Studie: Künstliche Intelligenz in Investor Relations

Ist KI in den Investor Relations Game Changer oder Challenger in der Finanzkommunikation? Dieser Frage ging eine Studie des Studiengangs Digital Business Communications der FH St. Pölten in Kooperation mit junicorn consulting nach. Studierende befragten 253 börsennotierte Unternehmen und ihre IR-Abteilungen im DACH-Raum zum Thema. [...]

Studierende der Business Communications (c) FH St. Pölten / Peter Rauchecker
Studierende der Business Communications (c) FH St. Pölten / Peter Rauchecker

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, viele Bereiche zu revolutionieren – einschließlich der Investor Relations. „Wir können davon ausgehen, dass KI die Art und Weise, wie Unternehmen mit Investoren und Investorinnen und anderen Stakeholdern kommunizieren und interagieren werden, stark verändert“, sagt Monika Kovarova-Simecek, Leiterin des Masterstudiengangs Digital Business Communications an der FH St. Pölten und merkt an: „Das enorme Tempo, mit der die technologische Entwicklung voranschreitet und neue Sphären durchdringt, zwingt auch IR-Verantwortliche, sich mit KI frühzeitig auseinanderzusetzen.“

Die quantitative Studie beleuchtet:

* in welchem Ausmaß und für welche Aufgaben KI in Investor Relations derzeit eingesetzt wird,
* welche KI-Tools genutzt, aber auch nicht genutzt werden,
* wie es um das KI-Wissen der IR-Professionals steht,
* welche Vorteile, aber auch Herausforderungen und Risiken, sich bei der Anwendung von KI in Investor Relations ergeben,
* und schlussendlich, wie IR-Professionals die künftige Rolle der KI für ihre Arbeit einschätzen und bei welchen IR-Tätigkeiten sie sich den Einsatz von KI vorstellen können.

Zwischen Skepsis und Pioniergeist

Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von Zurückhaltung, aber auch Neugier: Während 34 Prozent der befragten IR-Professionals in künstlicher Intelligenz noch keine unmittelbare Relevanz für ihre Arbeit sehen, erkunden 51 Prozent die Möglichkeiten von KI-Tools und weitere 13 Prozent planen zumindest, KI einzusetzen. „Ein kontroverser Befund, der sich auch mit dem aktuellen Wissensstand zur KI der IR-Managerinnen und Managern erklären lässt“, sagt Kovarova-Simecek. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) schätzt ihr eigenes KI-Wissen selbstkritisch als sehr oder eher niedrig bzw. stark ausbaufähig ein.

KI als kreative Partnerin in der IR

KI wird in Investor Relations hauptsächlich bei Übersetzungen von Texten, zur Textbearbeitung, Ideengenerierung und Recherche eingesetzt. Entsprechend sind die am häufigsten genutzten KI-Tools Deepl (44 Prozent) und ChatGPT (22 Prozent).

IR-Verantwortliche nutzen insgesamt nur ein paar wenige KI-Tools: Von den 16 abgefragten Anwendungen kommen in Investor Relations nur 6 zum Einsatz. Viele der KI-Tools, die in anderen Bereichen durchaus schon verwendet werden, wie DALL-E, Midjourney oder Jasper AI, sind in Investor Relations noch kein Thema.

Potenzial für Berichte Social Media & Co.

Doch IR-Professionals zeigen sich gegenüber den Potenzialen der KI aufgeschlossen. KI-Einsatz können sie sich vor allem in der Content Creation für Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte (63 Prozent), IR-Präsentationen (63 Prozent), die IR-Website (53 Prozent) oder Social Media (45 Prozent) vorstellen. Auch die Vorstellung, KI für Newsletter (41 Prozent) und E-Mails (34 Prozent) zu nutzen, findet unter IR-Professionals Anklang. Für jeden Vierten, jede Vierte (24 Prozent) ist auch der Einsatz von KI bei Chat Bots – derzeit noch kein Thema – vorstellbar.

Begeisterung für Zeitersparung und Effizienz

Diese Offenheit fußt auf den überzeugenden Vorteilen der KI: Zeitersparnis (85 Prozent Zustimmung) und Effizienzsteigerung (84 Prozent Zustimmung) stehen dabei im Vordergrund. Indem lästige Routineaufgaben wegfallen, könnten sich IR-Manager und -Managerinnen auf strategische Aufgaben konzentrieren, was nicht nur zu einer Kostenreduktion führt, sondern auch die Arbeitsqualität verbessert.

Mit der KI kommen auch Challenges auf die IR zu

Die vielversprechende Rolle von KI in Investor Relations geht aber auch mit Herausforderungen einher. Zu klären sind dabei vor allem die Fragen nach Datensicherheit und Datentransparenz (78 Prozent Zustimmung), Cybersecurity-Risiken (59 Prozent), fehlendem Mitarbeiter-Knowhow (50 Prozent), aber auch der Einhaltung IR-spezifischer rechtlicher Anforderungen.

Die erfolgreiche Integration von KI in Investor Relations erfordert daher nicht nur das Nutzen der Chancen, sondern auch strategische Planung und Sicherheitsmaßnahmen.

Eine Zukunft voller Möglichkeiten

„Unsere Studie spiegelt nicht nur den aktuellen Stand der KI-Nutzung in Investor Relations wider, sondern zeichnet auch die Konturen einer Zukunft, in der KI eine Schlüsselrolle in der IR-Kommunikation und Interaktion mit Investoren und Investorinnen und anderen Stakeholdern spielen könnte. Ein Zukunftsbild, das sowohl Herausforderungen als auch unermessliche Möglichkeiten birgt, und ein klares Signal sendet: Die Zeit, die KI in der IR ernst zu nehmen, ist jetzt!“, sagt Kovarova-Simecek.

Am 22. März 2024 wurde Studie im Rahmen des Webinars „KI in der IR – Game Changer oder Challenger“ präsentiert.

Über die Studie

Im Rahmen der quantitativen Studie wurden IR-Verantwortliche (44 Prozent Head of IR, 39 Prozent Senior IR-Manager*innen) von börsennotierten Unternehmen im DACH-Raum zum Thema KI in der IR befragt. Das Sample umfasst 253 Unternehmen, die in den Indizes DAX (40), MDAX (50), SDAX (70), SMI Expanded (50) und dem Prime Market der Wiener Börse (43) vertreten sind. Das entspricht einer Rücklaufquote von 34 Prozent. An der Online-Befragung nahmen 86 IR-Manager*innen aus Deutschland (60 Prozent), Österreich (36 Prozent) und der Schweiz (4 Prozent) teil. Vertreten waren vor allem Large Caps (38 Prozent), Mid Caps (48 Prozent), aber auch Small, Micro und Nano Caps (14 Prozent). Mit der Ausnahme der Medienbranche werden in den Ergebnissen alle Sektoren repräsentiert.


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