Woran man den richtigen Cloud Broker erkennt

Die Anzahl der Cloud-Anbieter ist in den letzten Jahren stetig gewachsen: Schon 2019 gab es laut Gartner bereits ungefähr 360 PaaS-Anbieter plus 550 Plattform-Services. Heute dürfte die Zahl – der Beliebtheit der Cloud geschuldet – weitaus größer sein. [...]

Foto: GerdAltmann/Pixabay

Die Auswahl, die sich Unternehmen nun bietet, ist groß, wenn nicht gar überwältigend. Anbieter und ihre Angebote unterscheiden sich in Preis und Leistungen teilweise erheblich voneinander. Gleichzeitig hängt für Unternehmen viel an der Auswahl eines geeigneten Cloud-Providers: Compliance-Vorgaben, rechtliche und Security-Anforderungen muss der Dienstleister genauso erfüllen wie eine hohe Verfügbarkeit und niedrige Latenzen – und all das zu einem möglichst geringen Preis.

Die Suche nach einem geeigneten Anbieter kann daher anspruchsvoll sein und die Auswahl des falschen Dienstleisters kann im schlimmsten Fall den Betrieb beeinträchtigen.

Cloud Broker: Vermittler der Wolken 

Ein Cloud Broker vermittelt als unabhängiger Berater zwischen Cloud-Anbietern und Kunden, um die bestmögliche Cloud-Lösung für die Anforderungen des Kunden zu finden. Er ist in der Regel Teil eines IT-Beratungsunternehmens. In seiner Funktion vergleicht er die Dienstleistungen, Kosten und möglichen Risiken der verschiedenen Cloud-Optionen und bietet Beratung und Unterstützung bei der Implementierung und Nutzung der ausgewählten Cloud-Lösung an.

Der Cloud Broker stellt sicher, dass die Cloud-Optionen des Kunden Datenschutz-, Compliance- und Sicherheitsanforderungen erfüllen. Dieses Modell ermöglicht es den Kunden, eine maßgeschneiderte Cloud-Lösung zusammenzustellen, die zu 100 Prozent ihren speziellen Bedürfnissen entspricht. Zudem profitieren sie von einer größeren Auswahl an Multi-Cloud-Diensten, die sie von einem einzelnen Cloud-Anbieter nicht beziehen könnten.

Für Cloud-Computing-Anbieter bedeutet das, dass sie ihre Services innerhalb eines Ökosystems aus unterschiedlichen IT-Dienstleistungen anbieten und so ihren Kunden umfangreiche Cloud-Plattformen bereitstellen können. Der größte Vorteil dabei sind die hohe Individualität und Flexibilität dieser Lösungen.

Kommt ein Cloud Broker auch für mein Unternehmen in Frage?

Ein Cloud Broker eignet sich grundsätzlich für große Unternehmen, die sich entsprechende Dienstleister leisten können. Solche Organisationen verfügen in aller Regel über komplexe IT-Infrastrukturen und -Anforderungen.

Deshalb kommen hier häufiger mehrere Clouds verschiedener Anbieter zum Einsatz. Das Ziel: Vorteile der unterschiedlichen Provider kombinieren und Schwächen ausgleichen. Ein Cloud-Broker trägt dazu bei, die Prozesse hinter den Clouds zu vereinfachen, Kosten zu optimieren und letztendlich die Effizienz der Umgebung zu verbessern.

Darüber hinaus helfen Cloud Broker mit ihrer Expertise Unternehmen dabei, die Sicherheit und  Compliance ihrer Cloud-Infrastruktur zu überwachen und zu verbessern.

Trotz der Vorteile, die ein Cloud Broker mit sich bringt, haben solche Dienstleister auch Nachteile: 

Um seine Kunden mit den besten Cloud-Technologien, -Optionen und -Angeboten versorgen zu können, muss der Cloud Broker immer auf dem neuesten Stand sein – Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sich der Dienstleister über die Marktentwicklungen informiert und diese in seine Beratung mit einfließen lässt.

Tut er dies nicht, laufen Unternehmen Gefahr, veraltete oder im schlimmsten Fall unsichere Cloud-Dienstleistungen zu nutzen. Darüber hinaus erhöht ein Cloud Broker die Komplexität bei der Einhaltung der Sicherheitsanforderungen eines Unternehmens in seiner gesamten Lieferkette: Der Broker bildet eine zusätzliche Ebene zwischen den Cloud-Service-Anbietern und dem Unternehmen, wodurch ein weiteres potenzielles Ziel für Angriffe entsteht.

Hinzu kommt: Sollte der Cloud Broker sein Angebot ändern oder beenden, sind Unternehmen dem erst einmal ausgeliefert. Ein Wechsel des Anbieters und der dazugehörigen Clouds ist mit hohen Aufwänden und Kosten verbunden. Und auch wenn die Cloud generell für sinkende Kosten in Unternehmen sorgt, produziert ein weiterer Dienstleister zusätzlichen Aufwand, der einen möglichen Kostenvorteil wieder relativiert.

Worauf sollten Unternehmen bei ihrem Cloud Broker achten?

