Meer-Müll im digitalen Wandel

Dieses Interview mit Lara-Marie Pascher, eine der Gewinnerinnen der österreichischen MINT-Girls Challenge 2021, gibt Hoffnung und zeigt, wie junge Menschen die Digitalisierung für eine bessere Welt einsetzen, damit auch unsere nächsten Generationen dieses so besondere Phänomen Erde erleben können. [...]

Lara-Marie Pascher, Schülerin und Gewinnerin der MINT-Girls Challenge 2021: "Mein Ziel ist es, dazu beizutragen, dass es uns in der Zukunft besser geht. Und mit uns meine ich uns Menschen sowie auch unsere Umwelt." (c) Pascher

Unser blauer Planet atmet bereits schwer und nicht zuletzt sind wir Menschen dafür verantwortlich. Unsere Kinder und Jugendlichen gehen bereits auf die Straße und demonstrieren für besseren Umweltschutz – sie zeigen uns immer wieder auf, dass wir alle endlich wesentlich mehr dafür tun müssen. Nachhaltigkeit ist im Zeitalter der Digitalisierung zu einem der größten Trends geworden. In diesem Zusammenhang konnte ich mit Lara-Marie Pascher sprechen, eine der Gewinnerinnen der österreichischen MINT-Girls Challenge 2021, und dabei in Erfahrung bringen, was das Thema „Meer-Müll“ konkret mit dem digitalen Wandel zu tun hat. Dieses Interview gibt große Hoffnung und zeigt, wie junge Menschen die Digitalisierung für eine bessere Welt einsetzen, damit auch unsere nächsten Generationen dieses so besondere Phänomen Erde erleben können.

Liebe Lara-Marie, vielen Dank für die besondere Möglichkeit, mit dir ins Gespräch zu kommen. Du bist eine der Erstplatzierten der österreichischen MINT-Girls Challenge 2021. Ich gratuliere dir sehr herzlich dazu und bin sehr stolz auf dich. Wie kam es dazu? Kannst du uns kurz vermitteln, wer du bist, was dich als Mensch auszeichnet und warum du bei der MINT-Girls Challenge 2021 mitgemacht hast?
Ich bin Lara und bin 17 Jahre alt. Ich bin in Wien geboren und aufgewachsen, habe Waldviertler Wurzeln und gehe seit meinem 14. Lebensjahr in England – zirka zweieinhalb Stunden südwestlich von London – zur Schule. Derzeit mache ich meinen IB-Abschluss (International Baccalaureate, Internationale Matura) und befinde mich in der Abschlussklasse. Das heißt, ich habe gerade viel zu tun und viel zu lernen.

Was meine Interessen betrifft, so habe ich seit ich in meine Schule in England gehe immer öfters gemerkt, dass mich Technik mehr und mehr interessiert. Ich habe dort die Möglichkeit bekommen, in den Unterrichtsfächern mit technischen Themenstellungen in Berührung zu kommen. Und dabei ist mir aufgefallen, dass mir das sehr gut gefällt und ich gerne an technischen Problemstellungen arbeite. Die Herausforderung, Kreativität mit Technik zu verbinden, fasziniert mich. Generell würde ich mich als kreativen Menschen einschätzen. Ich weiß zwar nicht, ob das in der Schule immer ein Vorteil ist – zum Beispiel in Mathe und Physik – aber dafür habe ich verrückte Ideen. Und oftmals sind kreative Lösungswege auch in Mathematik und Physik gefragt.

Mein Ziel ist es, etwas dazu beizutragen, dass es uns in der Zukunft besser geht. Und mit „uns“ meine ich uns Menschen sowie auch unsere Umwelt. Ich bin der Überzeugung, dass hier jeder gefragt ist, aktiv mitzuwirken und einen Beitrag zu leisten. Und ich glaube, dass ich persönlich das am Besten durch die Entwicklung von neuen Lösungsansätzen machen kann. Mich interessiert dabei vor allem umweltfreundlicher Transport und generell, wie sich Technologie mit Nachhaltigkeit gut vereinen lässt.

