Seit fünf Jahren bringt der Fachverband UBIT einen (Informations- und Kommunikationstechnik) IKT-Statusreport zur Ausbildung und Beschäftigtenlage in der IT-Branche heraus. Mit alarmierenden Ergebnissen: Hohe Dropoutquoten an Unis und FHs sowie geringer Frauenanteil bei den IT-Studien und fehlende IT-Fachkräfte in der Wirtschaft. [...]
Die Ausgabe fünf des IKT-Statusreport des UBIT (Fachverband für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie in der WK), die in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Institut für Höhere Studien entstand, wurde Ende Jänner präsentiert, wie die Computerwelt berichtete. Hier wird die Zahl der fehlenden IT-Fachkräften in Österreich mit 10.000 beziffert. In der Computerwelt-Expertenrunde zum Thema IT-Fachkräftemangel sah Rüdiger Linhart vom UBIT Wien, bezugnehmend auf den IKT-Report, die Lage noch dramatischer: Er sprach gar von insgesamt 20.000 fehlenden IT-Expertinnen und Experten: „In unserer Branche fehlen ca. 10.000 IT-Fachkräfte und man kann noch einmal von 10.000 Personen in den verwandten Branchen ausgehen.“ Die hohe Drop-out-Quote in IKT-Fächern an Unis und FH, vor allem in den ersten Semestern, sei „besorgniserregend“. An den Fachhochschulen lag die Studienabbruchquote im Jahr 2017/18 bei IKT-Bachelor-Studien bei 44,9 Prozent, an den Universitäten bei 50,6 Prozent. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Die IT-Branche fordert von der Politik seit Jahren mehr Engagement im Bereich Digitalisierung. Es braucht ein IKT-Gesamtausbildungskonzept für Schule, Lehre, Fachhochschulen und Universitäten, wird vom UBIT gefordert. Rüdiger Linhart: „Wir brauchen unterschiedliche Ausbildungswege, wir brauchen Uni- und FH-Absolventen, aber wir brauchen genauso Lehrlinge und Techniker, die sich im Job weitergebildet haben“ Vom UBIT gibt es übrigens auch eine Website zur IT-Lehre in Wien: www.it-lehre.wien
Die Computerwelt hat Martin Puaschitz, Fachgruppenobmann UBIT Wien, und Rüdiger Linhart, stv. Berufsgruppensprecher IT der Fachgruppe UBIT Wien, zum IKT-Statusreport und möglichen Maßnahmen gegen den IT-Fachkräftemangel befragt .
Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse?
Martin Puaschitz: Die Studie zeigt, dass es weiterhin an IT-Fachkräften aus dem universitären Bereich mangelt. Zwar ist bei den Dropout-Quoten ist ein leichter Rückgang zu vermerken, viele ziehen Job dem Studium vor. Aber dennoch ist es für die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft wichtig, dass die Zahl der Informatikabsolventen steigt. Hier gilt es dranzubleiben.
Welche IT-Berufe fehlen denn aus Ihrer Sicht am meisten?
Rüdiger Linhart Unsere Branche ist so vielfältig, dass dies nicht auf einzelene Berufe heruntergebrochen werden kann. Defacto ist in allen IT-Berufen ein Mangel feststellbar, sei es als Programmierer, Projektleiter, Digitalisierungsexperte oder auch Netzwerktechniker, damit sind sowohl Männer als auch Frauen gemeint. Die Breite, die uns als Branche auszeichnet, spiegelt sich so auch hier wieder.
Welche konkreten UBIT-Maßnahmen sind im zweiten Halbjahr 2020 geplant, um dem IT-Fachkräftemangel entgegen zu wirken?
Rüdiger Linhart: Es gilt vor allem Technik interessierte Menschen für die IT-Branche zu gewinnen, das können auch Schulabbrecher aus HTLs sein. Die haben bereits Interesse für den Beruf gezeigt, sind aber in der Praxis vielleicht viel besser aufgehoben als in der Schule. Einer der Maßnahmen ist daher die Bewerbung der IT-Lehre bei den verschiedenen Zielgruppen wie den 10-14 Jährigen, bei Schulabbrechern aber auch bei Maturanten. Jedenfalls fordern wir in diesem Zusammenhang, dass der coronabedingt beschlossene Lehrlingsbonus in Höhe von 2.000 Euro auch über den 31.10.2020 hinaus für IT-Berufe verlängert wird, um so dem Fachkräftemangel auch auf dieser Ebene zu begegnen.
Wie wollen Sie in Wien dafür sorgen, dass mehr Unternehmen IT-Lehrlinge aufnehmen? In OÖ. gibt es schon viel mehr Lehrbetriebe, die IT-Lehrlinge aufnehmen…
Martin Puaschitz: Wir werden hier verstärkt mit potentiellen Arbeitgeberbetrieben Kontakt aufnehmen und die neuen Lehrberufe vorstellen und bewerben. Auch Matura mit Lehre bzw. Lehre mit Matura wird ein Thema sein. Zusätzlich setzen wir auch auf die Zusammenarbeit mit FHs, sei es bezüglich jenen Studenten, die keinen FH-Platz bekommen haben oder das Studium abgebrochen haben. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch die berufsbegleitende Aus- bzw. Weiterbildung.
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