Auch bei Cloud Brokern gibt es mittlerweile eine große Auswahl. An diesen Merkmalen erkennen Unternehmen, ob der Dienstleister für sie in Frage kommt:

  • Flexibilität
    • Hierzu gehören sowohl die Anpassungsfähigkeit an den Kunden sowie an neue Technologien und Angebote, beides sind  wichtige Eigenschaften für einen Cloud Broker. Er muss in der Lage sein, sich schnell auf die sich ändernden Bedürfnisse und Anforderungen seiner Kunden einzustellen.
  • Sicherheit
    • Ein guter Cloud Broker verfügt über umfassende Erfahrungen in der Sicherheitsarchitektur von Clouds und kann seinen Kunden sicherheitsrelevante Empfehlungen geben.
  • Kundenorientierung
    • Die Zusammenarbeit mit dem Kunden muss direkt und zeitnah erfolgen, um deren Geschäftsanforderungen zu verstehen und passende Cloud-Lösungen zu empfehlen. Ein nahbarer, direkter Support durch den Broker ist hierbei entscheidend.
  • Expertise
    • Umfassende Fachkenntnisse und Erfahrungen in der Auswahl und Implementierung von Cloud-Lösungen sind für Cloud-Broker unabdingbar: Der Dienstleister sollte über ein tiefes Verständnis der verschiedenen Cloud-Plattformen, Services und Lösungen verfügen.
  • Transparenz
    • Der Cloud Broker sollte transparent arbeiten und seinen Kunden jederzeit vollständige Informationen zu Kosten, Performance und Sicherheit seiner Cloud-Lösungen bereitstellen.
  • Preisgestaltung
    • Gute Cloud Broker bieten eine transparente und faire Preisstruktur an, die auf den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen ihrer Kunden basiert.

Cloud Brokerage für den Mittelstand

Wie können mittelständische Unternehmen nun von den Vorteilen eines Cloud-Brokers profitieren, ohne die entsprechenden finanziellen Mittel aufzuwenden?

Die Lösung besteht darin, speziell ausgerichtete Cloud-Ökosysteme und Multi-Cloud-Plattformen zu nutzen, die eine einheitliche Technologie bieten und es ermöglichen, verschiedene Anbieter eigenständig zu orchestrieren.

Durch die Verwendung der richtigen Plattform können Unternehmen ihre Multi-Cloud-Umgebung entsprechend ihren Anforderungen zusammenstellen, selbst wenn sie über kein spezifisches Know-how im Bereich Cloud-Management verfügen.

Zum Beispiel können Prozessdaten in einer deutschen Cloud verarbeitet werden, um eine geringe Latenzzeit aufgrund der Nähe zum Unternehmensstandort sicherzustellen, während eine andere Cloud an einem ausländischen Rechenzentrumsstandort kostengünstige Storage-Ressourcen für zusätzliche Backups bereitstellt.

In diesem Fall fungiert das Cloud-Ökosystem als Cloud-Broker und stellt Clouds mit unterschiedlichen Merkmalen wie geografischem Standort, Kostenstruktur, Leistungsangebot, Zertifizierungsgrad und Sicherheitslevel in Europa zur Verfügung.

Auch für lokale Anbieter von SaaS-, PaaS- und IaaS-Diensten, die innerhalb des Ökosystems mit dem Plattformbetreiber zusammenarbeiten, bietet dieses Modell viele Vorteile.

Durch ihre Teilnahme am Ökosystem können ihre Anwendungen, Ressourcen und XaaS-Dienste direkt von einem großen Anwenderkreis genutzt werden, einschließlich Kunden anderer Cloud-Provider. Die gegenseitige Kompensation und Abrechnung der genutzten Ressourcen erfolgt in der Regel durch den Plattformbetreiber.

Fazit

Cloud-Broker mit entsprechendem Fachwissen haben in der heutigen digitalisierten Welt eine entscheidende Rolle eingenommen, indem sie Unternehmen bei der Auswahl, Implementierung und Verwaltung von Cloud-Services unterstützen.

Sie vermitteln zwischen Cloud-Anbietern und ihren Kunden, um die bestmögliche Lösung gemäß den Kundenanforderungen zu finden. Darüber hinaus stellen sie sicher, dass die ausgewählten Cloud-Optionen die Kosten-, Sicherheits- und Leistungsanforderungen erfüllen.

Allerdings stellen sie gerade für kleine und mittlere Unternehmen einen zusätzlichen Kostenfaktor dar und schaffen eine weitere Abhängigkeit. Daher sollten KMUs nach Möglichkeiten suchen, ihre Multi-Cloud-Umgebungen eigenständig und unkompliziert zu orchestrieren.

In Zukunft werden umfassende Ökosysteme mit verschiedenen regionalen und nationalen Anbietern, die eine einheitliche Technologie und Benutzeroberfläche verwenden, eine attraktive Alternative zu den großen Cloud-Anbietern und Multi-Cloud-Brokern auf dem Markt darstellen.

*Als CEO von gridscale verantwortet Henrik Hasenkamp die Strategie und Ausrichtung des europäischen Infrastructure- und Platform-as-a-Service-Anbieters gridscale. Davor sammelte  Erfahrung bei der PlusServer AG, beim IaaS-Provider ProfitBricks, der Vodafone-Geschäftssparte „Cloud & Hosting Germany“ und der Host Europe Group.

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