Im Rahmen eines Produktentwicklungsprojektes im Bereich Design & Technology habe ich mich mit dem Problem der Wasserverschmutzung beschäftigt. Dabei habe ich verschiedene Modelle für „Meer-Müll-Sammler“ entwickelt. Dass ich dann mit meiner Produktentwicklung bei der MINT-Girls Challenge 2021 den ersten Preis in der Kategorie Oberstufe gemacht habe, macht mich natürlich sehr stolz und motiviert mich, an der Realisierung meiner Ideen weiterzuarbeiten.

Unser blauer Planet ist eines der größten Wunder im unendlichen Meer des Universums. Es ist wunderschön zu sehen, wie du dich bereits als junger Mensch für eine bessere Welt einsetzt. Du gibst uns allen Hoffnung und zeigst, dass Digitalisierung durchaus im Sinne einer besseren Welt eingesetzt werden kann und soll, wie ich persönlich empfinde. Wieso ist dir als junger Mensch gerade das Thema Umweltschutz so wichtig geworden?
Das Thema Umweltschutz beschäftigt, glaube ich, uns alle. Und seitdem ich klein war, ist das Thema immer mehr in den Vordergrund gerückt. Es ist generell wichtig, dass dem Thema genügend Aufmerksamkeit gegeben wird. Ich sehe es als einen Teil meiner Verantwortung, dass auch ich mich darum kümmere, dass mit unserem Lebensraum achtsam umgegangen wird. Die Technologie hat dabei, so finde ich, eine spezielle Rolle. Aber wir müssen schauen, dass wir die Ressourcen nachhaltig einsetzen – denn davon haben wir alle den größten Benefit.

Mir ist es wichtig, dass wir vorsichtig und respektvoll mit unserer Erde umgehen. Die Wasserverschmutzung ist eine der größten Herausforderungen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind – insbesondere die Tonnen von Plastik, die jedes Jahr in die Ozeane gelangen. Dies stellt eine große Gefahr für Mensch und Tier dar. Durch die Produktentwicklung verschiedener Modelle von Meer-Müll-Sammlern möchte ich ermöglichen, dass viele Anwenderinnen und Anwender kollektiv dazu beitragen, die Gewässer laufend zu säubern.

Mit deinem Projekt „Meer-Müll-Sammler“ zeigst du sehr schön, wie digitale Produkte der Zukunft uns Menschen helfen werden. Zu Recht hast du mit deiner Produktidee die österreichische MINT-Girls Challenge 2021 gewonnen. Die Zeichnungen und Skizzen deiner Erfindung erinnern an die der berühmten und weltverändernden Erfindungen von Leonardo da Vinci. Kannst du uns vermitteln, was der „Meer-Müll-Sammler“ genau macht, wie er uns Menschen helfen wird und was das Ganze mit Digitalisierung zu tun hat?
Meiner Recherche nach gibt es viele Produkte, die sich darum kümmern, dass es weniger Müll in den Ozeanen gibt. Die Technologien, die es dazu bereits am Markt gibt, sind im Moment jedoch nicht in der Lage, das Ausmaß des Problems zu beheben. Deshalb habe ich die Idee gehabt, verschiedene Modelle an Meer-Müll-Sammlern zu entwickeln, die für alle erhältlich sein sollen und einfach zu benützen sind, um damit viele kleine Mengen an Plastik zu sammeln und die Gewässer zu reinigen. Durch ein solches Produkt könnte Jeder einen kleinen Beitrag zur Säuberung von Gewässern beitragen. Denn die Summe macht den Unterschied. Ich denke, dass mein Ansatz Potenzial hat – statt der großen Projekte, die oftmals aufwendig und teuer sind. Damit kann jede Einzelne und jeder Einzelne einen Beitrag für sauberes Wasser und Umweltschutz leisten.

Meine Ideen skizziere ich mit der Hand. Ich mache dann einen Feinschliff und setze ihn mittels CAD digital um. Auch habe ich mittels 3D-Druck Prototypen gestaltet. Digitalisierung spielt natürlich eine weitreichende Rolle, nicht nur als unterstützendes Tool für die Realisierung von Produkten. Digitalisierung ist die Schnittstelle zwischen Produkt und Anwenderinnen und Anwendern für die optimale Interaktion von Maschine und Mensch – als Zusammenarbeit für eine bessere Zukunft.

