerdAltmann/Pixabay

Binnen kurzer Zeit haben KI-Anwendungen wie ChatGPT den beruflichen Alltag vieler Menschen verändert und meist auch vereinfacht. Im Rahmen eines Online-Events befasste sich TÜV SÜD in Österreich gemeinsam mit Expert:innen mit Optimierungspotenzialen durch KI-Anwendungen in Industrie und Wirtschaft. Gudrun Ghezzo, Managing Partner Ghezzo GmbH, moderierte die Veranstaltung sowie die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum.

Prozessoptimierung in der Industrie

Industrie und Produktion setzen seit Jahren auf KI zur Prozessoptimierung – speziell im Bereich „Predictive Maintenance“ bei Produktionsanlagen. Ziel ist es, ungeplante Maschinenstillstände bestmöglich vorherzusagen und durch frühzeitige Wartung zu verhindern. KI unterstützt bei der Definition optimaler Wartungstermine.

„Ein KI-Algorithmus lernt auf Basis historischer Datensätze und kann anschließend aktuelle Informationen der Maschine verarbeiten. Dadurch können bereits jetzt erstaunlich präzise Vorhersagen über bevorstehende Ausfälle getroffen werden. Durch vorausschauende Wartung kann das Ausfallrisiko einer Anlage und die damit einhergehende Produktionsunterbrechung deutlich verringert werden. Das reduziert Kosten und steigert die Produktionseffizienz. So konnte etwa ein großer Energieversorger durch Einsatz eines KI-gestützten Systems rund 120.000 Euro innerhalb von nur drei Jahren einsparen“, erklärt KI-Experte Ruben Hetfleisch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Fraunhofer Austria.

Neben der Instandsetzung können laut dem Experten mittels „Reinforcement Learning“ künftig auch besonders herausfordernde Anwendungsfelder in der Produktion erschlossen werden. Anders als bei herkömmlichen Modellen benötigt dieses Prinzip keinen historischen Datensatz, sondern trainiert und optimiert sich anhand einer dynamischen Belohnungsfunktion selbst. Das erlaubt im Gegensatz zu klassischen KI-Systemen den Einsatz in hochkomplexen Umgebungen, in denen sich die Datengrundlage häufig und rasch verändert.

Berichtslegung auf Basis von künstlicher Intelligenz

Routineprozesse nehmen für Menschen viel Zeit in Anspruch und führen häufig zu reduzierter Produktivität. Der Einsatz von KI kann diese Tätigkeiten in Kürze erledigen und menschliche Arbeit unterstützen. 

Maximilian Arrich, Gründer und Geschäftsführer von paraloq, berichtete aus der Praxis: „paraloq hat ein Programm entwickelt, das Unternehmensberichte dahingehend überprüft, ob gängige Standards und Richtlinien eingehalten werden. Etwa bei Nachhaltigkeitsberichten. Die KI setzt diese Aufgabe in Sekunden um, die Ergebnisse benötigen im Nachgang lediglich ein Review. Das spart Mitarbeiter:innen Arbeitszeit und gestaltet deren Alltag effizienter. Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Aktualität der Ergebnisse sind die drei grundlegenden Säulen unserer KI-Anwendungen, um eine objektive Überprüfung des Outputs auch zu ermöglichen.“

Risiken von künstlicher Intelligenz durch Prüfung und Governance entgegnen

Neben Chancen lauern bei der betrieblichen Anwendung von KI auch Risiken. Diese reichen von rechtlichen Fragestellungen über Datensicherheit und -schutz bis hin zu ethischen Grundsatzfragen sowie Nachhaltigkeits-Bedenken. Um diesen zu entgegnen und in Hinblick auf eine kommende EU-KI-Richtlinie, arbeitet TÜV SÜD bereits an einer entsprechenden Prüfung und unterstützt Unternehmen schon heute auf dem Weg zu einem sicheren Umgang mit KI.

„Ähnlich wie die DSGVO wird die KI-Richtlinie der Europäischen Union alle Branchen betreffen. Laut aktuellem Stand würde ein Verstoß gegen die künftige Richtlinie im schlimmsten Fall mit bis zu 7 % des Umsatzes von Unternehmen sanktioniert werden. TÜV SÜD bereitet schon jetzt Unternehmen und Organisationen vorrausschauend auf die neue Regulierung und deren erwartbare Anforderungen vor und unterstützt in den Bereichen KI-Qualität und -Governance. Bereits heute bilden wir speziell geschulte Mitarbeiter:innen aus und begleiten Unternehmen mittels Gap Analysen bei der Zieldefinition und -erreichung. Wir schaffen dadurch die notwendigen Voraussetzungen, um nach Inkrafttreten der Regulierung mittels Audits, Zertifizierung und Testing der KI-Systeme einen sicheren und wirtschaftlich sinnvollen Umgang mit der Technologie zu ermöglichen“, erklärt Philippe Coution, KI-Experte des TÜV SÜD.


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