Der digitale Wandel ist ein interdisziplinärer und benötigt vor allem Kompetenzen aus den verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen. Deine Produktidee „Meer-Müll-Sammler“ ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie eben verschiedenste Fachbereiche aufeinandertreffen, um einen Mehrwert für die Menschheit zu schaffen. Welche Rolle spielen dabei künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen? Und warum ist es deiner Meinung nach so wichtig, dass wir Menschen ausbilden, die interdisziplinär denken und handeln können?
Ich glaube, dass das interdisziplinäre Denken mehr und mehr gebraucht wird und auf alle Fälle viele Vorteile hat. Die Problemstellungen werden meines Erachtens immer komplexer und benötigen die Zusammenarbeit vieler verschiedener Fachbereiche – speziell in der Digitalisierung. Interdisziplinäres Denken unterstützt vor allem auch, wenn man eine Idee hat: Diese kann gleich weiterentwickelt werden und man hat eine Ahnung davon, wie diese Idee in die Realität umgesetzt werden kann. Digitalisierung wie auch künstliche Intelligenz sehe ich als Hilfsmittel. Wir brauchen diese Technologien und Möglichkeiten. Dort, wo sie sinnvoll eingesetzt werden, sollen sie auch genutzt werden. Künstliche Intelligenz wird, glaube ich, in Zukunft eine große Rolle spielen. Sie kann und darf aber den Menschen nicht ersetzen, vor allem, weil die Gesamtverantwortung – Gesellschaft, Erde und Umwelt – bei uns Menschen liegt.

Wir leben in einer sehr herausfordernden Zeit, mit Maschinen, die von uns Menschen lernen und menschliches Verhalten simulieren, mit einer Pandemie, die uns alle täglich beschäftigt, und mit Umweltschäden, die unseren Planeten so schwer belasten. Wir digitalisieren im Eiltempo und viele Menschen haben berechtigterweise auch Angst vor dieser neuen Welt. Wie siehst du als Jugendliche die Zukunft, wie gehst du mit deinen eigenen Ängsten um und warum brennt in dir diese Leidenschaft, dich mit deinen Ideen für eine bessere Welt einzusetzen?
Der Einsatz von Technologie hat Vorteile, aber auch Nachteile. Da der Fokus meist auf dem technologischen Fortschritt liegt und wenig auf dessen Auswirkungen, ist darauf besonderes Augenmerk zu legen. Mir ist es daher wichtig, dass wir Technologie ganzheitlich einsetzen und in Bezug auf uns Menschen und die Erde so nutzen, dass wir mit dem technischen Fortschritt etwas Gutes tun. Dabei müssen natürlich ethische und moralische Richtlinien genau definiert und eingehalten werden.

Und was die Frage zu meinen Ängsten betrifft: Natürlich habe ich Angst. Ich bin ein Mensch und Ängste gehören, so sagt meine Mama, zum Leben dazu. Was die Zukunft betrifft, weiß ich nicht, was passieren wird, doch ich will das Beste daraus machen und denke auch, dass es viele Menschen gibt, die an einer guten Zukunft interessiert sind.

Was mich derzeit fasziniert, sind Autos. Ich habe im Sommer den Führerschein gemacht und freue mich immer, wenn ich selbst mit dem Auto fahre. Dass derzeit auf E-Mobility gesetzt wird, wissen wir alle. E-Autos haben bekanntlich einen Vorteil gegenüber Verbrennern, was die Umwelt angeht. Nur sollen wir schon jetzt schauen, was in ein paar Jahren mit den Batterien passieren soll. Das interessiert mich momentan. Im Rahmen meines IBs habe ich mich mit dem Thema befasst, wie der Lebenszyklus von Autobatterien mithilfe eines „Second Lifes“ verlängert werden kann.

* Der Autor Nahed Hatahet ist Transformationsexperte, Speaker, Berater und Mentor.


Mehr Artikel

News

E-Autos: Österreichs BEV-Markt bricht leicht ein

Nach dem rasanten Rekord-Wachstumskurs im Jahr 2023 wird der E-Auto-Boom in Österreich vorerst etwas ausgebremst: Der Absatz von reinelektrischen Fahrzeugen (BEV) wies im ersten Quartal 2024 nun erstmals seit Anfang 2023 wieder einen leichten Rückgang von 4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*